Kapitel 53

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Doch direkt nachdem ich die Tür sank ich im Flur zusammen und fing wiederan zu weinen. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie er mir sowas antun konnte. Und dann noch mit einem Fan, denn das war Nancy ja scheinbar. Egal, ob unter Alkoholeinfluss oder nicht, er war mir fremd gegangen. Plötzlich klopfte es leise an der Tür. Ich rappelte mich auf und öffnete. Sein Gesicht war genauso tränenüberströmt wie meins. „Ich ertrag es nicht, dich so leiden zu sehen...", sagte er mit brüchiger Stimme. Ich zog ihn in den Flur meiner Wohnung, schlug die Tür zu und fiel in seine Arme.

Unter den Tränen fiel es mir zunehmend schwer richtig zu atmen, sodass wir schließlich beide zusammen im Flur auf dem Boden kauerten, meinen Kopf in seinem Schoß vergraben und er mir über durchs Haar streichelte. Niemand sagte ein Wort, die Situation war verwirrend genug. Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte, setzte ich mich auf und sah Ben direkt an. „Ich weiß nicht, ob ich dir verzeihen kann...", sagte ich, „ich weiß aber, dass ich nicht ohne dich sein will... aber vielleicht muss ich akzeptieren, dass es ohne dich funktionieren muss..." Ben schaute zu Boden. „Ich bin ein verdammter Idiot. Ich hab die tollste Frau der Welt an meiner Seite und dann...", er vergrub sein Gesicht in seinen Händen, „wie soll das denn nun weitergehen zwischen uns?" - „Ich weiß es nicht. Mein Kopf ist leer gepustet und mein Herz hat gefühlt vergangene Nacht aufgehört zu schlagen. Ich kann momentan keine Entscheidungen treffen, Ben..." Mit einem Mal stand er auf und reichte mir seine Hand. „Dann... werde ich jetzt gehen, denke ich...", flüsterte er, „ich will dich nicht noch mehr verletzen..." Doch gerade als Ben die Tür öffnete, stürmte Beat an ihm vorbei, sein Manager. „Ben, was hast du dir bei dem Scheiß denn bitte gedacht?", schrie er. Perplex schaute ich zwischen ihm und Ben hin und her und begriff gar nichts mehr. Ben schien es nicht anders zu gehen, denn das einzige, was er sagte war: „Ähm... bei was?" - „Nancy? Klingelts? Sie hat Fotos auf Facebook hochgeladen. Da ist die Hölle los!", er schob Ben in die Küche und warf mir ein „Wir müssen das mal eben alleine besprechen, tut mir leid" entgegen. „Alter, sie ist ein verdammter Fan von dir und du springst mit ihr in die Kiste!", war das letzte was ich von Beat hörte, bevor es einen lauten Knall gab und ich intuitiv in die Küche rannte. Ben hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht seine linke Hand. „Verdammter Mist", keuchte er, „ich kann mich an überhaupt nichts erinnern. Nur daran, dass ich sie nach Hause gebracht habe und sie mich geküsst hat. Danach ist alles weg! "

„Ich glaube, das hat hier gerade alles wenig Sinn", mischte ich mich ein, „wenn ihr euch nur anschreit, kommen wir nicht weiter." Ich war ungewöhnlich ruhig. Die beiden schauten mich an. „Ben hat einen Fehler gemacht und die Konsequenz ist nun im Internet zu lesen. Aber die Fotos können wir löschen." - „Dann wird sie die wieder hochladen...", schnaubte Beat. „Dann muss eben jemand mit ihr reden", gab ich zurück und schaute zu Benjamin. „Ich weiß nicht, was das bringen soll. Die ist so verliebt in mich, die wird nicht locker lassen..." - „Hast du ne bessere Idee?", langsam kehrte meine Wut zurück, „du kannst natürlich auch einfach zu ihr gehen und sagen, dass du jetzt mit ihr zusammen sein willst, bitte, tu es." Beat schaute mich an und schüttelte dann den Kopf. „Ich denke, Milena hat recht. Wir fahren jetzt zu ihr und reden mit ihr. Weißt du noch, wo sie wohnt, Ben?" Schnaubend verließ ich die Küche und kehrte einen Augenblick später mit einer Zigarette in der Hand wieder in die Küche zurück, schob mich an den beiden vorbei und ging auf den Balkon. Doch schon nach dem ersten Zug stiegen mir wieder die Tränen in die Augen und mein Selbstbewusstsein zerbröselte in 1000 kleine Teile. Was, wenn er sie doch toller fand, als er zugeben wollte und er bei dem Gespräch merkte, wie ähnlich die beiden sie sich waren? Fan hin oder her.

Die Tür zum Balkon öffnete sich langsam. „Soll ich dich nach dem Gespräch anrufen?", fragte Ben leise. „Warum?", gab ich patzig zurück. „Weil es hier nicht nur um mich geht, sondern auch um uns.Ich will nicht, dass sie uns das kaputt macht, Milena. Ich liebe dich" - „Hm", war das einzige was ich antwortete. „Gut, dann sprich nicht mit mir. Wir machen uns jetzt auf jeden Fall auf den Weg..." - „Zieh die Tür richtig zu, wenn ihr geht." Und damit schloss er die Balkontür wieder und ich blieb allein zurück. Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und schaute mir die Fotos von Ben und Nancy nochmal an. Wieder liefen mir die Tränen übers Gesicht und ich begann zu zittern, doch gleichzeitig übermannte mich die Müdigkeit. Ich legte mich aufs Sofa, zog die Decke bis zum Kinn und schaltete den Fernseher ein.

Ich schreckte hoch, als ich spürte wie jemand meine Hand streichelte. „Isi, was machst du hier? Wie spät ist es? Oh Gott, ich bin voll eingepennt..." Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht, sie sah mich mitleidig an. „Ich wollte nach dir schauen, nachdem du dich den ganzen Tag nicht gemeldet hast und ich auch von Ben nichts gehört habe.. und es ist halb 8... Ich hab Wein mitgebracht", antwortete sie und zeigte auf den Tisch, auf dem zwei Flaschen Weißwein standen.

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