Kapitel 33

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Auf dem Weg zum Zoo schwiegen wir größtenteils. Ben schaute aus dem Fenster der S-Bahn und ich dachte nach. Ich überlegte, wie es wohl am Mittwoch mit Kolja werden würde und ob ich Ben davon erzählen sollte. Erstmal musste ich das ganze mit Isi besprechen, damit ich nicht vorschnell reagiere.
An der Haltestelle Zoo angekommen, legte Ben den Arm um meine Schulter und zog mich an sich. Wir warteten am Eingang auf Jeff und Isi, die keine 5 Minuten später lächelnd auf uns zu kamen. Wir kauften unsere Eintrittskarten und machten uns zuerst auf den Weg ins wilde Afrika. Sofort erinnerte mich an die Zoobesuche mit meiner Mutter in meiner Kindheit, am meisten hatten mir immer die Elefanten gefallen, da man sie manchmal streicheln konnte. Auch dieses Mal hatte ich Glück und strahlte über beide Ohren. Schließlich kamen wir zum Streichelzoo. „Ich will unbedingt noch ein paar Ziegen und Schafe füttern!", rief ich. Doch die Männer verdrehten die Augen. „Wir setzen uns solang da drüben zum Kiosk", meinte Jeff und schon hatten sie sich zum Gehen umgedreht. Ich griff Isis Hand und zog sie durch die Drehtür ins Gehege. „Du Isi, rate mal wer mir heute Mittag geschrieben hat...", begann ich. Sie schaute mich fragend an, „Kolja! Du weißt schon, mein Ex." - „Was? Und was wollte er?" - „Nun, er hat gefragt, ob wir uns nächste Woche hier in Berlin mal zum Essen treffen könnten und ich dachte mir, warum nicht. Wir haben uns ja auch nach der Trennung immer gut verstanden und uns echt lange nicht gesehen!" - „Milena, ist das dein Ernst? Du bist jetzt mit Ben zusammen. Was soll er denn davon denken? Du machst ein Riesentheater wegen Caro und verabredest dich dann mit deinem Ex zum Essen?" - „Aber ICH habe nicht mit mehr mit ihm geschlafen, nachdem wir getrennt waren und zwischen uns läuft gar nichts mehr. Wir schreiben ja sogar kaum noch." - „Umso seltsamer, dass er dich jetzt auf einmal sehen will, findest du nicht? Also ich finde das Ganze nicht wirklich fair von dir. Was sagt Ben denn dazu?" Ich blickte zu Boden und schüttete etwas Futter in meine Hand, um eine aufdringliche Ziege zu füttern. „Du hast ihm davon gar nichts erzählt, richtig? Und das willst du auch nicht? Man Milena, was ist, wenn er es irgendwie erfährt? Entweder du spielst mit offenen Karten oder du sagst das Treffen ab." Isi sah mich eindringlich an. Ich presste die Lippen zusammen und nickte. Ich wollte mich aber wirklich gern mit Kolja treffen, er war mir als Kumpel einfach noch immer ziemlich wichtig. Ich war mir zudem hundertprozentig sicher, dass ich keine Gefühle mehr für ihn hatte und dass es bei ihm sicher ganz genau so war. Auf der anderen Seite hatte Isi Recht, ich hatte bei jeder weiblichen Person in Bens Umgebung in der letzten Zeit so überreagiert, dass es nicht fair wäre, mich jetzt heimlich mit einem Mann zu treffen, der dazu auch noch mein Ex-Freund war. Ich musste darüber nochmal in Ruhe nachdenken, die Beziehung mit Ben wollte ich auf keinen Fall aufs Spiel setzen.
Als wir den Streichelzoo verließen trafen wir auf einen überfordert und zugleich leicht genervt aussehenden Jeff. „Dein Kerl und die Mädels", grummelte er, „nicht mal in Ruhe ein Bier trinken kann man, während die eigenen Frauen nicht da sind" Ich schaute zum Kiosk und sah lediglich eine Menschentraube. „Ja, daran müsst ihr euch wohl auch gewöhnen. Diese ganzen Fangirls", lachte ich. Isi machte einen Schmollmund. „Aber wir sind heute hier verabredet und der arme Mann braucht auch mal Zeit für sich." Mit diesen Worten stapfte sie auf die Menge zu und kam wenig später mit Ben zurück. „So und jetzt weg hier!", rief sie und wir liefen los Richtung Ausgang.
Isi und Jeff waren mit dem Auto gekommen und boten uns an, mit ihnen zu Abend zu essen. Auf der Fahrt wurde ich dann doch neugierig. „Isi, was zur Hölle hast du getan?" - „Ach, ich hab gesagt, ich sei seine Managerin und dass der Benjamin nun einen wichtigen Termin hat, es uns sehr leid tut und so weiter", grinste sie, „ich glaube, halb Berlin hasst mich jetzt, aber das war's wert." Ben lächelte sie an und bedankte sich nochmal. Plötzlich vibrierte mein Handy. Ich zog es aus der Tasche und sah aufs Display. Ich drückte den Anruf weg und verstaute mein Handy wieder. „Wer ist Kolja?", fragte Ben. Verdammt...

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