Kapitel 15

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Den Abend verbrachte ich bei Isi. Wir machten uns mal wieder einen Mädelsabend, schauten kitschige Schnulzen und weinten uns die Augen aus dem Kopf. In letzter Zeit hatten wir uns einfach viel zu selten außerhalb der Arbeit gesehen. „Weißt du, ob diese Caro sich nochmal bei Ben gemeldet hat?", fragte Isi als der zweite Film zu Ende war. Ich zuckte mit den Schultern „Hoffentlich nicht", seufzte ich, „ich weiß, dass Ben noch Gefühle für sie hat und glaube nicht, dass die Frau so schnell aufgibt." Isi nahm mich in den Arm, diese Gedanken machten mich nach wie vor ziemlich traurig. Ich war doch immerhin nur ein Durchschnittsmädel. Ich versuche wirklich, diese Gedanken beiseite zu schieben, immerhin hatte er sich in den letzten Tagen so um mich bemüht, allein das Candle-Light-Dinner, mir kam eine Gänsehaut nur beim Gedanken an diesen Abend.

Am nächsten Morgen gingen wir ein wenig früher aus dem Haus, um noch zu frühstücken. Plötzlich betrat Ben, vermummt mit Mütze und dünnem Schal den Bäcker. Ich stand auf und umarmte ihn. Verwirrt schaute er mich an: „Schöne Frau, was machst du denn hier?" Ich zeigte zu Isi rüber, die wild winkte. Er wollte mich gerade näher an mich ziehen, um mich zu küssen, als plötzlich ein „OH MEIN GOTT! DA IST CASPER!"-Geschrei vor dem Laden ausbrach. Er verdrehte die Augen und schob mich ein Stück zur Seite. Autsch. Natürlich konnte ich verstehen, dass er das zwischen uns, was auch immer das war, nicht an die große Glocke hängen wollte, aber trotzdem hatte mir seine Reaktion einen Stich versetzt. Er nahm seine Brötchen, lächelte zu mir rüber und verließ den Laden. Mittlerweile hatte sich eine kleine Menschentraube, oder eher Teenietraube, vor dem Bäcker gebildet, Ben nahm sich die Zeit, schrieb Autogramme und ließ sich mit den jungen Mädels fotografieren. Ich beobachtete das Treiben, bis Isi zu mir kam. „Wir sollten mal langsam los, Milli. Und ich glaube, an solche Szenen musst du dich in Zukunft gewöhnen." Sie hatte leicht Reden, immerhin war ihr Freund nur ein Durchschnittsmensch. Aber ich hatte mir das Ganze ja selbst ausgesucht.

Kurz vor meiner Mittagspause bekam ich eine SMS von Ben. „Hey Prinzessin, wollen wir heute Abends ins Kino gehen? Tut mir leid wegen vorhin... Ben" - Ich warf einen Blick in meinen Terminkalender „Hey, schon okay. Ich kann heute Abend leider nicht, ich muss auf dem Konzert von Andreas Bourani fotografieren." - „Wie wärs, wenn ich dir einen Schlüssel für meine Wohnung vorbeibring und du nach dem Konzert einfach zu mir kommst? Dann treff ich mich später noch mit den Jungs!" Wow, wie süß von ihm. Er wollte mich unbedingt sehen. Ich willigte ein und nach der Mittagspause hielt ich tatsächlich zwei Schlüssel in der Hand. Isi grinste mich an. „Level up!", lachte sie und ich fiel in ihr Lachen ein.

Nach Feierabend ging ich nochmal kurz nach Hause um mich umzuziehen, packte mein Fotoequipment und ein paar Klamotten zusammen und machte mich auf dem Weg zur Konzerthalle. Mit meinem Presseausweis schlenderte ich an den kreischenden und wartenden Fans vorbei zum Presseeingang. Um kurz nach 20 Uhr begann die Vorband zu spielen und ich schoss meine ersten Fotos. Das Konzert gefiel mir ziemlich gut, auch wenn ich eigentlich kein Fan von dieser Art von Musik bin. Ich beschloss also, mir den Rest des Konzerts von weiter hinten anzuschauen und dabei noch ein paar Fotos vom feiernden Publikum zu machen. Ob Andreas Bourani wohl auch so von Fans belagert wurde wie Ben? Vermutlich schon, ich selbst war als Teenie ja auch nicht anders gewesen, hatte nach Konzerten noch stundenlang hinter der Halle gewartet, um noch ein Autogramm abzustauben.

Um kurz vor 23 Uhr machte ich mich dann auf den Weg zur U-Bahn-Station und zu Bens Wohnung. Ich schloss die Haustür auf und hievte mich mit meinem Gepäck in den letzten Stock. Ich steckte den Schlüssel ins Schloß und öffnete die Wohnungstür. „Da bist du ja endlich, mein Süßer", trällerte mir eine Frauenstimme entgegen und ich ließ meine Tasche fallen...

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