Kapitel 71

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Ungeduldig schritt Bakugo in dem großen Raum auf und ab, während er darauf wartete, dass seine Teamkollegen zurückkamen, oder sonst irgendetwas zu hören war, um herauszufinden, wie es gerade stand. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn sie gemeinsam hier gewartet hätten, doch er wollte es nicht darauf ankommen lassen. Sie mussten einfach auf Zeit spielen. Ganz einfach. Deswegen würde er die Eindringlinge, sollten sie es wirklich hierher schaffen, so lange beschäftigen, bis die Zeit abgelaufen war. Das war zwar kein Sieg, den Katsuki als ideal ansah, aber es war die einzige Möglichkeit, Ruhmreich aus diesem Test hinaus zu gehen.

Sein Blick fixierte die Tür, der den einzigen Weg darstellte, diesen Raum zu betreten. Noch einmal wandte er sich zu der Stelle um, an der er den Koffer hinter beweglichen Aktenschränken und Planen versteckt hatte, ehe er sich auf den Weg machte, um einen Blick nach draußen zu werfen, um nach dem rechten zu sehen. Was war viel zu still für seinen Geschmack. Schließlich war nicht mehr viel Zeit, die sie bereits für ihre Besprechung genug vergeudet hatten, und die Extras der anderen Gruppe hatten sich noch nicht blicken lassen. Vielleicht hatten sie aber auch nur bereits aufgegeben.

So sehr er sich jedoch nur zu gerne darauf verlassen würde, wusste er es doch besser. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass die anderen ganz in der Nähe waren. Langsam bewegte er sich durch den Raum, auf die Tür zu. Doch er konzentrierte sich auf seine Umgebung, und spitzte die Ohren. Als er tatsächlich etwas hinter sich rascheln hörte, wandte er sich schnell um, hob seinen Arm und feuerte eine Explosion ab.

Flink wich die dunkle Silhouette, die sich hinter ihm befunden hatte, aus und duckte sich unter dem Angriff hinweg. Den Arm immer noch erhoben, schritt Katsuki auf den Eindringling zu. „Dachte ichs mir doch, dass sich da was versteckt hat. Wie bist du hier reingekommen, Eyebags?", wollte er wütend knurrend wissen. Die Tür hatte er die gesamte Zeit über im Auge behalten und es gab keine Fenster. Wie hatte diese kleine Ratte sich also hier reinstehlen können?

Langsam richtete Shota sich wieder auf, wich ein wenig zurück, während Bakugo auf ihn zu kam. „Das werde ich dir bestimmt nicht auf die Nase binden!", erklärte er dem Aschblonden, dem diese Antwort natürlich nicht gefiel.

„Tsk", gab Dynamight von sich, „seit wann bist du so frech?" Von dem schüchternen Jungen, den er in den letzten Wochen kennen gelernt hatte, war im Augenblick recht wenig zu sehen. Stattdessen nahm Eraserhead sogar instinktiv eine Kampfpose ein. „Du schuldest mir immer noch einen richtigen Kampf. Lass uns das nachholen!" Katsuki erinnerte sich noch gut an die Unterrichtseinheit, die stattfand, gleich nachdem Aizawa in einen Jugendlichen verwandelt wurde. Present Mic hatte von Shota verlangt, dass er gemeinsam mit Hitoshi ein Team bilden sollte, das gegen Katsuki und Eijiro antrat. Natürlich hatte der Junge damals kläglich versagt und Bakugo war enttäuscht gewesen. Nun allerdings hatte der junge Undergroundhero einiges dazu gelernt und etwas Selbstvertrauen dazu gewonnen. Diesmal wollte Katsuki also einen richtigen Kampf mit der jüngeren Version seines Lehrers austragen.

Wie hätte der junge Eraserhead diese peinliche Schmach auch jemals vergessen können. Damals hatte ihm die Enttäuschung, die Bakugo ihm entgegen gebracht hatte, mehr wehgetan als die Niederlage selbst. Er hatte sich beschissen gefühlt, weil alle so eine hohe Erwartung von ihm gehabt hatten. Auch wenn er diese Gefühle auch jetzt noch verspürte, wusste er, dank seiner Tante, dass es absurd war. All das Wissen und Können steckte noch immer in ihm, und durch das zusätzliche Training von Yagi war er auch noch stärker als damals. „Dann zeig mal, was du kannst", forderte Aizawa auf, griff nach dem Ende seines Fangtuchs und schnellte nach vorne, als er bemerkte, dass Bakugo die Aufforderung sofort ernst nahm.

Da Shota bisher sehr oft zugesehen hatte, wie seine neuen Mitschüler miteinander trainierten, und er auch schon einmal einen Blick in Midoriyas Notizbuch werfen durfte, kannte er die Strategie, mit der Katsuki oft angriff. Zuerst ein Hieb mit links, dann rechts. Schnell duckte Aizawa sich unter den Armen des anderen hinweg, schaffte es, ihm einen Schlag mit dem Ellenbogen in die Magengrube zu verpassen, ehe er sich hinter dem Aschblonden aufrichtete, und das Fangtuch nach ihm werfen wollte. Doch Bakugo wandte sich so schnell um, dass Eraserhead erneut ausweichen musste.

Ein Spiel auf Zeit, dachte Katsuki sich immer wieder, während er mit gezielten Explosionen dafür sorgte, dass Shota von den Schränken weggelotst wurde und drängte ihn immer mehr auf die Tür zu. Da er nicht wusste, was genau es brauchte, um zu gewinnen, wollte er den Dunkelhaarigen nicht einmal in die Nähe des Koffers lassen. Nicht, dass es am Ende bloß reichte, einen Finger auf dem Metall zu haben. Also musste er den Jungen von dem Gegenstand fernhalten, um jeden Preis.

Tatsächlich störte Aizawa dieser Umstand nicht wirklich, viel mehr ließ er sich darauf ein, durch den Raum gescheucht zu werden, während er sich immer wieder hinwegduckte, immer darauf bedacht, die Tür im Rücken zu haben und, Katsuki mit dem Blick auf ihn gerichtet. „Deine großen Manschetten machen dich unglaublich langsam, weißt du das?", merkte Shota an, als er erneut unter einem Hieb hinwegtauchte und mit dem Ellenbogen voraus auf Bakugos Unterleib zueilte. Diese Bewegung sorgte dafür, dass der Aschblonde nach hinten taumelte und wütend schnaubte.

„Das denkst auch nur du!", murrte Dynamight wütend, hob beide Arme und zielte auf Eraserhead. Durch die Bewegungen hatte sich endlich genug Schweiß angehäuft, um seinen besten Move einsetzen zu können, dass würde den kleinen Dummschwätzer erst einmal außer Gefecht setzen.

Doch gerade als er den Angriff abfeuern wollte, nahm er eine Bewegung im Augenwinkel war, die ihn herumfahren ließ. „Was soll der Scheiß?", fragte er genervt. Einen Arm hielt er in Richtung Shota, während er mit dem anderen auf den weiteren Eindringling zielte. Hinter ihm stand Ochako, mit dem Koffer, den sie an sich presste. „Lass den sofort fallen, Round Cheeks!", forderte er das Mädchen auf, das jedoch gar nicht erst daran dachte.

Da Bakugos Aufmerksamkeit im Augenblick mehr auf Ochako lag, als auf Shota, nutzte der Dunkelhaarige diesen Umstand aus. Mit wenigen Schritten war er bei ihm, schnappte sich den Arm, der auf ihn gerichtet war, wickelte mit einer schnellen Bewegung sein Fangtuch darum und eilte zum anderen Arm, um Katsuki zu fesseln. Der wehrte sich jedoch und schleuderte Aizawa mit Schwung auf Uraraka zu.

Der junge Heldin blieb keine Zeit, um auszuweichen, weswegen Shota gegen sie prallte und beide zu Boden gingen. „Dachtet ihr etwa, dass ihr mich so einfach an der Nase herumführen könnt? Gebt den beschissenen Koffer her!", brüllte er. Wütend aufstampfend kam er näher, während Eraserhead sich von Ochako rollte. Katsuki hatte das Fangtuch längst von seinem Arm abgestreift und zielte nun mit beiden Armen auf die beiden. Schnell griff Shota nach dem Koffer, als er bemerkte, dass die Handflächen des Jungen zu glühen begannen. Gerade noch rechtzeitig hob er den schweren Metallgegenstand hoch, um sich und Uravity vor der Explosion weitgehend zu schützen. Dennoch reichte die Wucht des Angriffes aus, um sie nach hinten rutschen zu lassen.

„Du musst verschwinden, Uravity. Ich halte ihn hin", rief Shota über seinen Rücken.

Ochako nickte und wollte nach dem Koffer greifen, doch Katsuki war schneller, packte den Griff des Koffers und zog somit Shota, der sich daran festklammerte, nach vorne. Somit konnte sie das Metallding nicht mehr erreichen. Triumphierend wartete Bakugo darauf, dass das Mädchen ebenso nach dem Koffer greifen würde, doch stattdessen legte sie ihre Fingerkuppen aneinander und begann davon zu schweben.

„So werdet ihr aber nicht gewinnen!", lachte Katsuki auf.

„Bist du dir da sicher?" Shota grinste schief, als der Aschblonde zu ihm sah. Ehe Dynamight nachfragen konnte, was er damit meinte und ob er vielleicht blind war, betätigte Aizawa einen Schalter an dem Koffer, der Katsuki bisher noch nicht aufgefallen war. Keine Sekunde später ließ Eraserhead den Koffer sofort los und eilte zu Ochako, und warf seine Fangwaffe zu ihr hoch, damit sie ihn mit sich nach oben zog.

Verwirrt darüber, sah Bakugo nach oben, um zu erkennen, dass diese bescheuerten Extras tatsächlich den Lüftungsschacht benutzt hatten. Doch noch ehe er irgendwie reagieren konnte, explodierte der Koffer neben ihm plötzlich und hüllte ihn in dunklen Rauch. „AAAAARGH!", brüllte er wütend drauf los.

Nur einen Wimpernschlag später ertönte ein lauter Gong, der bedeutete, dass die Zeit um war. Mit den Armen herumfuchtelnd, damit der Rauch sich lichtete, stapfte Katsuki zu dem Versteck, in der er den richtigen Koffer noch verborgen glaubte. Nie im Leben hatten diese dämlichen Idioten es geschafft ihn zu überlisten. Die Explosion war bestimmt nur eine Finte gewesen. Es durfte gar nicht anders sein!

DeAged TroublesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt