Kapitel 3

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Isi schnappte sich ihr Tablet und ihren Laptop und rollte mit ihrem Drehstuhl neben mich. "Uuuuuuuuuund?", fragte sie zwei Oktaven höher als ihre Stimme eigentlich war. Ich zeigte ihr dümmlich grinsend den Zettel: "Ich glaub, er mag mich." Wir begannen beide zu lachen. "Wann rufst du ihn an?" - "Ach Isi, wir haben uns doch grad erst gesehen und ich werde mich erst bei ihm melden, wenn ich auch Ergebnisse habe. Alles andere wäre einfach nur super aufdringlich, der hat sicher auch noch anderes um die Ohren. Und ich möchte nicht, dass es so intensiv wird. Er ist immerhin schon eine kleine Berühmtheit..." Auch wenn ich im Gespräch mit Isi so selbstsicher sagen konnte, dass ich das alles nicht möchte... In meinem Bauch kribbelte es, wenn ich nur an ihn dachte. Als mein Chef an unserem Büro vorbeiging und uns beim Tuscheln sah, klopfte er an die Scheibe und tippte auf seine Armbanduhr. Sofort widmete sich Isi wieder ihrer Arbeit und ich holte meinen Notizblock hervor, um das Interview abzutippen. Mit Isis Hilfe gelang es mir dann auch, die Fotos auf die besten 10 zu reduzieren und alles zu einem Artikel mit Fotostrecke zusammenzubasteln. Allerdings war es mittlerweile 22 Uhr, sodass der Artikel erst in der übermorgen erscheinenden Ausgabe auftauchen würde. Ich entschied mich also dazu für die ungeduldigen Fangirls einen kleinen Post auf Facebook zu veröffentlichen und wählte dazu ein Foto aus, welches es nicht in die engere Auswahl geschafft hatte. Auf dem Foto lächelte Ben, man sah, dass er sich wirklich über die Reaktion des Publikums freute. Und man sah seine wunderschönen bunten Arme. Zufrieden betrachtete ich mein Werk, bis Isi mir auf die Schulter tippte. "Wollen wir los? Es ist schon spät. Noch auf n Bier ins Pumuckl?" Das Pumuckl war ein kleines Szenelokal, ein echter Geheimtipp im Großstadtdschungel von Berlin. Ich nickte, packte meine Sachen und hackte mich bei Isi ein. Wir liefen zur U-Bahn und besprachen die kommenden Projekte.
In der Bar setzen wir uns auf unsere Stammplätze, mit Blick auf den Fernseher und den Rücken zur Tür. Wir bestellten uns beide ein Bier und quatschten. Beim dritten Bier erzählte mir Isi, dass ihr Freund überlegte, sich bald ein Tattoos stechen zu lassen. Grad als ich nach dem Motiv und der Stelle Fragen wollte, legte jemand seine Hand auf meine Schulter. Ich drehte mich um und sah in diese wunderschönen blaugrünen Augen. Sofort schoss mir die Röte ins Gesicht. "Ben. Was.. Ähm.. Das ist Isi, meine Kollegin und beste Freundin." Sie gaben sich die Hand und Ben sagte: "Ich hab gehört, dass ihr über Tattoos redet. Da dachte ich, ich komm mal rüber. Ich bin mit ein paar Leuten aus der Band hier, wir treffen uns hier öfter, weil der Laden einfach nicht so bekannt ist und man hier unter sich bleiben kann." Er grinste, "Fangirls" und verdrehte scherzhaft die Augen.
Isi erzählte von den Tatttoowünschen ihres Freundes und Ben nannte ihr darauf ein paar Tättowierer, an die er sich wenden könnte. "Ja, so wie deine Arme aussehen, hast du sicher eine Menge Ahnung", dachte ich und wanderte mit meinen Augen über seine Arme. "Ich geh dann mal wieder zu meinen Jungs, du meldest dich, ja?" Ich nickte viel zu energisch, immernoch fasziniert von den Tattoos und grinste ein wenig zu übertrieben. Er umarmte mich kurz - doch mein Herz blieb beinah stehen. So viele Gefühle auf einmal in mir - was war nur los?

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