Calm down

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"Genau so einen blauen Ball wollte ich sehen, gut gemacht" lobt er mich, streckt seine Hand aus um mir ein Daumen hoch zu zeigen.'

Yoongi

Schwer seufzend lehne ich an den Baum, ein gutes Stück von Namjoon und Jimin entfernt, die fleißig am Trainieren sind. Wegen meiner Ungeduld mit dem Jungen, musste er jetzt Wunden davon tragen, die wohl erst morgen gänzlich abgeheilt sind, sprich kein Defensivtraining heute, obwohl er das dringend nötig gehabt hätte. Doch mit seinem noch zusätzlich überstrapazierten Mana wäre er schutzlos gewesen gegenüber Taehyung, er muss für den Anfang mindestens verwandelt sein, jetzt ist er nicht einmal mehr das. Victima ist sicherlich nicht der stärkste unter uns, aber in Sachen Verteidigung kann ihm niemand was vor machen, außerdem ist sein Körper am robusten gebaut von uns.

Trotzdem nervt mich diese Verzögerung.
Wir haben keine Zeit ihn zu schonen, es mag harsch klingen, aber es ist eine Tatsache. Es ist unbekannt wann wir dem nächsten Feind begegnen oder sogar bekämpfen müssen von der Stärke ganz zu schweigen. Wir dürfen sie nicht unterschätzen, denn sie machen jenes sicher nicht bei uns, nicht solange wir Jimin im Petto haben. Er ist wohl unser Segen und Fluch zugleich.

Wieder ein Seufzen, die Gedanken machen mich schon seit Anbeginn verrückt, was wenn wir es nicht rechtzeitig schaffen ihn zu belehren, alles beizubringen was wir wissen?
Was wenn wir an unserem Auftrag kläglich scheitern?
Was wenn er jemand ist, der mit allem nicht klar kommt und viel zu langsam lernt?

Mit der Überlegung schießen mir direkt Erinnerungen meiner Anfänge in den Sinn.
Wie ich es nicht einmal geschafft habe mich zurück zu verwandeln oder mich nicht mehr materialieren konnte und gut einen Tag als Nebel rumgeschwirrt bin.
Von Invidia, meinem Mentor, wurde es ja geradezu nur belächelt wie albern ich mich verhielt. Er ist ein Dämon, einer der mit Jimins Vater oft um den Rang konkurriert hat, doch schließlich aufgab, Papierkram war dann doch nicht sein Ding.

Ich erinnere mich an sein Schmunzeln und die Grübchen, die immer wieder durch sein breites Lächeln entstanden. Die pinken Haare, die in sein markant geformtes Gesicht fielen, seinem Alter entsprechend sieht er jedenfalls nicht aus, sein jugendlich gebauter Körper spricht darüber Bände.
Er hasste es an sein Alter erinnert zu werden, da er lieber der Teenager ist, der in seinem Inneren lebt und bei mir vollkommen sein kann.
Invidia ist faul, doch hat er mich immer auf meine Faulheit hingewiesen, für die ich teilweise nichts kann.
Ungewollt entgleitet mir ein Kichern bei den amüsanten Erinnerungen.

Ich weiß noch wie oft ich getadelt wurde nicht mein Talent auszunutzen, weil ich zu träge zum Lernen war. Das es viel mehr meine Übermüdung war, hat mir nie jemand abgekauft. Wäre aber auch seltsam als Insomnia schlecht bis gar nicht zu schlafen, vor allem wenn man auf einer Durststrecke war, keine Opfer fand.
Nicht selten musste Jimin dafür mit seinem Schlaf zahlen und natürlich wurde ich am nächsten Tag von Namjoon belehrt.
Diese 'Aufklärungsgespräche' bei ihm dauern für meinen Geschmack und Aufmerksamkeitsspanne viel zu lange.

"Ist doch nicht so schlimm Suga"

Die Stimme meines alten Bekannten hallt aus dem Nichts in meinem Kopf wieder. Sie klingt so zart und freundlich wie eh und je, ähnelte immernoch Glöckchen, die wegen eines sanftem Windstoßes zu klingeln begannen.

Doch viel zu schnell entwickelte sich das schöne Geräusch in ein fürchterliches Gefühl und einen grässlichen Klang.
Es dröhnt und hämmert alles in meinem Kopf, während sich seine Worte immer wiederholen, ähnlich wie ein Mantra oder eine Beschwörung. Verzweifelt, um den Schmerz zu lindern, kneife ich die Augen zu und massiere meine Schläfen, die zu Pochen beginnen wie noch nie.

All das nostalgische Denken für was?
Damit ich mich auch an sein Training erinnere, eher wie er mir das Licht gezeigt hat, mir die Heilmagie offenbarte?
Wie er nach jedem gescheiterten Versuch mir zart durch die Haarsträhnen fuhr und mir versicherte, dass es nicht schlimm wäre und ich es noch einmal versuchen solle.
So lange und oft, bis ich es tatsächlich vollbrachte und freudig hüpfen durfte wie ein Kleinkind.
Wie er mir ein Lächeln schenkte, welches nicht einmal eine Konkurrenz der Sonne gegenüber war, wenn ich etwas besonders gut gemacht habe.
Seine weichen Lippen auf den meinen, die mich nach jedem Niedergang erneut motivierten und die Schmetterlinge im Bauch wild flattern ließen.

Am liebsten würde ich jeden einzelnen von ihnen mit einem Messer erstechen, dass ich immernoch so fühlen kann, es beschämt mich, ich will nicht sowas dem Verräter gegenüber empfinden, es macht keinen Sinn und ist unlogisch.

Jetzt wieder eine Prüfung, ich muss Jimin die Kunst des Heilens beibringen.
Schaffe ich das überhaupt?
Denn jetzt muss ich es jemanden zeigen, das Engelchen kann mir nicht helfen und ich will seine Hilfe auch nicht.

"Autsch!"

Der Aufruf von dem Lehrling lässt mich meinen Kopf alarmiert zu der Quelle wenden. So in Gedanken habe ich ihn gänzlich vergessen und unachtsam werden lassen.

Erleichtert atme ich aus, als ich nur sehe, dass der Blauhaarige wie erwartet Namjoon unterlegen ist. Keuchend befindet sich Jimin am Boden, den Blick fest auf seinen Mentor gerichtet, der den Schwächeren nur amüsiert betrachtet.
Namjoon macht das ganze wohl mehr Spaß als mir den Jungen so zu fordern, aber diese Niederlagen lassen ihn nur viel schneller lernen, wenn er nicht deswegen die Hoffnung verliert muss man anmerken.

Geschwind erhebt sich Callidus, will zum Schlag ausholen. Mit sehr viel Elan und Kampfgebrüll rennt er auf den Hellhaarigen zu, ähnelt beinahe einem Kleinkind, welches versucht seinen Bruder zu bekämpfen. Allerdings, genauso wie in dem Szenario verliert er, er war von Beginn an chancenlos gewesen.
Joon duckt sich geschickt, weicht dem Angriff aus während er selbst seine Hand zur Faust wandelt und schlussendlich in die Magengrube des Gegenübers versenkt.
Durch die Gewaltausübung fliegt der Kleine nach hinten und knallt kräftig gegen einen Baum.

Wie lang das wohl genauso weitergeht ?

Mit Jimins Muskeln wohl noch recht lange.
Geschafft von allein der Vorstellung, wie viel Zeit seine Ausbildung in Anspruch nehmen würde, schüttel ich meinen Kopf.
Elegant, wie ich bin, mache ich auf meinem Absatz kehrt und schreite Richtung Heim.

"Das wird noch ein langer Weg für dich Junge" spreche ich mehr zu mir selbst, als zu unserem Lehrling.

Rejected~VminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt