Kapitel 25

219 11 0
                                    

Mitten in der Nacht kam Isi ins Schlafzimmer und kuschelte sich zu mir. Sie weinte. „Ich kann einfach nicht vergessen, was ich da gesehen hab, Milli", schluchzte sie. Ich zog sie an mich und streichelte ihr über den Rücken. „Rede nochmal mit ihm, wenn du dich ein wenig beruhigt hast. Solange kannst du natürlich hier bleiben, wenn du möchtest!" Sie nickte und ich deckte sie zu. Unter Tränen schlief sie schließlich ein.

Am nächsten Morgen holte ich uns Brötchen und kochte frischen Kaffee. Dann weckte ich Isi und wir frühstückten zusammen. „Ich mach mich jetzt auf den Weg nach Hause und versuche nochmal mit Jeff zu reden...", sagte sie leise. Ich schaute sie an und nickte. „Meld dich einfach, wenn du wieder herkommen möchtest und sag mir auf jeden Fall was bei eurem Gespräch raus gekommen ist!" Sie lächelte mir zu und verließ dann die Wohnung.

Ich beschloss Ben anzurufen, aber er ging nicht an sein Handy. Vielleicht schlief er noch oder war gerade unterwegs. Eine halbe Stunde später schrieb er mir eine SMS „Hey Kleine, ich bin mit den Jungs im Studio, einen neuen Song aufnehmen. Hast du Lust später vorbeizukommen? Gegen 17 Uhr?" - Ich antwortete sofort, dass ich natürlich gern würde, aber erstmal auf eine Nachricht von Isi warten müsse. Er gab mir noch die Adresse und schrieb, dass ich einfach rumkommen solle, wenn ich Zeit hätte.

Ich räumte ein wenig meine Wohnung auf, schnappte mir meine Kamera und ging in den nahegelegenen Park, um ein paar Fotos zu machen. Die Sonne hatte heute so ein schönes Licht. Mitten in meiner Fotosession unterbrach mich mein Handy. Isi rief an, um mir zu sagen, dass sie sich mit Jeff ausgesprochen hatte. Ich freute mich sehr für sie, sagte aber, dass sie sich jeder Zeit bei mir melden könne, wenn irgendwas passierte.

Um kurz vor 5 machte ich mich dann auf dem Weg zum Studio, in dem Ben mit seiner Band den neuen Song aufnahm. Als ich um die Ecke vom Studio bog, sah ich ihn Arm in Arm mit einer Frau vor der Tür stehen. Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte zu den beiden rüber. Caro war es nicht, aber ich hatte sie bisher noch nie gesehen. Ich fühlte mich plötzlich wieder so austauschbar und gleichzeitig so kindisch. Ich atmete tief durch, zog eine Zigarette auf der Jackentasche und ging aufs Studio zu. „Heeeey", rief er mir entgegen und gab mir einen Kuss. „Hallo", sagte die Dunkelhaarige zu mir, „ich bin Christine, Bens jüngere Schwester" und reichte mir die Hand. Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. „Oh, hi! Nett dich kennenzulernen, ich bin Milena... Bens..." - „Freundin", ergänzte er lächelnd und zog mich an sich. „Schön, dich endlich persönlich kennenzulernen. Er redet nur noch von dir", lachte Christine, „natürlich nur Positives!" Ben piekste sie in die Seite und wir lachten. „Also, ich muss nochmal rein, wir sind fast fertig, aber der letzte Schliff fehlt noch. Ihr Mädels kommt klar? Ihr könnt euch ja über... Lippenstifte unterhalten oder so, was ihr Mädchen halt so macht", er grinste uns nochmal frech zu und verschwand dann im Gebäude. „Du bist wirklich ein hübsches Mädchen, mein Bruder hat einen guten Geschmack", sie lächelte mich an und ich wurde rot. „Danke..", murmelte ich, „aber ich glaub ich muss mich an diesen ganzen Rummel um ihn noch gewöhnen. Wie gehst du denn damit um?" - „Nun, Ben hat das ganz klug gemacht. Eigentlich weiß niemand mehr von mir, als dass es mich gibt. Seine Schwester. Mehr nicht, er schützt seine Familie ziemlich gut vor der Öffentlichkeit. Auf Konzerten wird man dann halt schon mal entdeckt, wenn du an der Seite der Bühne stehst, aber ansonsten geht das alles ziemlich klar. Glaub mir, es ist besser, wenn die ganzen Tenniefangirls nicht Amok vor deiner Tür laufen sollen. Die bekommen deine Adresse schneller raus, als dir lieb ist. Also nimm es ihm nicht übel, wenn er in der Öffentlichkeit nicht zeigt, dass ihr ein Paar seid." So hatte ich die ganze Sache noch gar nicht betrachtet. Vermutlich hatte sie Recht, mir hatte der Menschenauflauf vorm Bäcker neulich schon gereicht. Und beim Konzert war es auch ziemlich laut gewesen. Christine und ich unterhielten uns noch eine Weile über meine Arbeit und sie war ein wenig neidisch, dass ich morgen die Antilopengang sehen würde. Wenig später kam Ben mit seinen Jungs aus dem Studio, alle alberten rum und Timur fragte schließlich ob wir alle zusammen noch ins Pumuckl gehen wollen. Im Chor stimmten wir zu und machten uns auf den Weg...

FotoalbumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt