Kapitel 49

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Der Wecker klingelte viel zu früh und riss mich aus den Träumen. Ich streckte mich und schälte mich aus Bens Armen. Er zuckte und blinzelte, als ich die Nachttischlampe einschaltete. Mittlerweile war es um diese Zeit noch dunkel draußen, der Winter kam näher. „Guten Morgen", lächelte ich und gab dem verschlafenen Ben einen Kuss auf die Stirn. Er packte meinen Arm und zog mich zurück aufs Bett.„Ben...", lachte ich, „stop! Ich muss zur Arbeit! Und du musst dich mit deiner Band treffen!" Er zog einen Schmollmund, aber ich kramte meine Klamotten aus dem Schrank und verließ mein Zimmer. Ich schaute auf mein Handy. „Soll ich dich gleich abholen und Kaffee mitbringen?", Isi hatte mir geschrieben. Ich gähnte. „Ja! Ich brauche dringend einen Kaffee und ich freue mich auf dich. Ich bin in 15 Minuten unten!"

Es klingelte an der Tür, als ich mir grad meinen Zopf fertig geflochten hatte. Ben schlurfte zur Tür und nahm den Hörer der Gegensprechanlage ab. „Wir kaufen nichts", brummte er und wollte den Hörer schon zurückhängen, als ich dazwischen kam. „Ich bin gleich unten, gib mir noch ne Minute!" Ich schnappte mir meine Mütze, meinen Schal und meine Tasche, drückte Ben noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange und wollte zur Tür raus, als er mich festhielt. „Milena, die letzte Nacht hat mir sehr gut gefallen...Da besteht eindeutiger Wiederholungsbedarf!", hauchte er. „Aber bitte nicht, wenn ich am nächsten Morgen arbeiten muss", witzelte ich. Er grinste mich an. „Heute nach der Arbeit schon was vor,hübsche Frau?" Ich schüttelte den Kopf und lachte. „Gut, ich hol dich um 18 Uhr ab, ab mit dir!", er küsste mich und gab mir einen Klaps auf den Po. Ich zog die Tür hinter mir zu und zog meine Handschuhe an. Isi stand fröstelnd vor der Tür. „Na endlich! Ich bin hier schon fast festgefroren!", meckerte sie und drückte mir meinen Kaffeebecher in die Hand. Danach machten wir uns auf den Weg zur Arbeit.

Die Zeit bis Feierabend zog sich heute einfach wie Kaugummi. Ich versah mehrere Konzertberichte mit Fotos, kümmerte mich um Fotopässe für die nächsten Wochen und musste immer wieder an das in 2 Wochen anstehende Konzert in Bielefeld denken. Ob Ben mich wohl dabei haben wollte? Ich wollte liebend gern fotografieren, wenn er das Jahresabschlusskonzert in seiner Heimatstadt gab... Aber auch für ihn da sein und nicht im Fotograben stehen. Ich wurde abrupt aus den Gedanken gerissen, als mein Telefon klingelte. Mein Chef war es nicht, unbekannte Nummer. Isi schaute mich fragend an, ich hob den Hörer ab. „Muusikko Musikmagazin, Welke, guten Tag?", meldete ich mich wie gewohnt. Mir blieb der Mund offen stehen. Zitternd legte ich den Hörer weg und drehte mich zu Isi um. „Milena, was ist los?", sofort stand sie auf und kam zu mir rüber, „wer war das?Alles in Ordnung?" „Ich... ich hab keine Ahnung wer das war.Irgendeine Frau oder ein Mädchen. Sie sagte irgendwas von 'Benjamin gehört zu mir, du miese Schlampe' und dann hat sie aufgelegt." Mir stiegen Tränen in die Augen. „Caro?", fragte Isi und streichelte mir über die Schulter. Ich schüttelte den Kopf. „Komm, wir gehen mal einen Moment an die frische Luft." Sie hielt mir ihre Hand hin und zog mich raus.

Ich machte mir eine Zigarette an und versuchte den Kopf wieder klar zukriegen. Ich atmete tief durch. „Geht wieder", sagte ich, nachdem ich meine Zigarette ausgedrückt hatte, „wahrscheinlich nur irgend so ein verrücktes Fangirl in der Pubertät!" Ich beendete meine Arbeit und stand dick eingemummelt um 18 Uhr vor dem Büro. Ben kam um die Ecke geschlendert und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht als er mich sah. „Hallo schöne Frau",begrüßte er mich und gab mir einen langen, leidenschaftlichen Kuss,„können wir?" Er hielt mir seine Hand hin. „Wohin denn? Was hast du vor?"

Wir liefen durch die Straßen, bis zu einem kleinen Restaurant. „Wir gehen essen. So macht man das als Paar, hab ich gehört", flüsterte er mir ins Ohr und gab mir einen Kuss auf die Mütze, ehe er mir die Tür aufhielt. Das Essen schmeckte köstlich, es war ein indisches Restaurant. „Ich muss mal kurz vorhin...", entschuldigte ich mich und ging zur Toilette. Ich frischte mein Make-Up auf und zupfte meinen Zopf zurecht. Als ich wieder zurück zum Tisch gehen wollte, stand ein junges Mädchen neben Ben. Allerhöchstens 20 Jahre alt.Sie gestikulierte wild mit ihren Armen, ich ging auf den Tisch zu und konnte schließlich Ben „Du sollst mich endlich in Ruhe lassen, Nancy! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich nicht das selbe für dich empfinde wie du für mich? Und du kennst mich überhaupt nicht." Ich war am Tisch angekommen und stellte mich demonstrativ neben Ben. „Wer bist du und was willst du von Benjamin?", pampte sie mich an. Sofort erkannte ich die Stimme wieder und konnte kein Wort mehr sagen.

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