Kapitel 13

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"Warum hab ich eigentlich immer so ein Pech?", jammerte ich als ich zurück zu Isi kam. "Thomas hat mir grad vorgeschlagen, dass ich direkt morgen früh ein Interview mit Ben führen soll. Zu seinem Liebesleben. Mit romantischen Fotos. Ahhhh!" Isi schaute mich mitleidig an. "Wenn du willst, kann ich das auch übernehmen. Ich meine, wenn du dich dabei unwohl fühlst..." - "Ach Quatsch. Thomas telefoniert schon mit seinem Management und außerdem möchte ich nicht so wirken, als würde ich nun meine beste Freundin vorschicken, ich bekomm das schon irgendwie hin." Ich wandte mich wieder meiner Arbeit zu und bekam dann eine Nachricht von Ben "War das deine Idee? Was soll das?", schrieb er und sofort antworte ich mit "Nein, du generierst einfach extrem hohe Klickzahlen und mein Chef hat einen guten Riecher, wie man daraus noch mehr macht." War er tatsächlich sauer? Als ob das Ganze für mich ein Traum wäre.
Noch immer schlecht gelaunt machte ich um 18 Uhr Feierabend und ging, wie jeden Montag, auf dem Weg nach Hause noch einkaufen. Nachdem mein Essen für die nächsten Tage und eine Flasche Tequila in den Tragetaschen verstaut waren, zündete ich mir eine Zigarette an und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich schloss die Wohnungstür auf und entdeckte einen Pfad aus Rosenblättern und Kerzen, die ins Wohnzimmer zu führen schien. Ich folgte der Spur und bog ins Wohnzimmer ab. Dort saß Ben, in einem weißen Hemd, an meinem wundervoll gedecktem Esstisch. In der Mitte stand eine hohe rote Kerze. "Überraschung", lächelte er und stand auf, als er mich in der Wohnzimmertür stehen sah. "Wow", meine schlechte Laune war komplett vergessen, "wie hast du das gemacht? Wie bist du in meine Wohnung gekommen? Und... wow" Er grinste mich an. "Isi! Natürlich! Oh man..." Er kam auf mich zu und nahm meine Hand. "Die Dame, wenn Sie mir bitte folgen würden", er führte mich zum Tisch. Es roch absolut köstlich. "Warum kannst du so gut kochen?" Er lief leicht rot an, "nun.. Ich habe kochen lassen.." und schon im nächsten Moment erschien ein Mann in Kochmontur in meinem Wohnzimmer. Er servierte den ersten Gang und es schmeckte genauso gut, wie es roch. "Warum tust du das?", fragte ich Ben nach dem Hauptgang, als ich mein leeres Weinglas vor mir abstellte. Er schaute mich lange an "Weil ich dich überzeugen möchte. Von mir. Von uns. Davon, dass ich es ernst mit dir meinte. Milena, ich hab mich wirklich in dich verliebt. Du bist so wunderschön." Nun wurde ich rot. "Oh. Wartest du bitte kurz?" Ich stand auf und ging zu einer halbhohen Kommode in der Ecke des Raums und kramte meine alte Polaroidkamera heraus. "Ich hab sie von meiner Großmutter geerbt", sagte ich stolz und schaute durch den Sucher, im nächsten Moment hatte ich schon das Foto in der Hand. Der Koch servierte das Dessert, Crème Brûlée. "Mein Lieblingsnachtisch", schwärmte er. Als wir aufgegessen hatten, zogen wir aufs Sofa um und ich zeigte ihm das Bild. Es war ein perfektes ungestelltes Bild, er lächelte leicht in meine Richtung. "Ich möchte dir noch etwas zeigen", wieder stand ich auf und ging zu der Kommode. Ich holte ein dickes Buch heraus. "Dieses Fotoalbum 'führe' ich seit ich allein hier in Berlin wohne. Hast du Lust, ein Teil meines Lebens zu werden? Und dir ein paar kitschige Geschichten aus meiner Vergangenheit anzuhören?", ich grinste ihn an und hatte das Foto von ihm schon auf die erste freie Seite geklebt. "Nun hab ich wohl keine andere Wahl mehr. Aber ja, von dir möchte ich gern alles wissen." Er zog mich an sich, sodass ich vor ihm lag und wir blätterten uns durch die letzten 5 Jahre meines Lebens.

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