Kapitel 67

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Hitoshis Sachen waren tatsächlich schnell gepackt. Die restliche Zeit ließen die Schüler der 1-C sie in Ruhe, nachdem Yagi ihnen die Nachricht überbracht hatte, dass sie alle suspendiert waren. Immerhin mussten sie nun selbst ihre Sachen packen. Erst wenn sie bewiesen hatten, dass sie würdig waren, Schüler der UA zu sein, durften sie wieder in ihr Wohnheim und ihre Klasse zurückkehren. Laut Hizashis Meinung war die Strafe noch viel zu mild. Eigentlich sollten sie nie wieder zurückkehren dürfen! Schließlich hatten sie zwei seiner Freunde gemobbt und dabei zugesehen, wie Shota verprügelt wurde, was für ihn unter Mithilfe fiel.

Um keine Zeit zu vergeuden, stellten sie Shinsous Habseligkeiten am Eingang des Wohnheims der 1-A ab, ehe sie Miss Seki dabei halfen, ihre Sachen aus dem Auto zu holen und sich im Lehrerwohnheim einzurichten. Dabei war Toshinori sehr darauf bedacht, die schwersten Kisten zu tragen. Obwohl er sichtlich Probleme damit hatte, und schnell außer Atem war, winkte er ab, als Sakushi ihm die Kiste abnehmen wollte. Selbst als die Jugendlichen ihm helfen wollten, lehnte er ab. „Sturkopf", schnaubte Hizashi leise, aber durchaus amüsiert, während er einen kurzen Seitenblick auf Shota warf.

Die Frau besaß ähnlich wenig wie der Violetthaarige, sodass ihre Sachen schnell in ihrer neuen Unterkunft verstaut waren. Da sie erst vor kurzem von einer langen Mission zurückgekehrt war, für die sie ihre alte Wohnung aufgeben musste, kam ihr das Wohnheim ohnehin sehr gelegen. Denn so sehr sie ihre Mutter auch liebte, wollte sie keinesfalls wieder zu Hause bei ihr leben. Ab einem gewissen Alter war man es gewohnt, alleine zu sein und wollte schon gar nicht mehr zurück ins Elternhaus. Wobei sie ja nicht komplett alleine war, wie die Jugendlichen feststellen mussten, als sie den kleinen Kratzbaum bemerkten und die Katzenstreukiste.

„Laut Nedzu sind Haustiere im Wohnheim", merkte Sakushi an, als sie die fragenden Blicke bemerkte, „Noise ist momentan bei meiner Mutter, weil ich ihn nicht im Wagen lassen wollte." Genauso wenig wollte sie gleich bei der ersten Begegnung den Eindruck einer verrückten Katzenlady erwecken, nur weil sie mit einer Katze herumlief. Außerdem kümmerte sich ihre Mutter nur zu gern um ihren pelzigen Enkel. Immerhin war es bisher das einzige Bisschen, das die alte Seki als Familie hatte. Dass sich dies jedoch mittlerweile geändert hatte, wusste sie noch gar nicht.

„Noise versteht sich dann bestimmt ganz gut mit Sushi, Kayamas Katze", meinte Yagi lächelnd.

„Eigentlich ist Sushi ja eher eine Gemeinschaftskatze!", verbesserste Yamada den ehemaligen Profihelden, „immerhin haben Sho und Oboro sie gerettet! Kayama-Senpei hat sie nur aufgenommen, weil das keiner von uns konnte!" Mit erhobenem Finger erklärte er fast schulmeisterhaft die Gesichte. Für ihn und Shota war diese Situation schließlich noch nicht allzu lange her. „Den Namen hat sie, weil Oboro gerne Sushi isst", erklärte er weiter, weil er einfach zu neugierig war, „wieso heißt denn ihre Katze Noise?" Natürlich konnte er sich die plausibelste Antwort schon denken, aber manchmal kam es immer anders, als man dachte.

Doch seine Hoffnung, auf eine spannende Erzählung, war nur Wunschdenken. Seki zuckte mit den Schultern. „Der Kater mauzt ziemlich laut und schnurrt bereits, wenn man ihn nur liebevoll anguckt. Ich weiß, der Name ist einfallslos, aber Yasuko war immer der Auffassung, dass man Haustieren den ersten Namen geben muss, der einem einfällt, wenn man sie anguckt", erzählte die Violetthaarige und lächelte traurig. Tatsächlich war Noise der letzte Nachkomme, der von dem kleinen Katzenrudel, das ihre Schwester einst betreut hatte, übrig geblieben war. „Bei ihr hätte er bestimmt Brummbär oder so geheißen", scherzte sie belustigt, was Denki und Hizashi zum Lachen brachte.

Scheinbar war die Liebe zu Katzen so ein Familiending. Während Shota den Kratzbaum gemeinsam mit Hitoshi in Sakushis Zimmer trug, versuchte er sich vorzustellen, ob seine Mutter wohl wie ihre Schwester gewesen war. Auf jeden Fall hatte er bisher ein paar Parallelen und Gemeinsamkeiten zu seinen Vorlieben und Eigenheiten entdecken können, was ihn tatsächlich etwas freute. Immerhin wusste er mit Sicherheit, dass er zu dieser Familie gehörte, und fühlte sich schon jetzt willkommener als jemals bei seinem Adoptivvater. Dabei kannte er die Frau gerade einmal einen Tag.

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