Kapitel 26

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Über den kaputten Spiegel war Recovery Girl wenig erfreut, doch sie war dafür die beiden sechzehnjährigen Lehrer gehen zu lassen, vor allem auch deswegen, weil immer wieder Schüler der A-Klasse vorbeikommen, und mit ihnen plaudern wollten, und Toshinori nach wie vor Ruhe brauchte, auch wenn es ihm schon wieder besser ging. Sie mussten jedoch versprechen, abends wieder zu kommen, und das Schulgelände unter keinen Umständen zu verlassen. Natürlich fiel es Shota nach gestern nicht schwer, dem Versprechen zuzustimmen. Nur Hizashi fand es gemein, dass er nun kein Abenteuer erleben konnte und fühlte sich bevormundet.

Dabei hatte er jedoch nicht damit gerechnet, dass der Tag dennoch nicht langweilig werden würde. Kaum als sie das Wohnheim der 1-A betreten hatten, stand vor ihnen eine ziemlich sauer wirkende Nemuri, in ihrem Heldenkostüm und hatte die Arme in ihre Hüften gestemmt. In ihrer rechten Hand hatte sie sogar ihre Peitsche, die sie sofort knallen ließ, als die beiden sie entdeckten. „Mit euch habe ich ein Hühnchen zu rupfen!", knurrte sie.

„Ach du scheiße, ist die groß geworden", entfuhr es Hizashi erschrocken, während er versuchte sich hinter Shota zu verstecken, der ebenso ein wenig vor der Peitsche zurückwich. Eine wütende Nemuri hatte nie etwas Gutes zu verheißen. Und da sie ein gutes Stück größer als die beiden war, sah sie furchtbar furchteinflößend aus.

„Was fällt euch eigentlich ein, so eine Dummheit zu begehen?", fuhr sie die beiden an, ehe sie sich an Shota wandte, „vor allem du! Mich eiskalt anzulügen und dann meine Unterschrift zu fälschen! So etwas hätte ich von diesem Idioten erwartet, aber nicht von dir!" Erneut knallte ihre Peitsche in der Luft, was die beiden Jungen zusammenzucken ließ. Die R-Rated Profiheldin schien wirklich außer sich zu sein. „Du hast nicht nur dich selbst in Gefahr gebracht, sondern auch deine Schüler! Und ..."

Immer weiter wichen Shota und Hizashi zurück, während Kayama sich in Rage redete. Als Yamada jedoch merkte, wie sehr die Dunkelhaarige auf seinen Freund losging, trat er hinter ihm hervor und stellte sich schützend vor ihm, ehe er seinen Mut zusammenkratzte und ihr ins Wort fiel. „Hör doch auf, ihn so fertig zu machen!", versuchte er ihr die Stirn zu bieten, „einmal in seinem Leben geht er aus sich raus und unternimmt etwas mit anderen, freiwillig, und du machst ihn nieder. Gratuliere, dann brauchst du dich nicht wundern, wieso er immer so ne Spaßbremste ist und in seinem Schneckenhaus lebt!" Es war schwer, sich vor Nemuri und ihrem Vorbau irgendwie zu behaupten, doch Hizashi gab sein bestes, um seinen Freund zu verteidigen. Shota hatte es immerhin nicht verdient, so zur Schnecke gemacht zu werden.

Währenddessen wurde Shota hinter dem Blonden immer kleiner. Es war ihm furchtbar unangenehm und Nemuri hatte auch Recht. Er hatte alle in Gefahr gebracht. „Es tut mir leid ...", murmelte er leise in den Kragen von Hizashis Sportuniform, die man dem Blonden zum Anziehen gegeben hatte, damit er nicht nackt herumlaufen musste. Am liebsten wäre er im Boden versunken, um dieser Lage zu entgehen. Die vielen Augenpaare, die auf ihnen lagen, machte die Lage nicht besser.

Glücklicherweise waren ein paar Schüler der A-Klasse ebenso tollkühn wie Yamada und kamen den beiden Jugendlich zur Hilfe. „Midnight-Sensei! Es ist nicht seine Schuld, wir haben ihn dazu angestiftet!", erklärten Mina, Hanta und Denki. „Wir haben es ausgenutzt, dass er nicht in die Krankenstation wollte und wollten, dass er auch etwas erlebt, solang er noch in unsrem Alter ist", gestand Mina, „das hätten wir nicht tun dürfen!" Sofort traten sie näher und nahmen ebenso Stellung ein, um ihren Klassenlehrer zu schützen.

Obwohl Tenya von Anfang an gegen die Idee gewesen war, dass die anderen sich durch Lügen und falschen Tatsachen vom Gelände geschlichen hatten, stellte auch er sich zwischen Midnight und die beiden Jugendlichen. „Sie können ihn im Moment nicht vorhalten, dass er verantwortungslos gehandelt hat. Er ist genauso wie wir ein Jugendlicher und kann nicht zur Verantwortung gezogen werden. Natürlich war es falsch, allerdings können Sie sein Handeln nicht mit dem vergleichen, was er als Erwachsener gemacht hätte!", erinnerte Iida die Lehrerin und auch die anderen nickten.

Tatsächlich schienen die Worte des Klassensprechers sie ein wenig zu besänftigen. Zumindest ließ sie die Peitsche sinken und legte eine weniger wütende Miene auf. Shota war bereits kaum mehr hinter Yamada zu sehen, so klein hatte er sich gemacht. „Tut mir leid, Shota", entschuldigte sich Nemuri schließlich, „ich war nur so sauer, weil du mich ausgenutzt hast. Hound Dog hat mich heute Morgen zur Schnecke gemacht, den Ärger hab ich wohl jetzt auf dich übertragen." Vielleicht hätte sie sich wirklich vorher abreagieren sollen, bevor sie auf die beiden zugetreten war. Aber nachdem sie davon gehört hatte, dass Hizashi Blut gespuckt hatte, und die Schüler gegen die Liga gekämpft hatte, war ihre Sorge, aber auch der Ärger darüber, dass sie den Ausgang erlaubt hatte und somit mitverantwortlich war für diese Sache, übergekocht.

„Hm", gab Shota nur leise von sich und sah kaum auf. Er schämte sich dafür, dass gestern noch gedacht hatte, dass er etwas Großartiges vollbracht hatte, während er gegen die Schurken gekämpft hatte. Dabei war es nur logisch gewesen, die anderen zu beschützen. Als Lehrer war das schließlich ohnehin seine Aufgabe. Es war also nichts, worauf er oder Hizashi stolz sein konnten. Ohne weiter auf die anderen zu achten, wandte er sich einfach um, löste sich von Hizashis Rücken und verschwand durch die Tür. Wenn er schon nicht im Erdboden versinken konnte, wollte er auf andere Weise verschwinden. Ihm war die ganze Sache furchtbar unangenehm.

„Sho, warte doch ...", rief Yamada ihm noch nach, als er spürte, dass sich der andere entfernte und machte einen Schritt, um ihm zu folgen. Dabei belastete er jedoch das verletzte Bein, das daraufhin nachgab. Zum Glück half Yuga ihm, der neben ihm stand. „Hat Sie ... ähm dich, wohl gestern voll erwischt, was?", stellte der Blondschopf fest. Hizashi zuckte nur mit den Schultern. Er erinnerte sich schließlich an nichts.

„Das hast du toll hinbekommen!", wandte sich Yamada stattdessen wieder um und funkelte Nemuri böse an, „und du bist jetzt Lehrerin, ja? Gehst du mit allen so um?" Auch wenn sie alle gemeinsam Freunde waren, war er nach wie vor ziemlich überfürsorglich, wenn es um Shota ging. Schließlich war der Junge zu schüchtern und in sich gekehrt, um sich zu behaupten. Ständig zweifelte er an sich selbst und seinen Fähigkeiten, da war so eine Nummer wie gerade von Midnight keine Hilfe und hatte nur einen negativen Effekt.

„Ach komm du halbe Portion! Es tut mir doch leid!", erklärte sie lautstark und funkelte Yamada ebenso an. Sie hatte vergessen, wie wütend der Blonde werden konnte, wenn es darum ging, seine Freunde zu verteidigen. Daher war es nun keine große Überraschung, dass sie sich beide gegenseitig böse ansahen und nur darauf warteten, dass einer von ihnen blinzelte, um den Verlierer auszumachen. Denn auch wenn Hizashi seinem Freund gern hinterher gelaufen wäre, ging das im Moment leider nicht, daher musste er auf andere Weise die Ehre seines Freundes wieder herstellen.

DeAged TroublesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt