Kapitel 71

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Die nächsten Wochen liefen ähnlich zwischen Ben und mir. Doch an diesem Abend wollte ich mal wieder was anderes machen, ein bisschen abschalten und hatte mich deshalb mit Leon verabredet. Wir verstanden uns wirklich gut und Isi hatte kurzfristig doch abgesagt. So stand ich um halb 8 also vorm Kino und wartete auf ihn. „Heeeey!", rief er schon von weitem, „schade, dass Isi nicht kommen konnte. Aber dann machen wir beide uns einen schönen Abend!" Er umarmte mich und gerade als wir ins Kino gehen wollten, sah ich Ben aus dem Augenwinkel. „Geh schon mal vor, ich komm sofort nach!", sagte ich zu Leon und lief zu Ben. „Hi, was machst du denn hier?", fragte ich ihn und wollte ihm einen Kuss geben, doch er wich zurück. „Die Frage könnte ich dir auch stellen. Was soll das?" - „Moment, bist du eifersüchtig? Leon ist nur ein Kollege von mir, aber wir verstehen uns gut und eigentlich wollte Isi auch mitkommen, aber sie hat kurzfristig abgesagt. Ach, ich muss mich auch nicht vor dir rechtfertigen." - „Na dann. Schönen Abend", er drehte sich um und ging davon. Ich schnaufte. Mir war bewusst, dass es Ben nicht toll fand, dass ich mich mit einem anderen Mann traf, aber wir waren wirklich nur Kollegen.

Ich lief zurück zum Kino, wo Leon schon auf mich wartete. „Alles in Ordnung?", fragte er und reichte mir meine Kinokarte. „Ja, schon gut. Lass uns reingehen!" Bevor der Film begann, checkte ich noch kurz mein Handy, Ben hatte mir geschrieben, dass er gerne mit mir reden würde. Ich tippte eine kurze Antwort und legte mein Handy beiseite.

Nach dem Film gingen wir noch etwas trinken und unterhielten uns sehr gut. Doch meine Gedanken waren immer wieder bei Ben. „Hey, was ist los?", fragte Leon. „Ach... ich glaub, ich hab mich mit Ben gestritten... er ist eifersüchtig..." - „Was? Auf wen? Doch nicht etwa auf mich?" - „Doch... eigentlich kenne ich dich nicht gut genug, um dir das alles zu erzählen, aber wenn du es erträgst..." Leon bestellte noch zwei Bier und sah mich dann abwartend an. Ich erzählte ihm die Kurzfassung meiner vergangenen Monate und auch, wie es momentan lief, dass wir noch nicht wieder miteinander geschlafen hatten. „Aber das ist doch verständlich. Du musst erst wieder Vertrauen fassen, bevor du dich fallen lassen kannst. Ich finde, er sollte dir die Zeit geben. Ansonsten ist es nicht richtig, dass du bei ihm bleibst!" - „Danke... danke fürs Zuhören, wirklich. Das hilft mir... ich glaub, ich sollte dann jetzt auch mal los!" Ich verabschiedete mich von Leon und machte mich auf den Weg nach Hause. Nachdem ich mir eine Zigarette angezündet hatte, rief ich Ben an. „Hi...", sagte ich kleinlaut, „bitte sei nicht böse auf mich..." - „Ich bin nicht böse auf dich, ich bin... ach ich weiß auch nicht. Ich hab Angst dich zu verlieren, Milena. Ich weiß nicht, wo wir aktuell stehen, ich weiß nicht, was das zwischen uns ist. Du lässt keine weiteren Berührungen von mir zu, ich weiß einfach nicht mehr, wie ich mir dir gegenüber verhalten soll. Und dann seh ich dich da mit diesem Typen, mit dem du eh die ganze Zeit schreibst und dabei grinst wie ein Honigkuchenpferd. Du kannst es mir nicht übel nehmen, dass ich mir Gedanken mache..." Ich zog an meiner Zigarette. „Ich wollte dich damit nicht verletzen, wir sind einfach nur... Bekannte. Wir verstehen uns nur gut, aber da wird nie mehr sein. Denn ich liebe dich. Sehen wir uns morgen Abend?" Ich hoffte, dass das Thema vom Tisch war. „Wenn du möchtest, klar, gerne" - „Okay, magst du gegen 19 Uhr zu mir kommen? Wir könnten was kochen und dann schauen wir mal...", ich grinste. „Okay, dann haben wir morgen ein Date. Ich liebe dich, bis morgen!" Ben legte auf und ich wählte sofort Isis Nummer. „Isi? Sorry, dass ich dich so spät noch anrufe. Hast du morgen was vor? Wir müssen unbedingt shoppen gehen. Bitte sag mir, dass du Zeit hast!" - „Was ist denn los? Shoppen? Wofür?" - „Ich treffe mich morgen Abend mit Ben... und ich glaube, ich hab ihn jetzt lange genug warten lassen... Bitte!" - „Oh... Solches shoppen also. Ich bin um 11 Uhr bei dir, ja?" - „Perfekt! Danke!"

Am nächsten Tag lief ich mit Isi mittlerweile ins 5. Geschäft, ohne wirklich fündig geworden zu sein. „Wieso machst du dir da überhaupt so einen großen Kopf drum? Er hat dich doch schon nackt gesehen..." - „Aber es ist wie ein Neuanfang. Ich bin total aufgeregt, als wäre es mein erstes Mal. Ich weiß es doch auch nicht, aber ich möchte einfach was schönes zum Anziehen haben..." Isi hielt mir eine schwarz-rote Corsage mit dem dazugehörigen Höschen entgegen. „Also, wenn er dir danach nicht um den Hals fällt..." - „Oh, die ist ja wunderschön... Okay, die nehme ich!" Als wir durch die Stadt schlenderten, stichelte Isi mich an. „Willst du vielleicht noch Kerzen und eine Kuschelrock-CD kaufen?" - „Ach komm, das ist nicht lustig! Ich bin wirklich nervös..." - „Dann kaufen wir jetzt noch einen guten Wein und dann bring ich dich nach Hause, helfe dir beim hübsch machen und dann wird das schon!"

Um halb 7 saß ich auf der Couch, total nervös. Ich hatte mich für ein Kleid entschieden, die neue Unterwäsche saß perfekt und ich fühlte mich heute wirklich schön. Ich ging nochmal auf den Balkon, um die xte Zigarette in kurzer Zeit zu rauchen. Als es an der Tür klingelte, zuckte ich zusammen. Ich drückte die Zigarette aus, atmete noch einmal tief durch und drückte auf den Türöffner.

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