Bitte haltet Taschentücher bereit. Mir hat es selbst das Herz zerrissen, diesen Teil (und die folgenden) zu schreiben...
„Ich bin so froh, dass ich hier bin", flüsterte Ben und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Wir legten uns wieder ins Bett, er zog mich an sich und ich atmete seinen Duft ein.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag Ben nicht mehr neben mir. Die Bettseite war kalt. Sofort schlich sich wieder ein flaues Gefühl in meiner Magengegend ein. Ich tastete nach meinem Handy, doch ich hatte keine Nachricht von Ben. Nur von Isi, der ich mit einem „Er ist nicht mehr da..." antwortete. Ich setzte mich auf die Bettkante und stützte meinen Kopf in meine Hände. Wieso war er einfach gegangen und wann? Nach unserem Gespräch hatte ich das Gefühl, dass es wieder bergauf gehen könnte. Ich griff erneut nach meinem Handy und war schon dabei, Ben eine Nachricht zu schreiben, als Isi mich anrief. „Wie? Er ist nicht mehr da? Ist er Frühstück besorgen?", fragte sie. „Isi... ich bin in einem Hotel, er muss sich nicht um Frühstück kümmern. Vielleicht eher um Nancy. Ich weiß nicht wo er ist. Als ich gerade aufgewacht bin, war seine Bettseite leer und kalt.." - „Und er hat dir nicht geschrieben? Ich versteh den Kerl nicht!" - „Frag mich mal...", meine Stimme stockte, mir liefen Tränen über die Wangen, „vor allem haben wir gestern miteinander geschlafen... und uns unterhalten... Ich dachte es geht bergauf... aber jetzt fühl ich mich einfach nur... benutzt..." Ich wischte meine Tränen mit der Hand weg. „Wann bist du wieder in Berlin, Süße?" - „Mein Zug fährt heute Mittag... Ich werde gleich duschen gehen und dann schon mal auschecken. Kann ich heute Abend bei dir vorbeikommen?" - „Genau darauf wollte ich hinaus! Ich hol dich am Bahnhof ab, schreib mir nochmal, wann du ankommst!" Wir legten auf, ich suchte meine Klamotten zusammen und ging ins Bad. Ich konnte einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken, was passiert sein könnte. Doch egal, wie viel Mühe ich mir gab, ich kam immer wieder zu dem Szenario, dass er nun bei Nancy war. Schließlich hatte sie in der Nacht mehr als eindeutige Nachrichten geschrieben. Und Ben hätte sich gemeldet, wenn er nur bei seiner Mutter wäre.
Ich zog mich an, machte mich fertig und verließ das Zimmer. Ich trat heraus in die kühle Dezemberluft und zog meinen Schal ein wenig fester. Ich zündete mir eine Zigarette an und machte mich auf den Weg zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Die restliche Zeit kann ich auch am Bahnhof verbringen, mich hält hier nichts mehr. Als ich in die Bahn betrat und mich gerade setzen wollte, stockte ich. Ein kalter Schauer durchfuhr mich, obwohl die Bahn beheizt war. Auf einem Zweiersitz, mir mit dem Rücken zugewandt, saßen Ben und Nancy. Ich schluckte, versuchte mit allen Mitteln, die Tränen zu unterdrücken und holte mein Handy aus der Tasche. Ich verzog mich ans andere Ende des Wagons und wählte Bens Nummer, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Er meldete sich mit „Hey, sorry, dass ich heute Morgen nicht mehr da war... Ich bin gerade noch bei meiner Mum..." - „Wieso hast du mir nicht Bescheid gegeben?", fragte ich kurz angebunden nach. „Ich wollte dich nicht wecken und dann hab ichs vergessen. Tut mir leid..." - „Hm, achso. Komisch, ich könnte schwören, dass wir gerade in der gleichen Bahn sitzen und die Frau neben dir sieht irgendwie gar nicht aus, wie deine Mutter..." Ich konnte beobachten, wie Ben sich umsah, bis er mich erblickte. Ich ließ das Handy sinken. Eine ältere Dame, die in der Nähe von mir saß, warf mir einen mitleidigen Blick zu. Ich holte meine Kopfhörer aus der Tasche und steckte sie ein. Ich wollte jetzt nichts mehr hören, am liebsten auch nichts mehr denken. Doch ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Ben aufstand und auf mich zu kam. Ich schloss die Augen, versuchte mich zu beruhigen. Als ich die Augen wieder öffnete, stand Ben direkt vor mir und sah mich an. Ich hielt dem Blickkontakt nicht stand und sah aus dem Fenster, wie die Häuser und Bäume an uns vorbeirauschten. Er zog mir die Kopfhörer aus den Ohren und setzte sich neben mich. „Willst du mich jetzt anschweigen und ignorieren?", fragte er vorwurfsvoll. „Ja, eigentlich hatte ich das vor. Denn ich weiß nicht, was wir noch zu reden hätten. Vor allem nicht hier – in einer Straßenbahn mitten in Bielefeld." Ich war selbst überrascht von meiner Antwort, davon wie ruhig ich blieb, obwohl mein Herz wie wild schlug. Nancy hatte sich zu uns umgedreht und beobachtete mich kritisch. „Außerdem glaube ich, dass deine Begleitung dich vermisst. Ich muss dann auch aussteigen. Mach's gut, Benjamin..."
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Fotoalbum
FanfictionMilena ist 25 Jahre alt und gelernte Medienkauffrau. Nebenbei jobbt sie noch als Fotografin für ein Online-Magazin. Sie liebt ihren Beruf - man kommt viel rum, lernt neue Leute kennen und ist den Stars näher als manch anderer. Bisher lief für sie al...