•sтrange•

95 11 6
                                    

"Mit anderen Worten, ich bin immer da wenn du mich brauchst"

Jimin

Immer wieder kicke ich kleinere Steine vom Wegesrand, die mir unter die Füße kommen. Mein Kopf ist nach unten gesenkt und starrt wie besessen auf den Gehweg, um jedes noch so unscheinbares Objekt von ihm zu treten. Verächtlich schnaube ich, während zum erneuten Mal meine Gedanken rund um die Neuigkeiten zirkulieren. Da sah man wieder was passiert, wenn man nicht in der Schule ist, genau deswegen hasse ich es so sehr.
Im schlimmsten Fall verpasst man sogar was cooles, doch eine Präsentation mit einem Unbekannten zu machen, zählt meines Wissens nach nicht dazu.
Viel mehr würde ich vor lauter Wut aufschreien, den Frust rauslassen.

Eine Partneraufgabe an sich wäre nichts dramatisches, ich hätte sie mit Taehyung gemacht, wie immer. Wir waren ein gutes Team und Seonghwa hatte bisher noch nie Probleme mit dieser Kombination gehabt.
Warum also muss ich mich nun um den Neuen kümmern oder er etwa sich um mich? Ich weiß, dass der Lehrer von freundlicher Natur ist, genau deswegen bin ich ja so gut geeignet für den Einstieg.
Meine Noten lassen sich sehen, ich bin freundlich, außerdem bin ich wohl der Einzige, der noch etwas länger fehlen würde. Der Schüler würde also so doch die Möglichkeit bekommen mich kennenzulernen.

Wieder ein Stein den ich mit Wumms weg trete, doch dieses Mal seufze ich ausgelassen.

Und als würde das nicht reichen, muss ich noch zu ihm, weil er sich wohl noch nicht auskennt. Seoul ist eine große Stadt, doch ich könnte mich genauso auf dem Weg zu ihm verlaufen, auch ich lebe hier noch nicht all zu lange. Wir hätten sicher bessere Umstände antreffen können für ein Kennenlernen, beispielsweise einmal in ein Café gehen und plaudern. Oder in einen Park gehen und sich lässig bei einem Eis unterhalten. Natürlich hätten wir auch über WhatsApp schreiben können, um uns kennenzulernen, so auch die Präsentation per Videoanruf organisieren können.
Es stehen genug Möglichkeiten frei, aber natürlich muss es so laufen.

Ich hole geschwind mein Smartphone aus der Hosentasche, um nochmal die Adresse des Jungen heraus zu suchen.
Seine Nummer besitze ich zwar, aber mehr als die Uhrzeit hat er mich genannt, vielleicht war er einfach schüchtern. Allerdings glaube ich nicht, dass er so frech sein würde heute schon mit der Arbeit zu beginnen, auch wenn ich zugegebenermaßen auch immer sehr früh damit anfange. Oft genug habe ich damit meinen Freund verärgert, jedes Mal bekomme ich zu hören, dass kein normaler Mensch sofort und dann noch so enthusiastisch, wie ich an die Sache ran geht. Ich sage ja immer 'Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen'.
Trotzdem beschwere ich mich über ihn, ich bin doch keinen Deut besser.

Geschickt lasse ich den Gegenstand wieder verschwinden und hebe meinen Blick in die Richtung, die ich nun einschlagen muss.
Der Weg ist nicht mehr lang, doch mit jedem Schritt nimmt meine Motivation ein wenig mehr ab.
Frustriert lege ich meinen Kopf in den Nacken, doch muss ich laut Zischen, aufgrund des verdrängten Schmerzes.
Meine Hand wandert wie automatisch zu der bearbeiteten Stelle und fährt über die sachten Einkerbungen, die noch immer ein wenig auf der Haut brennen. Sie strahlen eine kleine Wärme aus, die sich angenehm anfühlt, als würde ich einen Schal tragen.
Die Wunde heilt schnell, meine himmlische Heilkraft hilft mir dabei, wie mir Taehyung erklärt hat, sodass sie am Ende nicht mehr sichtbar sein wird, dennoch verewigt ist.

Auch wenn es anfangs sehr weh getan hat, mag ich es, es lässt mich irgendwie sicher und geborgen fühlen. Es ist niedlich, dass Taehyung sich solche Sorgen macht, auch wenn ich weiß, dass es seine Pflicht ist. Unsere Freundschaft ist sicher nicht zu hundert Prozent gefälscht, solange kann doch wohl niemand schauspielern. Namjoon traue ich ebenfalls soweit, er war immer wie ein großer Bruder für mich, etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen, doch was Yoongi angeht, darüber will ich ehrlich noch nicht nachdenken.

Dass ich so viele Schmerzen beim Zeichnen des Mals hatte, ist nicht normal gewesen, hat mir mein Mitbewohner verraten.
Doch lässt sich dies wohl ebenfalls auf mein Blut zurückzuführen, welches zur Hälfte einem Engel gehört.
Irgendwie ist das schön zu wissen, dennoch fühle ich mich nicht bei meinem Namen wohl. Das Wörtchen 'List', es passt einfach nicht zu mir. Es liegt zwar in meiner Natur, ich habe es geerbt, doch ändert es nichts.
Mich macht es traurig das ich keinen schöneren Namen erhielt, einer der mich als das beschreibt, was ich wirklich bin.

Ich wollte nie so ein Mischwesen sein, als Mensch war ich immer glücklich und jetzt kleben mir alle Welten am Rücken, um mich zu beseitigen, weil ich zu gefährlich bin, wenn ich Artgenossen finde.
Diese sind zwar eigentlich ausgestorben, doch lasse ich diesen Fakt getrost außer Acht.

Ein kleines, kaum auffälliges, Häuschen erblicke ich endlich, so wie es mir von dem Schüler beschrieben wurde.
Er lebt ziemlich außerhalb der Stadt, ich habe zwar die Adresse, doch ohne die äußerliche Gestalt des Heimes, hätte ich es sicher verpasst. Es war ein, für solch eine moderne Stadt, rustikales Gebäude, beinahe zu altmodisch für meinen Geschmack.
Das Haus passt komplett nicht ins Bild und doch hätte ich es mit Sicherheit übersehen, woran das liegen mag, steht in den Sternen.
Bestimmt ist es gemütlich in dem Gebäude, trotz dessen, dass der Winter in ihm ziemlich hart werden könnte.
Die besten Voraussetzungen erfüllte es auf jeden Fall nicht, hier zu leben ist sicher anstrengend.

Ich eile die Treppen vor der dunkelbraunen Tür hinauf, um anschließend wild auf die Klingel zu drücken. Vielleicht war das nervig für den Neuen, doch Rache muss sein. Kaum später hört man durch das Haus, jemand die Treppe herunter poltern.
So schnell wie er anschließend die Sperre geöffnet hat, konnte ich kaum blinzeln.
Ein schwarzhaariger Junge kommt außer Atem vor mir zu stehen, sich an dem Türrahmen abstützend.
Seine Augen glänzen fröhlich und seine Lippen zieren ein niedliches Lächeln, das man mit einem Hasen vergleichen könnte.
Auch wenn meine letzte Erfahrung mit diesem Tier nicht glimpflich gelaufen ist, sah dieser aus als wäre er die Unschuld in Person.

"Du musst Jimin sein, freut mich. Ich bin Jeongguk, nenn mich einfach Gukki", er kichert ein wenig und streckt mir seine Hand entgegen, die ich sofort annehme wobei auch mir ungewollt ein kleines Kichern ausrutscht.

_______________

Pssst... Tae hat Geburtstag... also... hier ein Kap für euch...

Rejected~VminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt