Kapitel 39

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Ich wachte viel zu früh auf. Mein Wecker zeigte gerade mal 8.30 Uhr an. Was sollte ich denn nun noch bis 14 Uhr machen? Ich ging in die Küche, machte mir einen Kaffee und warf ein paar Aufbackbrötchen in den Ofen. Anschließend zündete ich mir auf dem Balkon eine Zigarette an und checkte mein Handy. Keine neuen Nachrichten, keine Anrufe. Ich schrieb Isi eine SMS. „Ich bin jetzt schon wach, ich hab so schlecht geschlafen... ich hab wirklich Angst vor dem Gespräch..." Doch Isi schlief scheinbar noch, was ich auch gern tun würde.
Ich zwang mich, zwei Brötchen zu essen und ging anschließend duschen. Doch die Zeit verging einfach nicht. Es war erst 10 Uhr, als ich fertig angezogen und eigentlich bereit war, um das Haus zu verlassen. Ich nahm mir ein Buch aus dem Regal und legte mich aufs Sofa. Immerhin konnte ich mich auf die Geschichte konzentrieren und endlich für eine Zeit lang an etwas anderes denken. Um halb 2 machte ich mich rauchend auf dem Weg zu dem kleinen Café, in dem meine Beziehung enden würde. Als ich dort ankam, wartete Ben schon auf mich. Er schaute auf sein Handy und ich atmete noch einmal tief durch. Wie sollte ich ihn überhaupt begrüßen? Ich hatte eiskalte Hände und zitterte leicht. Dann ging ich auf ihn zu. „Hey...", sagte ich leise, „schön dich zu sehen..." Er sah mich lange an. „Du bist ganz blass...", gab er leise zurück und zog mich an sich, ehe er mir einen Kuss auf den Kopf gab. „Lass uns reingehen", sagte er dann und hielt mir die Tür auf. Das Café war gut besucht, die meisten Gäste waren Damen und über 60. Wir setzten uns an einen kleinen Tisch am Fenster. Ich schaute hinaus, beobachtete die Menschen, die vorbeigingen oder -eilten. „Ich hab meiner Mama für dieses Wochenende übrigens abgesagt...", begann ich nach einer langen Stille. „Oh, das war dieses Wochenende? Tut mir leid...", antwortete er. Ich zuckte mit den Schultern und sah wieder aus dem Fenster. Ich wartete förmlich darauf, dass er mir sagte, dass er mein Verhalten nicht entschuldigen könne. „Milena?", riss er mich aus meinen Gedanken und ich schaute ihm direkt in seine schönen Augen, „ich habe in den letzten Tagen sehr viel über uns nachgedacht. Und über deinen Kuss mit Kollja... aber auch über mich und Caro. Ich war wirklich sauer auf dich, weil du mich so angelogen hast..." Ich schaute zu Boden. „Es tut mir leid...", sagte ich leise. „Aber ich möchte und kann unsere Beziehung nicht einfach wegschmeißen. Wir haben beide Fehler gemacht. Aber du gibst mir so viel Kraft, so viel Liebe... Du hast mir verziehen, als ich Caro geküsst habe... und ich war zu hart zu dir am Mittwoch. Dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen. Ich liebe dich, Milena." Ich schaute ihn überrascht an, augenblicklich bildeten sich Tränen in meinen Augen. „Und ich dachte, du trennst dich von mir...", schluchzte ich, „du hast dich nicht gemeldet, dann rufst du an und sagst, dass wir uns hier im Café treffen... Für mich war klar, was passieren wird..." Er stand auf, kam zu mir und kniete sich vor mich. „Ach, Kleine... ich habe darüber nachgedacht, dass muss ich ehrlich sagen, aber ich könnte das nicht. Ich musste meine Gedanken ordnen, um nicht im Affekt zu reagieren. Um rational denken zu können. Nur deshalb hab ich mich nicht bei dir gemeldet." Er wischte mir die Tränen von den Wangen und gab mir einen Kuss.
Er bezahlte unsere Getränke und wir verließen das kleine Café. Mir war es unangenehm, dass ich vor den ganzen alten Damen geweint hatte, aber gleichzeitig war ich unendlich glücklich.
Wir beschlossen, zu mir zu gehen. „Aber ich hab in den letzten Tagen ungefähr nichts in der Wohnung gemacht...", sagte ich kleinlaut, „ich hab einfach nur auf dem Sofa gelegen..." Er zog mich näher an sich. „Alles okay, ich denke, dass werde ich überleben." Ich schloss meine Wohnungstür auf und rannte schnell ins Wohnzimmer, um zumindest ein wenig Platz um das Sofa herum zu schaffen. „Hast du den ganzen Wein allein getrunken?", fragte er entsetzt. Ich wurde rot. „Hm, ja... aber nicht alle an einem Abend", versuchte ich mich zu rechtfertigen und räumte die Flaschen in die Küche. Wir setzten uns aufs Sofa. „Und was machen wir nun mit dem angefangenen Nachmittag?", fragte ich und griff nach der Fernbedienung. „Ich wüsste das was... aber das hat nichts mit Fernsehen zu tun", erwiderte er grinsend und drückte mich zurück, so dass ich nun mehr auf der Couch lag. Er beugte sich über mich und gab mir einen Kuss. Ich biss ihm in die Unterlippe und zog ihm dann sein T-Shirt über den Kopf. „Ich glaube, du hast meinen Plan durchschaut", grinste er in den nächsten Kuss hinein.

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