Kapitel 26

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Auf dem Weg zur Bar alberten die Jungs die ganze Zeit miteinander rum, Christine und ich liefen hinter ihnen her und unterhielten uns. "Oh man", lachte ich, "sind die zusammen immer so?" Sie lachte und nickte "Wie kleine Kinder!" Wir betraten das Pumuckl, für einen Sonntag war es hier gar nicht so voll, wie sonst. Wir setzten uns alle in die gemütliche Sitzecke und bestellten uns Cocktails. "Und? Gut vorangekommen?", fragte ich in die Runde. Michbeck und Danny begannen zu erzählen und sie schienen zusammen einfach perfekt zu harmonieren. Aber die Jungs kannten sich ja nun auch schon eine Weile. Um halb 11 verabschiedete ich mich, da ich ja morgen arbeiten und abends noch aufs Konzert musste. "Ich hol dich vorm Konzert mit dem Auto ab, okay?", sagte ich zu Ben und gab ihm einen Kuss.
Zuhause warf ich mich sofort in meine Schlafklamotten und kuschelte mich ins Bett. Da ich aber noch nicht müde war, schaltete ich den Fernseher an und zappte durchs Programm. Schließlich blieb ich bei einer Doku über die 'Zukunft ohne Menschen' hängen. Plötzlich vibrierte mein Handy. Nachricht von Ben. "Hey Milena, hier ist Christine. Ich glaube, du solltest besser nochmal herkommen. Schnell. Caro ist hier... Und Ben ist gerade mit ihr raus... Ich war auf der Toilette und habs nur von den anderen gehört." Plötzlich war ich hellwach, sprang aus dem Bett, wechselte meine Schlafsachen in Jogginghose und meine Jacke und rannte los. "Das darf doch nicht wahr sein. Bitte nicht", dachte ich. Nach 10 Minuten kam ich völlig außer Atem am Pumuckl an. Christine stand vor der Tür und zog mich an sich. "Es tut mir so leid, ich weiß nicht wo die beiden hin sind." - "Diese blöde Schlange", weinte ich, "aber ich hab eine Ahnung, wo sie sein könnten..." Ich zog sie hinter mir her um die Ecke von der Bar und da saßen sie. Ben hatte seine Hand auf ihre Wange gelegt und sie küssten sich. Zu meinem Entsetzen mischte sich Wut. "Oh nein Ben...", hörte ich Christine flüstern. Ich ging auf die beiden zu und als Ben mich bemerkte, sprang er sofort auf. "Milena, was machst du hier?" Ohne lange zu überlegen holte ich aus und gab ihm eine Ohrfeige. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte ich mich um und ging. Christine sah mich mitleidig an, doch ich blieb nicht stehen. Ich spürte nur diese Wut, gemischt mit dem Stechen in meinem Herz und den Tränen.
Ich merkte, dass mir jemand folgte und hörte Ben meinen Namen rufen. Ich blieb stehen und drehte mich um. "Was willst du?", schrie ich ihn an, "geh weiter mit Caro knutschen!" Er wollte mich umarmen, doch ich ging 2 Schritte zurück. "Fass mich nicht an!", fauchte ich unter Tränen. Nun sah ich auch Christine aus der Dunkelheit auftauchen. "Es tut mir so leid, wirklich...", stotterte er. "Ach ja? Und du meinst wenn du dich einmal entschuldigst und mich umarmst ist alles wieder tutti? Man, Ben. Ich dachte, dass zwischen uns ist etwas ernstes.. Ich liebe dich wirklich, aber scheinbar hast du eine andere Auffassung von Liebe und Beziehung als ich." Ich drehte mich um und ging weiter. "Milena, kleine.. Bitte!", rief er mir hinterher, Christine schien ihn festzuhalten, denn er folgte mir nicht mehr.
Zuhause warf ich mich aufs Bett und weinte. Ich bekam kaum Luft vor Tränen, jeden Anruf von Ben drückte ich weg und schaltete mein Handy schließlich ganz aus. Ich stellte meinen Wecker, schaltete nochmal den Fernseher ein und schlief irgendwann unter Tränen ein. Am nächsten Morgen wachte ich mit schmerzenden Augen und einem flauen Gefühl im Bauch auf. Ich ging ins Bad, meine Augen waren geschwollen und ich war blass. Ich ging duschen und versuchte dann das beste aus mir zu machen. Dann fuhr ich zur Arbeit, wo Isi mich erschrocken ansah, scheinbar war es mir auch mit Make-Up nicht gelungen, meine Traurigkeit zu verstecken. "Süße, was ist passiert?", fragte sie besorgt. Ich blickte sie an und sofort bildeten sich wieder Tränen in meinen Augen. "Caro ist passiert. Ben hat gestern Abend mit ihr rumgeknuscht", seufzte ich und mir liefen die Tränen über die Wangen. Isi nahm mich in den Arm und streichelte mir über den Rücken. "Was ist bloß mit den Männern los.. Oh man, das tut mir so leid." Plötzlich öffnete sich die Bürotür und Thomas kam gutgelaunt herein. Als er uns beide sah blieb er stehen. "Milena, was ist denn mit dir los?" - "Ihr geht's nicht so gut... Sie hatte gestern einen großen Streit mit ihrem Freund..." Er nickte verständnisvoll und bot mir an, dass ich mir den Tag freinehmen könne, doch ich meinte, dass Ablenkung und Arbeit gerade besser für mich wären als Zuhause zu sitzen. Ich atmete tief durch und widmete mich dann meiner Arbeit.
In der Mittagspause schaltete ich mein Handy wieder ein. Ich hatte 18 neue Nachrichten und 6 verpasste Anrufe. Alle waren von Ben. In den SMS entschuldigte er sich immer wieder für sein Verhalten. Er sei betrunken gewesen, was natürlich keine Entschuldigung war, aber es tat ihm unendlich leid. Und mehrmals schrieb er, dass er mich liebt. "Das hab ich ja gemerkt", sagte ich und löschte die Nachrichten. Ich arbeitete die Pause durch, da mir momentan nicht nach Essen zumute war und bereitete mich dann auf das Konzert vor. Vom Büro fuhr ich direkt zum Konzert zum kleinen Club. Mit gefielen solche Auftritte in kleinem Rahmen, die hatten nochmal einen ganz eigenen Charme. Aber die Antilopen Gang rockte ordentlich und brachte die Meute zum Springen, Singen und Schwitzen. Nachdem ich mit dem Fotografieren fertig war, setzte ich mich an die Bar und bestellte mir ein Bier. Plötzlich legte mir jemand seine Hand auf die Schulter. Ben. Er sah mich traurig an. Ich schaute stur zur Bühne und ignorierte ihn so gut ich konnte, auch wenn ich sofort hätte wieder weinen können. Ich trank mein Bier aus und verließ durch den Backstage den Club. Ich ging direkt zum Auto, doch wieder war er da. "Milena...", flüsterte er, "du hast auf keine meiner Nachrichten geantwortet und auch auf meine Anrufe nicht reagiert..." Ich verdrehte die Augen und drehte mich zu ihm um. Er sah fertig aus. "Ach", sagte ich böse, "du hast gestern mit deiner Ex rumgeknuscht, falls du es vergessen hast. Denkst du, wenn ich eine Nacht drüber schlafe, ist das schon okay?" Er schaute zu Boden. "Was kann ich tun, damit du mir verzeihst? Es tut mir wirklich leid. Ich kann dir das nicht erklären, weil es das ganze nicht besser macht... Aber ich..." - "Du kannst mich in Ruhe lassen, Benjamin. Geh zurück zu Caro und werd glücklich mit ihr." Mit diesen Worten stieg ich ins Auto ein und ließ ihn stehen. Schon nach der nächsten Kreuzung musste ich anhalten, weil ich vor Tränen nichts mehr sehen konnte. Was bildete er sich eigentlich ein? Dass ihm alles sofort vergeben wird, nur weil er Benjamin Griffey ist? Ich versuchte mich zu beruhigen, um nach Hause fahren zu können, doch je mehr ich über die Sache nachdachte, desto schlechter ging es mir. Ich wählte Isis Nummer und bat sie, mich und das Auto abzuholen. Sie machte sich sofort auf den Weg. Ich stieg aus, zündete mir eine Zigarette an und schlenderte über den kleinen Parkplatz. Ich zog mein Handy hervor und sah, dass ich schon wieder eine SMS von Ben bekommen hatte "Milena. Ich will dich nicht verlieren... Bitte..." Ich zog an meiner Zigarette und atmete den Rauch tief ein. "Ich dich auch nicht, Ben. Aber ich kann nicht auf Friede Freude Eierkuchen tun, wenn in mir alles in Trümmern liegt", tippte ich als Antwort und steckte das Handy zurück in die Tasche. Kurze Zeit später kam Isi an und fuhr mich nach Hause. "Wenn du willst bleib ich heute Nacht bei dir...", bot sie an und ich nickte. Ich schaute vor dem Schlafengehen noch einmal auf mein Handy, aber er hatte mir nicht nochmal geschrieben. Ich kuschelte mich an Isi, die mir über die Haare strich und schlief relativ schnell ein.

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