Birds

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"Ja hätte ich wohl", grinst er zurück.
Obwohl so viel passiert ist, vielleicht hat sich doch nicht so viel geändert?"

Author's Pov

Das Zwitschern der Vögel weckt das Land. Die Blätter rascheln im sanften Wind, welcher durch die Felder zieht. Der Blütenduft verteilt sich und die Pollen lösen sich, lassen sich vom Luftzug tragen. Die Insekten krabbeln und die Bienen summen fröhlich. Aufgeregt rennen die Tiere durch die Wälder und die Menschen treiben sich wie gewöhnlich in den Städten herum. Die Erde ist friedlich, zum ersten Mal. Doch merken es nur die, die es auch wollen, die die Veränderung spüren wollen und endlich mal erleichtert aufatmen.

Schrill quietschen die Räder eines Rollstuhles, der langsam einen Aussichtspunkt hochgefahren wird, geschoben von einer Person. Von diesem Ort aus kann man jener den Trubel beobachten und die endlich eingekehrt Stille am besten genießen.
Der Junge mit dem dunkelblauen Haar streicht sich zufrieden durch die Strähnen, die durch den Wind in Unordnung geraten sind. Es ist ungewohnt nicht das Gras unter den Füßen spüren zu können. So auch die Schwerelosigkeit beim Fliegen, wie er es nur für kurze Zeit erlebt hat. Der durch die große Verletzung verursachte Verlust macht Jimin zu schaffen, aber er weiß, der Kreuzbandriss geschah zum Wohle der Welt.

Nie wieder würde er laufen können, so gelähmt wie seine Beine sind. Sein Rücken schmerzt noch immer, die Brandnarben sind alles andere als abgeheilt, dennoch eine schöne Erinnerung an seine verlorenen Schwingen.

Zuerst genoss Callidus die Ruhe, doch fällt ihm auf, sie erscheint immer unangenehmer. Jenes liegt nicht am Zufall, sondern seinem Begleiter, der ungewohnt schweigsam ist. Nicht mehr so aufgedreht wie früher, aber noch immer an der Seite des Jungen ist Taehyung, der nicht annähernd so glücklich ist wie es der Rollstuhlfahrer ist. Ganz im Gegenteil.
Er könnte nicht unzufriedener sein als er es jetzt ist.

Natürlich ist Jimin nicht naiv, er weiß, was sich wohl in den Gedanken des Mannes abspielen muss. Woher das Schmunzeln kommt weiß er selbst nicht, aber er unterdrückt es nicht.
"Ich weiß du hast einiges auf deiner Seele liegen, sprich doch einfach", flüstert er beinahe, nicht weil er sich unsicher ist, sondern weil er die trotzdem friedliche Atmosphäre nicht zerstören will.

Doch genau damit hat er es vollbracht, das Eis zu brechen, welches wie eine kalte Front zwischen ihnen stand. "Du wolltest mich alleine lassen…" haucht Victima, der Dämon, der sich für ihn nach seinem Namen zu urteilen hätte opfern müssen.
So viele Worte sind in seinem Inneren eingeschlossen, allerdings scheint das Schloss langsam instabiler. Es ist kurz davor zu brechen.

Callidus kennt seine sensible Seite nicht so gut, er sah bisher nur selten wie verletzt der Mann sein konnte. Die Silben bereiten ihm Unwohlsein, aber keines, das er nicht kommen sah. Ein wenig sprachlos hat ihn das schon gemacht, denn so viel wie sein Gegenüber ihm bedeutet, wollte er niemals diesen Eindruck hinterlassen. Derzeit sah er bloß keinen anderen Weg, aber egoistisch scheint jener bisher noch nicht zu sein. 
Vielleicht denkt auch bloß er so "Wollte ich n-"

Keine Worte findet er, er hält inne, er ist ratlos, was er sagen könnte, um sich zu rechtfertigen. In seinem Kopf scheint alles Sinn zu ergeben und logisch, aber er weiß Taehyung sieht es nicht so.
Dies ist ihm bewusst, vor allem nach den nächsten Sätzen, die ihn mit jeder Silbe mehr auseinander reißt.

"Doch, so hat es sich angefühlt! Als wolltest du mir ein Loch ins Herz bohren. Es hat sich egoistisch von dir angefühlt, obwohl es das nicht war. Nur ich habe egoistisch gedacht, aber was sollte ich denn sonst tun!? So tun, als ob mich das nicht interessiert?! Ich habe endlich dich gefunden. Endlich habe ich Liebe kennengelernt und die Welt wollte mir das wieder entreißen oder doch du?! Ich verstehe es nicht" 
Die Ruhe war zerschlagen, das Zwitschern nicht mehr hörbar, bloß das beinahe hysterische Schreien, des deutlich Größeren.

All der angesammelte Frust, den lädt er ohne Bedenken ab, so wie es der Blauhaarige mit seinen Handlungen eben auch tat. Es sind so viele Wochen vergangen und bisher hat er nicht ein Mal seinen Mund geöffnet, weder für solche noch für andere Worte. Er wusste nicht wie er reagieren sollte und ist sich dem jetzt auch nicht im Klaren.
Aber länger still sein war, schien ihm unmöglich.

So viel Wut ist in seinem Körper, so viel Ratlosigkeit. Aber mit der aufgehenden Sonne, die das feuchte Gras zum Glitzern brachte, wie es das Wasser in Seen auch gerne macht, will er seine Prioritäten wissen. Denn der, der für immer in dem Rollstuhl sitzen wird, hat sein Gesicht zu ihm gewendet. In seinen Augen, sie glitzern genauso, nur sind es Tränen und nicht der Morgentau auf den Halmen.

"Aber das, was du getan hast... Das alles ist mir egal, nur sollst du bei mir bleiben. Du gehörst mir nicht, aber ich wäre die dankbar, wenn du freiwillig von mir gekidnappt wirst", seufzt er schlussendlich, nicht mehr in der Lage bei dem Anblick lauter zu werden. Sein einziger Wunsch, den hat er schließlich ausgetragen. Wenn jener nicht erfüllt wird, erst dann würde er wirklich nichts mehr wissen.

Aber Sorgen muss er sich nicht lange machen. Die Perlen an den Augenwinkeln reibt der Kleine aufgeregt weg, versteht selbst nicht wie er vorher so kalt sein konnte und jetzt doch nicht anders konnte als zu weinen. Obwohl er, wie er findet, kein Recht dazu hat. „Liebend gerne“, quiekt er, seine Klangfarbe ist ungewöhnlich unsicher.

"Dann lass uns dieses Versprechen bitte besiegeln", flüstert Taehyung, der nun wirklich nicht mehr in der Lage ist, sich zu beherrschen. Schneller als Callidus Gehirn jemals etwas verarbeiten könnte, legt der Rosahaarige seine Lippen auf die, der zerbrechlichen Gestalt

Egal wie hoffnunglos eine Geschichte sein mag, jede kann ein Happy End haben.

Rejected~VminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt