Kapitel 27

251 9 0
                                    

Die nächsten Tage ignorierte ich die Nachrichten von Ben komplett, um erstmal wieder auf andere Gedanken zu kommen und mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Allerdings hatte ich am Freitag kein Konzert und beschloss deshalb früher Feierabend zu machen, um für einen kleinen Shoppingbummel in die Stadt zu fahren. Ich schlenderte gerade durch das neue große Einkaufszentrum, als ich Bens Schwester auf mich zukommen sah. Ich umarmte sie, "du bist ja immer noch in der Stadt!", freute ich mich. Doch sie sah mich traurig an. "Hm ja. Ben geht es überhaupt nicht gut. Ich versuche jeden Tag etwas mit ihm zu unternehmen, um ihn auf andere Gedanken zu bringen, doch er hockt nur in seinem Zimmer und starrt die Decke an. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Auch die Jungs aus der Band kommen nicht an ihn ran, er will niemanden sehen und mit niemandem reden. Aber ich bin seine Schwester... und ja, deshalb bin ich noch hier." Entsetzt starrte ich sie an. Ihm ging es so schlecht? Dabei hatte er doch Caro geküsst, mir müsste es so hundeelend gehen. "Oh man... Ich weiß nicht was ich sagen soll. Er hat einen Riesenfehler gemacht, er hat mich echt verletzt. Weißt du, ich hatte die ganze Zeit diese Zweifel, nicht gut genug für ihn zu sein. Damit hab ich ihm und mir nicht gut getan. Gerade als ich dabei war diese Gedanken vollkommen loszulassen, passierte das mit Caro...", erklärte ich. Christine sah mich traurig an. "Das tut mir wirklich leid... Aber Milena... Kannst du nicht vielleicht heute Abend mal bei ihm vorbeischauen? Bitte..." Ich überlegte kurz, nickte dann. "Danke", lächelte sie, umarmte mich und wir gingen beide wieder unserer Wege.
Als ich zuhause ankam, zog ich mich um. Ich entschied mich für ein langes Top mit Leggins dazu. Gegen 19 Uhr machte ich mich mit klopfendem Herzen auf den Weg zu Ben. Ich klingelte nicht, da ich vermutete, dass er nicht aufmachen würde. Ich schloss, oben angekommen, die Wohnungstür auf. Alles war dunkel, ich tastete nach dem Lichtschalter und schaltete das Licht im Flur ein. Dann machte ich mich direkt auf den Weg zum Schlafzimmer, öffnete vorsichtig die Tür und sah Ben auf der Couch sitzen. Er schaute 'Orange is the new black'. Ich klopfte am Türrahmen, er erschrack und schaute zu mir rüber. Er wurde blass "Milena... Was... Wie...", stammelte er. Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn. "Ich hab deine Schwester heute in der Stadt getroffen und sie hat mir erzählt, wie es dir geht..." Er schaute zu Boden und mir dann direkt in die Augen "Es tut mir so furchtbar leid. Wirklich. Ich wünschte, ich könnte das ungeschehen machen. Es tut mir so so leid... Bitte..." Ich erklärte ihm, mit welchen Selbstzweifeln ich in letzter Zeit zu kämpfen gehabt hatte und dass mich sein Kuss mit Caro darin bestätigt hatte. Traurig blickte er mich an. "Ich kann nicht mal mehr sagen, dass du nicht so von mir denken sollst...", flüsterte er, "es tut mir so leid..." Ich legte meinen Kopf an seine Schulter, er zögerte kurz, legte dann aber seinen Arm um mich. "Hast du dich danach nochmal mit ihr getroffen?" - "Nein. Sie ist nachdem... Nachdem du uns gesehen hast, sofort gegangen. Und ich hab ihr auch nicht mehr geschrieben..." Ich nickte. "Ich möchte nicht, dass weiter so eine Stille zwischen uns herrscht", setzte ich an, "denn du bist mir wichtig. Ich liebe dich von ganzem Herzen." Ich setzte mich auf und drehte mich zu ihm. Er sah mich direkt an. "Ich liebe dich auch, Milena. Ich bin so froh, dass du hier bist..." Ich schaute ihn noch einen Moment an und küsste ihn dann. Es fühlte sich gut und richtig an. Ich werde ihm die Sache verzeihen, vergessen werde ich es jedoch nicht. Genau so sagte ich es ihm auch, er nickte und lächelte leicht. Dann küsste er mich erneut, ich griff mit meiner Hand in seine Haare und zog ihn näher zu mir.
Doch dann sah ich ihn traurig an. "Ben... Wie soll das aber werden, wenn du Caro auf irgendeinem deiner Konzerte triffst? Oder sonst wo und mir niemand Bescheid sagt?" Er schaute zu Boden und sagte nichts. "Genau das ist eben das Problem. Du hast noch so starke Gefühle für sie, dass du mir nicht 100%ig Versprechen kannst, dass da nie mehr etwas zwischen euch laufen wird... Und die Frau weiß genau wie sie dich um den kleinen Finger wickelt..." - "Aber... Ich möchte doch mit dir glücklich werden. Und ich KANN nur mit dir glücklich werden...", sagte er, während er weiter zu Boden schaute. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände. "Aber genau das ist unser Problem. Du willst mich, hast aber gleichzeitig noch Gefühle für deine Ex. Das belastet nicht nur mich, das belastet das zwischen uns. Ich kann das so einfach nicht. Ständig die Angst haben, dass du sie triffst, wenn ich nicht bei dir bin. Dass du mit ihr schreibst, dass sie sich wieder Hoffnungen macht...", seufzte ich und blickte ihm direkt in seine braungrünen Augen, "oder dass es für dich am Ende wieder mehr wird." Ihm lief eine Träne über die Wange. "Milena... Es tut mir wirklich so leid... Ich weiß nicht was ich tun soll... Was ich tun kann... Ich war seit langem nicht mehr so glücklich, wie mit dir. Ich wollte das alles nicht... Ich möchte nicht, dass du an dir zweifelst. Noch weniger möchte ich, dass du an mir zweifeln musst. An meiner Liebe zu dir...", schluchzte er. Ich streichelte ihm durchs Haar und merkte, wie sich Tränen in meinen Augen bildeten. "Es geht so einfach nicht. Ich kann mit dir unter den Umständen keine Beziehung führen in der ich auf Dauer glücklich bin. Du bist so viel unterwegs, ich weiß nicht wie das werden soll. Wie das gehen soll, mit uns. Solange Caro noch eine so große Rolle in deinem Leben spielt..." Er sah mich an und zog mich an sich. "Ich...", flüsterte er leise, "ich kann einfach nicht mehr ohne dich. Du hast mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Ich werde ihre Nummer löschen. Sie einfach nicht mehr beachten. Ich verspreche es dir. Ich komm darüber endgültig hinweg."
Ich seufzte, stand auf und ging in die Küche. Dieses Gespräch laugte mich komplett aus. Ich setzte mich ans Fenster, zündete mir eine Zigarette an und legte meinen Kopf auf meine Knie. Kurze Zeit später erschien Ben in der Küchentür, wischte sich eine Träne weg und fragte mit brüchiger Stimme "Wirst du gehen?" Ich atmete tief ein... sagte aber nichts. Er kam zu mir, setzte sich neben mich und machte sich ebenfalls eine Zigarette an. Ich blickte ihn an und seufzte. "Nein...", flüsterte ich kaum hörbar und nahm einen Zug von meiner Zigarette. Er legte seinen Arm um mich und küsste mir aufs Haar. "Ich geb mein bestes für dich, ich versprechs", sagte er leise und streichelte mir über den Rücken. "Ich hoffe, dass ich das schaffe..." entgegnete ich. Er sah mich kurz traurig an und schaute dann wieder zu Boden "Ich auch... So sehr..."

FotoalbumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt