Kapitel 40

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Wir verbrachten den restlichen Tag in die Decke gekuschelt auf der Couch und schauten Fernsehen. Es war so beruhigend, dass zwischen uns wieder alles gut war. Es war beruhigend seinen Herzschlag zu hören, während mein Kopf auf seiner Brust lag. „Was machst du nächstes Wochenende?", fragte ich in der nächsten Werbung. Ben gab mir einen Kuss auf den Kopf. „Hm, bisher nicht viel, wieso fragst du?" - „Vielleicht kann meine Mama dann herkommen. Ich vermisse sie und hatte mich so gefreut sie zu sehen..." - „Von mir aus gerne, tut mir leid, dass es nicht schon dieses Wochenende geklappt hat..." Ich löste mich auf seinen Armen und zog mir mein Shirt über. Dann ging ich in die Küche und rief meine Mutter an. Sie freute sich, dass es mir besser ging und auf das Treffen am nächsten Wochenende. Anschließend reservierte ich nochmals einen Tisch in dem kleinen Restaurant und sagte für heute Abend ab. Der Restaurantinhaber war sehr freundlich und verständnisvoll. Anschließend kuschelte ich mich zurück zu Ben aufs Sofa. „Geht alles klar, meine Mama freut sich immer noch sehr dich kennenzulernen." - „Hast du ihr denn schon irgendwas von mir erzählt?", fragte er leise. „Ähm... nein, wieso fragst du? Was ist los?" - „Nun, wenn ich erzähle, dass ich Musiker bin, halten mich viele Leute oder sagen wir, Schwiegereltern in Spe, nicht unbedingt für den besten Umgang für ihre Töchter. Ganz altmodisch nach dem Motto 'In jeder Stadt ein anderes Mädchen'..." - „Ach quatsch. Meine Mama ist ziemlich modern in ihren Ansichten. Das wird schon alles werden. Mein Papa ist da eher der konventionelle Typ. Aber der hätte vermutlich als erstes ein Problem mit deinen Tattoos." Ich grinste ihn an und streichelte mit den Fingerspitzen über seinen rechten Arm und die bunten Motive.
Er nahm meinen Kopf in seine Hände und küsste mich innig. Dann spürte ich seine Hand über meinen Rücken streicheln, bis er schließlich an meinem Po angekommen war. Er lächelte mich schief an. „Ups", flüsterte er in mein Ohr, ehe er meinen Hals küsste. Dieses Mal war ich an der Reihe und drückte ihn zurück, ehe ich mich auf seinen Schoß setzte. „Du bist unmöglich, Milena", raunte er und ließ sich von mir weiter auf die Couch drücken. Grad, als er mir das T-Shirt über den Kopf zog, klingelte Bens Handy. Er seufzte. „Ignorier' es doch einfach, ist sicherlich nicht so wichtig..." und wollte ihn wieder küssen, doch er hatte schon sein Handy in der Hand. „Hm..", sagte er leise, „ich fürchte, ich muss da ran gehen. Entschuldige..." Ein wenig beleidigt zog ich mir mein Shirt wieder an, schnappte mir eine Jogginghose und ging an Ben vorbei durch die Küche auf den Balkon. Ich zündete mir eine Zigarette an und beobachtete Ben beim Telefonieren. Er schaute ernst und sprach wenig. Dann legte er auf und kam zu mir auf den Balkon. „Ich muss kommende Woche zu ein paar Interviewterminen. Du weißt ja, dass wir ein Konzert in Bielefeld spielen und die Vorbereitungen laufen langsam an. Deswegen bin ich die kommende Woche nicht viel in Berlin. Wann kommt deine Mum?" Traurig schaute ich ihn an. „Am Samstag Mittag. Und den Tisch hab ich für 18 Uhr reserviert. Wenn dir das zu stressig wird..." - „Nein, alles gut. Ich bin Freitag Abend wieder da. Dann hab ich noch ein wenig Zeit mich zu entspannen. Alles gut", antwortete er und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Ich machte meine Zigarette aus. „Na gut. Sag mal...", setzte ich an und biss mir auf die Lippe, „wie geht es Caro?" Irritiert sah er mich an. „Ganz gut soweit. Sie ist am Donnerstag aus der Klinik entlassen worden, hat nun aber einen festen Therapieplatz. Aber warum fragst du?" - „Ach, nur so. Aber schön, dass es ihr besser geht." In Wirklichkeit freute es mich genauso wenig, wie die Tatsache, dass er über sie so gut Bescheid wusste. Hatte er sich mit ihr getroffen? Auf jeden Fall schien er noch in Kontakt mit ihr zu stehen und das machte mich augenblicklich eifersüchtig. „Alles in Ordnung?", Ben wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Ich schüttelte den Kopf und versuchte damit, meine Gedanken loszuwerden. „Hast du dich mit ihr getroffen?", fragte ich und bereute meine Frage direkt wieder, doch Ben nickte. „Sie hat mir geschrieben, dass sie aus der Psychiatrie entlassen wurde. Da bin ich hingefahren und hab sie nach Hause gebracht. Mehr nicht, Milena. Und als sie zuhause war, bin ich wieder gegangen. Wir haben auch nicht mehr miteinander gesprochen danach." - „Mhm", gab ich zurück und schob mich an ihm vorbei aus der Küche. Er seufzte und packte mich am Handgelenk. „Du glaubst mir nicht oder?" - „Doch natürlich. Du hast sie nur nach Hause gebracht. Deine psychisch kranke Ex-Freundin, die nur in der Klapse war, weil sie so fanatisch in dich verliebt ist", ich redete mich in Rage und wurde dabei immer lauter, „vielleicht hat sie dich ja auch einfach wieder geküsst und du konntest gar nichts gegen tun! Oder vielleicht seid ihr auch im Bett gelandet und deshalb hast du dich auch die ganze Zeit nicht bei mir gemeldet und bist nicht an dein Handy..." Auf einmal spürte ich einen leichten stechenden Schmerz auf meiner Wange. Hatte Ben... Ben hatte mir gerade eine Ohrfeige gegeben. „Beruhig' dich mal wieder!", fuhr er mich an. Ich atmete schnell und plötzlich stiegen mir die Tränen in die Augen. Ich hielt meine Hand an meine Wange und starrte ihn entsetzt an. „Es tut mir leid, aber es reicht, Milena. Du hast vermutlich nicht darüber nachgedacht, was du mir da gerade an den Kopf geworfen hast. Ich habe Caro nur nach Hause gebracht. Und ich denke, ich sollte nun besser auch gehen. Dann kannst du dich beruhigen!", er schnappte sich seine Sachen aus dem Wohnzimmer, zog sie sich über und verließ die Wohnung, ohne ein weiteres Wort. Mit offenen Mund und Tränen in den Augen stand ich im Flur und starrte meine Wohnungstür an. Was hatte ich schon wieder getan?

Liebe Leute, nach 40 Kapiteln und bisher nur "stillen" Lesern (außer denen, von denen ich per WA Feedback erhalte) möchte ich mich dann doch mal direkt an euch wenden. Ich würde mich sehr über Kommentare hier freuen, über Ideen oder einfach nur Feedback! Ich danke euch :)

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