•deal•

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"Aber," Seokjins Gemüt schlägt auf den nächsten Moment um, er wirkt komplett seriös, was mich wiederum verunsichert
",ich habe ein Angebot, bei dem du am Ende sicher noch am Leben bist. Na neugierig?"

Jimin

Misstrauische Züge legen sich auf mein Gesicht, nachdem der breitschultrige Mann diese Worte aussprach.
Dieser ist ein Künstler, wenn es um vielversprechende, verführende Worte geht, wie ich bemerkt habe. Er wählt sie mit Vorsicht, doch kommen sie ganz natürlich aus ihm, als sei es eine der leichtesten Übungen für ihn. Ich sollte sowas wohl auch beherrschen, aber bisher ist mir das nur unbewusst gelungen, ich sollte mich nicht darauf verlassen.
Leichtsinn wird mich bei ihm zu Fall bringen, Seokjin ist gefährlich und das ist mir mehr als nur klar.

"Irgendwie klingt das trügerisch, was soll denn bitte 'am Ende noch am Leben sein' bedeuten? Wie kannst du dir sicher sein, das ich nicht noch eine Trumpfkarte im Ärmel habe?" hake ich ein wenig neugierig nach. Scharf versuche ich ihn anzusehen, möglichst eindringlich, damit er mich nicht unterschätzt. Sobald er dies tun würde, wäre die Sache schon gelaufen, ich habe keine Ahnung von meinen Kräften.
Er könnte mich momentan wohl im null komma nichts, außer Gefecht setzen.

"Also es ist so. Wir-", beginnt Jeongguk mit einer Erklärung, wird aber harsch von seinem Älteren unterbrochen, den dies allerdings herzlich wenig auszumachen scheint. Heiter übernimmt er das Ruder, grinst mich selbstsicher, beinahe provozierend an.
"Eine Trumpfkarte also..." , lacht er abfällig und schüttelt tadelnd den Kopf, ehe er diesen Teil der Konversation verwirft und fortfährt.
"Kann ich dir gerne erklären, aber lass uns doch an einem schöneren Ort reden. Dieser Miefende entspricht nicht meiner Klasse."

Ein Schnipsen hallt durch den kahlen Raum.
Er bebt und rüttelt mich förmlich durch, weshalb ich mich breitbeinig aufstellen muss um nicht hinzufallen, während Jin ohne jede ersichtliche Schwierigkeiten seelenruhig steht, als sei es das normalste der Welt.
Stück für Stück ändert sich meine Umgebung, der Kellerflair schwindet immer mehr.

Eine strahlend weiße Farbe breitet sich aus, die alle Wände vereinnahmt. An allen Ecken stellen sich dicke Marmorsäulen auf, die golden verziert sind. Sie wirbeln sich bis zur Decke hinauf, welche transparent scheint, denn es wirkt so als ob ich durch sie hindurch, den Sternenhimmel betrachten kann, der mit seiner leuchtenden Pracht auf und nieder scheint. Ein heller Tisch steht inmitten der vier Wände, an jenem sind Stühle geschoben, die in etwa die selbe Coloration besitzen. 

Ganz wie der höfliche Gastgeber, schiebt Jin einen Stuhl zurück und deutet anbietend auf diesen. Genervt von der extravaganten Gestik schnaube ich und setzte mich an einen der anderen Plätze, mit einem gewollt breiten, verfälschten Grinsen auf meinem Gesicht. Gleichgültig zuckt er nur mit den Schultern und setzt sich auf den angebotenen Stuhl.

Gereizt rollt Jeongguk mit seinen Augen, unterdrückt scheinbar ein tiefen Seufzer. Jener empfindet den ganzen Auftritt, wohl ähnlich wie ich, also als absolut lächerlich. Nichts desto Trotz, legt er sich nicht mit dem Mann an, plumpst wortlos auf den Platz neben ihm. Seinen Kopf legt er auf seinen Armen ab, welche er auf den Tisch bugsiert.

Der Etikette gerecht, mit aufrechter Haltung, den Armen ohne den Ellenbogen auf dem Tisch verfrachtet und nach hinten gedrückten Schultern, trohnt Seokjin mir gegenüber. Unruhig wippe ich mit meinem Bein auf und ab, weiche hin und wieder seinem starren Blick, welcher wie nicht anders zu erwarten, unaufhörlich auf mir liegt, aus.

"Red doch endlich du Snob", knurre ich nachdem ich dieses Starren nicht mehr aushalten konnte. Scharf zieht der Jüngste die Luft ein und tritt mir unter dem Tisch gegen das Schienbein. Aufgeregt fahre ich zusammen und will Jeongguk belehren, als der vermeintliche Friseur einschreitet.

"Ich mag den Ausdruck zwar nicht, aber jedem kann vergeben werden, so auch dir", scheinheilig lächelt er mir entgegen, sodass es in mir beinahe die Magensäure aufbrausen lässt. Meine Dränge unterdrückend, darunter auch das Verlangen ihn meine Faust in sein Gesicht donnern zu lassen, beiße ich mir ins innere Backenfleisch.

Er räuspert sich, anschließend faltet er seine Hände auf der Platte.
Wieder dieser unerwartete Umschwung in bitteren Ernst.
"Also um zur Sache zu kommen... Ich bin Curie; vorerst unwichtig, aber es wäre mir lieber, wenn du mich so nennst als Seokjin oder Snob. Ist aber deine Entscheidung",
leitet er an.
"Gut zu wissen, aber jetzt komm mal zum Punkt, ich bin bekanntlich sehr ungeduldig."
Eine Lüge tatsächlich, ich bin eine sehr geduldige Person, allerdings sind meine Nerven nicht aus Stahl und der Typ überstrapaziert sie gewiss.

Wieder ein Lachen, Curie lässt kurz seine aufrechte Haltung fallen, um sich vor Witz zu krümmen. "Ja genau, ungeduldig, entschuldige, ich wollte nicht deine Zeit hier verschwenden"
"Ehrlich, wenn du es ihm nicht gleich sagst, mach eben ich es. Kaum zu glauben, dass du der Ältere von uns bist", zischt Jeongguk mit verwarnender Miene.

Plötzlich Stille, ich habe den Eindruck es ist um einiges kälter geworden so auch Seokjins Blick.
"Was denkst du wer du bist, dass du solche Worte an mich richtest. Kenne deinen Platz und lass mich das regeln", spuckt er dem Kleineren förmlich entgegen.
Jener ist auf seinem Stuhl noch mehr zusammengesunken und nickt zögerlich.
"Habe verstanden..."

"Nun gut, um zum Thema zurück zu kommen",lächelnd widmet er, erneut mir seine Aufmerksamkeit.
"Der Deal ist; du schließt dich dem Engelsreich an. Es bietet dir vielerlei Vorteile. Zum Einen wirst du ausgebildet, zumindest deine Engels Hälfte. Somit würdest du als Zielscheibe unseresgleichen ausfallen und würdest wohl friedlich leben können, so einfach kommt kein Dämon in den Himmel. Und das beste...Wir können dir deine höllische Seite austreiben! Zumindest so unterdrücken, dass du beinahe gänzlich heilig wirst. Klingt doch nach einem unschlagbaren Angebot?"

Perplex blicke ich ihn an, weiß nicht recht was ich erwidern sollen.
Natürlich klingt das Ganze durchaus verlockend. Nicht nur würde ich beschützt werden, ich würde auch eine Ausbildung genießen.
Der Teil, dass ich somit auch meine Freunde verraten und meine Herkunft verleugnen würde, schmeckt mir allerdings gar nicht.
Sie waren immer für mich da.
Würde ich diesen Schritt wagen, wäre ich noch größerer Abschaum, als ohnehin schon.

"Na, was sagst du? Bist du dabei, kommst du mit uns?"
Erwartungsvoll streckt mir Jin seine Hand entgegen, die wohl auf einen kräftigen Händedruck meinerseits legt. Beinahe wie hypnotisiert starre ich sie an. Die Versuchung ist groß und so süß, doch der von mir begangene Verrat herb, Ekel erregend bitter.

Wie könnte ich mich auf so einen bittersüßen Deal nur einlassen oder ihn abschlagen?

Völlig überraschend gesellt sich eine neue Präsens zu uns und nimmt mir im nächsten Augenblick die komplette Entscheidungsmacht ab.
"Er geht erstmal mit uns mit, danke Federvieh"
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Bin ich die einzige die Jins Stimmungsschwankungen absolut nice findet. Keine Ahnung, aber irgendwie hat das sau viel Spaß gemacht zu schreiben XD

Rejected~VminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt