Kapitel 29

196 11 0
                                    

Ich ging langsam ins Wohnzimmer, Ben saß, das Gesicht in seinen Händen versteckt auf dem Sofa. Ich setzte mich neben ihn und legte meine Hand auf seinen Oberschenkel. Er sah mich an. „Timur hat so recht... Ich bin so ein Idiot...", sagte er leise und ich merkte, wie stark er sich zusammenreißen musste. Ich gab ihm einen vorsichtigen Kuss, „ich bin immer noch hier, oder?", flüsterte ich. Er nickte. „Ja... was hast du mit Katze besprochen?" Ich erzählte ihm von meiner anfänglichen Überforderung und unserem dann folgenden Gespräch. „Sie scheint Caro ziemlich gut zu kennen", sagte ich schließlich. Er seufzte, „wenn jemand 24/7 an dir klebt, dann lernt auch dein Umfeld diese Person unweigerlich kennen. Die Zeit war auch für die Band nicht leicht, Caro war extrem eifersüchtig. Auf alles und jeden. Aber ich war einfach zu verliebt, um das alles einzusehen. Große Liebe und so..." Traurig blickte er mich an, ich biss mir auf die Lippe. „Ich glaube, sowas hat jeder mal durchgemacht... Ich hab damals wegen meinem Ex fast meinen kompletten Freundeskreis verloren. Jetzt im Nachhinein frage ich mich, wie dumm ich war. Immerhin wären mir meine Freunde geblieben, wenn er sich getrennt hätte. So hatte ich damals nach der Trennung, wie auch heute, nur Isi", entgegnete ich. Daraus konnte ich ihm keinen Strick drehen. Ich gab ihm noch einen kurzen Kuss und stand auf. „Ich muss jetzt echt mal langsam ins Bett... ich bin hundemüde... kommst du mit?" Er schüttelte den Kopf. „Ich... möchte noch ein bisschen allein sein. Nachdenken, Musik hören..." Ich sah ihn traurig an, ging dann aber ins Schlafzimmer und kuschelte mich unter die Decke.
Ich schaute meine Fotos durch und blieb dann an einem Urlaubsfoto hängen. Es zeigte meine Mama und mich am Strand in Scharm El-Scheikh. Das Foto war schon mindestens 4 Jahre alt, wir hatten seit meinem Umzug nur noch selten Kontakt, so dass sich unsere Gespräche und Telefonate auf Geburtstag und Weihnachten beschränkten. Ich beschloss, ihr eine kurze SMS zu schreiben und sie morgen mal anzurufen. Als ich schon im Halbschlaf war, kam Ben ins Zimmer. Er legte sich zu mir und schaute mich an. „Ich bin so froh, dass du nicht gegangen bist...", er gab mir einen Kuss auf die Stirn, „ich will dich nicht verlieren..." - „Hast du getrunken?", fragte ich und setzte mich im Bett auf. Er nickte langsam. „Riecht man", sagte ich und rümpfte die Nase. Er zog mich an sich. „Ich liebe dich", flüsterte er mir ins Ohr und sofort breitete sich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper aus. Ich biss mir auf die Unterlippe und er grinste mich frech an. Er gab mir einen Kuss an den Hals, doch ich drückte ihn vorsichtig von mir weg. „Ben... ich kann das jetzt nicht..." Er schaute mich mit einer Mischung aus Enttäuschung und Traurigkeit an und ließ sich dann zurück in die Kissen sinken. „Hmm", brummte er. Ich kuschelte mich an ihn und streichelte über seine Brust. „Wir können nicht einfach weitermachen, als wäre nichts passiert. Das funktioniert nicht, ich hab dir das vorhin doch erklärt..." Wieder brummte er nur und stieß Luft aus. Ich seufzte. Wollte er es nicht akzeptieren oder lag es am Alkohol? Ich drehte mich von ihm weg und versuchte einzuschlafen. Er zog mich an sich. „Kuscheln ist aber okay, oder? Ich kann nicht schlafen, wenn du so abweisend zu mir bist...", nuschelte er. Da ich wirklich müde war, sagte ich nichts. Und seine Nähe und Wärme taten mir gut.

Am nächsten Morgen schlich ich mich aus dem Zimmer, zog mich an und setzte mich in die Küche. Da es schon kurz nach 10 war, beschloss ich meine Mama jetzt anzurufen. Schon nach kurzer Zeit meldete sie sich. „Milena, ist alles in Ordnung?" - „Ja, Mama. Ich hab gestern Abend nur ein paar Fotos von uns im Urlaub gesehen und ich vermisse dich...", mir stiegen die Tränen in die Augen. Meine Mama hatte mir früher immer den Rücken gestärkt, egal was für Probleme ich gehabt hatte. Ich erzählte ihr von meinem Job und dann schließlich auch von meiner Beziehung mit Ben. Natürlich erwähnte ich nicht, dass es da noch seine Ex gab und auch nicht, dass er mehr oder weniger ein Star ist. „Wie wäre es, wenn ich dich in zwei Wochen am Wochenende mal besuchen komme?", schlug sie vor, ich checkte schnell meine Termine. „Das hört sich sehr sehr gut an, Mama! Ich freu mich!" und legte mit diesen Worten auf. Ben erschien verschlafen in der Küchentür. „Schon wach?", fragte ich ihn. „Mehr oder weniger...", flüsterte er, „mit wem hast du telefoniert?" Ich erzählte ihm von meiner Mama und zeigte ihm ein Urlaubsbild. „Und sie kommt dich besuchen? Wie lang habt ihr euch nicht gesehen?" Ich überlegte. Ich konnte es ihm nicht sagen, viel zu lange. „Und sie würde dich gern kennenlernen... ich meine, weil du mein Freund bist... wenn das für dich okay ist." Er lächelte mich an, zog mich an sich und gab mir einen Kuss auf den Kopf. „Natürlich. Und danke. Also... danke, dass du mich deiner Mutter vorstellen möchtest. Hoffentlich ist sie mit mir als zukünftigen Schwiegersohn zufrieden."

FotoalbumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt