•accidenт•

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"Ich will doch nichts anderes als ihn glücklich sehen"

Jimin

Immer schwerfälliger wander ich den Berg hoch. Meine dunkelblauen Haare kleben schon an meiner Strin mit einem deutlichen Schweißfilm. Ich hoffe es lohnt sich wirklich das hier durchzumachen, mindestens für die Rodelbahn.
Taehyung befindet sich ein Paar Meter vor mir und scheint immer ferner. Ich falle immer mehr zurück. Nie wieder bin ich optimistisch, wenn es ums Laufen geht.
Ich lasse mich immer wieder, von dem Knacken der Äste unter meinen Füßen, erschrecken und schaue zu jedem erdenklichen Eichhörnchen, welches den Weg den Baum hinauf rast.

Darum fällt mir umso mehr das weiße Tier am Wegesrand auf. Es blickt unschuldig in meine Richtung. Mustert mich genauso wie ich es tue. Ich habe noch nie einen Schneehasen gesehen, vor allem in einer solchen Jahreszeit ist es außergewöhnlich.
Neugierig beobachte ich es, sein weiches Fell würde ich wirklich gerne zwischen meine Finger bekommen. Ich will seine dunklen Knopfaugen noch näher begutachten.
Also bewege ich mich zu dem Tier, vorsichtig, darauf bedacht es nicht zu verschrecken.
Doch macht es nicht den Anschein weghoppeln zu wollen.

Immer näher gehe ich heran, blende meine Umgebung vollkommen aus, nicht einmal das Knurren eines Wolfes und der Warnruf von Taehyung dringen zu mir durch.
Und so kommt es, dass das hundeähnliche Geschöpf auf mich zuspringt, noch bevor Tae etwas unternehmen konnte, der sich schon auf halben Wege zu mir befand.

Ich spüre wie sich in meiner Bauchgegend eine plötzliche Hitze bemerkbar macht und mich ein großes Gewicht auf den dreckigen Waldboden drückt. Mir stockt der Atem und etwas flüssiges, heißes fließt aus meinem Leib. Meine Brust hebt und senkt sich, viel schneller als sie es sollte und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ohne es wirklich zu wollen dringen Tränen aus meinen Augenwinkeln und rennen meine Wangen hinunter. Das riesige, vor Speichel nur so triefende Maul bewegt sich meinem Gesicht immer mehr zu. Ich nehme kaum den starken Mundgeruch, diesen Geruch der Fäulnis wahr. Nur den metallenen Geschmack, der sich immer weiter in meinem Mund ausbreitet.
Das Tier hat sich fest in meinen Bauch gekrallt und sicher das ein oder andere Organ schwer verletzt.

Meine Augen sind weit aufgerissen, verzweifelt versuche ich einen Hilferuf von mir zu geben, doch schaffe ich nicht mehr als einen heiseren Hauch.
Total erschöpft versuche ich mich irgendwie zu bewegen, doch bleibe ich fest an den Boden gepinnt.
Ich spüre wie das Tier seine Reißzähne in meinem Arm vergräbt.
Vor lauter Schmerz entkommt mir ein verzweifeltes Krächzen. Meine Sicht verschwimmt immer mehr vor Tränen und ich habe das Gefühl, mein letztes Stündlein hat geschlagen.

Ich würde hier sterben, ungeliebt, ungewollt. Nie konnte man mir die Zuneigung geben, die ich mir seit meiner Geburt wünsche. Eine Mutter die mich immer in den Arm nimmt, mich tröstet, wenn ich weine. Mich manchmal auch zurecht weist, wenn ich mit dreckigen Schuhen ins Haus spaziere. Einen Vater der mit mir vor seiner Familie, meinen Verwandten angeben kann. Mir immer wieder etwas von der Welt zeigt, mir beibringt wie ich fahre. Mit dem ich angeln gehen kann und mein erstes Bier trinke.
Einen Lebensbegleiter, einen Freund den ich abgöttisch liebe und er mich. Der mich mit seinen Berührungen verzaubert. Mich immer zum Lachen bringen kann. Mit dem ich manchmal zanke, aber schlussendlich doch später mit ihm ins Bett steige.

Ich habe nicht eine dieser drei Sachen in meinem Leben gehabt, ich bin erbärmlich.
Eine unnötige Existenz bis zum bitteren Ende.

Ein lauter Knall hallt durch den Wald.
Aufgeregt flattern Vögel von dem Geäst und die Zeit scheint wie angehalten. Das Gewicht auf mir verschwindet, ich habe endlich das Gefühl atmen zu können. Ich muss husten, obwohl es mir unglaubliche Schmerzen bereitet. Ich fühle mich erleichtert, doch immernoch tonnenschwer.

Meinen unverletzten Arm führe ich schwerfällig zu meinem Bauch. Ich greife in etwas fleischiges, das Gefühl jagt mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken.
Noch mehr meiner salzigen Tränen flüchten aus meinen Augen.
Ungläubig dass mir das soeben passiert ist, versuche ich meine Hand in mein Blickfeld zu bekommen.
Ich schaue sie an, sie ist voll mit Blut benetzt, sie.
Mein kompletter Körper bebt.

Die Hand will ich leblos wieder fallen lassen, doch wird sie von einer anderen aufgefangen. Sie ist heiß, so wie mein Blut es ist und mein Körper sein sollte.
Doch mir ist kalt, ich friere wie ich es noch nie zuvor getan habe, selbst im tiefen Winter habe ich noch nie so empfunden.
Irgendwie schaffe ich es noch Taehyung zu erkennen der über mich gebückt, bei mir sitzt. Meine Hand führt er zu seinem Gesicht und weint bitterliche Tränen.

Ich streiche ihn mit ein wenig der restlichen Kraft, die ich besitze, durch das Gesicht, versuche irgendwie eine seiner Tränen abzufangen.
"T-Tae.. weine n-nicht... bitte" hauche ich überanstrengt und versuche mich an einem lieblichen Lächeln, welches aber von unendlich starkem Schmerz geprägt ist.
Wild schüttelt er den Kopf und klammert sich viel fester an mich "Nein verlasse mich nicht, ich sollte dich doch schützen" fleht er, immer wieder.

Komplett abgelenkt merkt er nicht einmal, das der Wolf zu einem letzten Angriff ausrückt. Er macht sich sprungbereit, obwohl der Schuss ihn zugesetzt haben muss.
Ich will Taehyung irgendwie warnen, doch jegliche Energiereserven sind aufgebraucht, nicht einmal meine Augenlider kann ich offen halten. Sie flattern und mit einem letzten Blick bemerke ich, dass der weiße Hase nie abgehauen ist. In seiner unschuldigen Gestalt betrachtet er mich weiterhin.
Ein kleines Wesen, welches mich in eine Falle gelockt hat, eine die wohl mein Leben kosten würde.

Immer mehr Schwärze umgibt mein Blickfeld bis ich endlich meine Augen schließe und mein Bewusstsein vollkommen verliere
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Mir ist es so unglaublich schwer gefallen das Kap zu schreiben. Jimin tut mir so unglaublich Leid und ich habe es mit nur ein Paar Worten verursacht.
Bitte verzeiht mir...
Noch ein Kapitel Leude, nächste Woche mache ich wohl eine Pause von dieser FF, ich habe vergessen das ich noch den OS schreiben muss für Halloween und einige Kaps für den Collab mit Black_Featherz...
(Ja das war eine Einladung bei ihr vorbei zu schauen)

Rejected~VminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt