Kapitel 85

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Erneut machte sich Stille breit, die dem jungen Aizawa furchtbar unangenehm war. Selten kam es vor, dass er verstehen konnte, wieso Hizashi ständig jede noch so stille Sekunde mit Worten und Geräuschen füllen wollte. In diesem Moment vermisste Shota den lauten Blondschopf unglaublich. Er würde wissen, wie man in so einer Situation handelte und das Sprechen für seinen Freund übernehmen. Um den Blicken der alten Frau auszuweichen, glitten seine dunklen Augen gen Fußboden, während seine Haarsträhnen in sein Gesicht fielen und es bedeckten. Diesen prüfenden und strengen Blick hielt er einfach nicht aus. Bisher hatte er noch nie das Vergnügen gehabt, seine Großeltern kennen zu lernen, daher wusste er nicht so recht, wie er reagieren sollte und wie sich diese Menschen verhielten. Ob sie nett waren, oder ständig streng. Mit so etwas hatte er keine Erfahrung.

Alle möglichen Gedanken schossen ihm durch den Kopf, weswegen er zunächst zusammenzuckte, als Jayna auf ihn zukam. Diese Bewegung war jedoch keine gute Idee, doch er unterdrückte jegliche Form von zur Schaustellung seines Schmerzes. Dennoch schien die Krankenschwester etwas bemerkt zu haben, denn sie setzte ein schiefes Grinsen auf. „Du und Illusion habt euch erst vor kurzem kennengelernt, ja? Dennoch verhältst du dich wie sie und versucht deine Verletzung zu verbergen. Dieses Verhalten ist unangebracht. Du bist doch vermutlich auch als Erwachsener ein Held, oder nicht? Wenn du Verletzungen versteckst, und nicht richtig behandelst, dann wirst du nicht effektiv arbeiten können. Verstehst du?" Wie oft Jayna ihrer Tochter bereits diese Standpaukte gehalten hatte, wusste sie selbst nicht mehr. Es war jedoch unschwer zu erkennen, dass der Junge vor ihr der jüngeren Seki sehr ähnlich war. Irgendwie hatte die Frau das Gefühl, dass auch die erwachsene Version des Jungen eine ziemliche Katastrophe darin war, wenn es um solche Dinge ging. So etwas legte man schließlich nicht so einfach ab, wenn man niemanden hatte, der einen dazu zwang sich zusammenflicken zu lassen. Außerdem kam ihr der Name Eraserhead doch etwas bekannt vor. In diesem Krankenhaus gingen viele Helden ein und aus.

Natürlich wusste er, da sie recht hatte. Wenn er verletzt war, dann konnte er nicht richtig arbeiten, lief sogar Gefahr für andere ein Klotz am Bein zu sein, falls er dadurch im Kampf unterlag. Also hob er den Kopf und legte ihn ein wenig zur Seite, damit sie den Schnitt am Hals verarzten konnte. Es war immerhin die offensichtlichste Verletzung., neben ein paar Schrammen im Gesicht. Diese konnte er also ohnehin nicht verstecken.

„Und die anderen Verletzungen? Komm schon Junge. Du hast Schmerzen, das sehe ich. Ich arbeite seit Jahrzehnten hier, ich erkenne die Anzeichen", seufzte sie und verschränkte die Arme, um ihn streng anzusehen. Es war wirklich erstaunlich, dass er genauso ein Sturkopf war wie seine Tante. Dieser Umstand musste wohl in der Familie liegen.

Unter ihrem Blick wurde Aizawa noch ein wenig kleiner. Wieso konnte ihn diese fremde Frau so einfach durchschauen? Er gab sich doch solche Mühe, seine Verletzungen zu verbergen und für gewöhnlich war es seinen Lehrern und anderen Erwachsenen in seiner Nähe immer egal gewesen, wie sein Gesundheitszustand war. „I ... ich hab nichts ... wirklich nicht", versuchte Shota sie sofort davon zu überzeugen, dass er sonst unbeschadet war. Natürlich war das gelogen. Er konnte jeden Schnitt fühlen, den Toga ihm zugefügt hatte. Doch er wusste, dass er jeden davon verdient hatte. Schließlich war er einfach losgelaufen, obwohl er das nicht durfte. Diese Schmerzen waren seine gerechte Strafe und diese nahm er gerne an.

Jayna seufzte erneut, lauter als zuvor. „Du bist ein schlechter Lügner. War deine Mutter bereits, genauso wie deine Tante. Das scheint wohl vererbbar zu sein", meinte sie und sah den Jungen vor ihr abwartend an, „ich habe zwar nicht alles mitgehört, was Illusion zuvor zu euch gesagt hat, aber du solltest deine Verletzungen nicht verheimlichen, nur weil du denkst es wäre eine gerechtfertigte Strafe für eine Verfehlung! Diese Form der Selbstbestrafung ist inakzeptabel. Niemand hat Schmerzen verdient. Nachsitzen und Hausarrest, ja, aber nicht Verletzungen zu verheimlichen, oder sich gar welche selbst zuzufügen!"

DeAged TroublesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt