Kapitel 51

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-Sichtwechsel Ben -

Ich öffnete langsam die Augen und tastete die Bettseite neben mir ab,doch sie war kalt und leer. Der Blick auf mein Handy verriet mir auch warum: es war bereits 12:15 Uhr, mein Körper hatte wohl eindeutig das Bedürfnis gehabt, Schlaf nachzuholen. Ich scrollte durch meine Nachrichten, einige von den Jungs, wann wir uns denn nun genau treffen wollen und eine Nachricht von Milena. „Mit Bielefeld geht alles klar, hab grad mit Thomas gesprochen. Ich liebe dich", hatte sie geschrieben. Diese kurze Nachricht zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Sie war einfach unglaublich. Ich verabredete mich mit den Jungs um 14 Uhr und ging erstmal duschen.
Ich machte mich mal wieder viel zu spät auf den Weg zum Studio, in dem wir uns zum Proben verabredet hatten. Um zwanzig nach 2 kam ich an,Timur und Michbeck rollten mit den Augen, als sie mich sahen. „Tut mir leid! Ich hab die Zeit voll verplant...", begrüßte ich die beiden. „Kennen wir ja nicht anders von dir!", lachten sie, „lass uns reingehen." Wir besprachen den ungefähren Ablauf der Show,besprachen und verwarfen Setlists und tranken schon das ein oder andere Bier. Schließlich machten wir uns gemeinsam auf den Weg ins Pumuckl.
„Eine Runde Jägermeister bitte!", rief Danny der Kellnerin zu und schon wenige Augenblicke später klirrten die Gläser aneinander. „Auf uns, auf Bielefeld, auf dieses fantastische Jahr!", rief Konny undbestellte direkt die nächste Runde. Ich schrieb nebenbei mit Milena und realisierte erst, wie viel ich getrunken hatte, als ich das Pumuckl zum Rauchen kurz verließ. Der Alkohol schlug mir wie ein Brett vor den Kopf. Als mir plötzlich jemand von hinten die Augen zu hielt, konnte ich mich kaum auf den Beinen halten.

Langsam drehte ich mich um und schaute direkt in die azurblauen Augen von Nancy. „Was machst du denn hier?", fragte ich perplex. Sie lächelte. „Ach, bisschen was trinken mit meinen Mädels, aber diesind grad los und da hab ich dich hier ganz allein stehen sehen. Bei euch gibt's wohl was zu feiern?" - „Naja, Bielefeld steht an,das weißt du aber sicher. Wir haben heute bisschen geplant...und...", ich hielt inne. Warum erzählte ich ihr das eigentlich?„Und was?" - „Ach, nicht so wichtig. Ich geh dann mal wieder rein..." - „Moment, du kannst mich doch nicht so alleine hier stehen lassen?", sagte sie gequält und kam einen Schritt auf mich zu. „Doch, ich denke schon...", antworte ich, doch im nächsten Moment hatte sie nach meiner Hand gegriffen. „Benjamin, was bist du denn für ein Kerl? Eine hübsche Frau lässt man nicht mitten in der Nacht allein durch Berlin laufen!" Ich seufzte, „wo wohnst du denn?" - „Ist nicht so weit von hier, 10 Minuten zu Fuß... Je schneller du mit mir losgehst, desto schneller bist du wieder bei deinen Jungs!" Wir machten uns auf den Weg, sie lief allerdings noch schnell in den Späti und kam mit einer Flasche Schnaps wieder raus. „Hier", sagte sie und drückte mir die Flasche in die Hand,„damits nicht kalt wird..."
Aus dem Augenwinkel schaute ich immer wieder zu ihr rüber. Ich musste mir eingestehen, dass sie wirklich ziemlich attraktiv war. Ich nahm einen großen Schluck und schüttelte mich. „Da wären wir, hier wohne ich", sagte Nancy schließlich. Wir standen vor einem wunderschönen Altbau. „Schönes Haus", war das einzige, was ich noch sagte, denn plötzlich ging alles ganz schnell. Nancy trat einen Schritt auf mich zu und zog mich an meiner Jacke an sich, ehe sie mich küsste. Sie lächelte mich an und fing an in ihrer Tasche zu kramen. „Danke fürs nach Hause bringen, Ben", flüsterte sie. Gerade als sie sich zur Haustür umdrehen wollte, griff ich nach ihrer Hand und zog sie wieder zu mir,ehe unsere Lippen sich wieder trafen. Unsere Küsse wurden fordernder und schon auf dem Weg in ihre Wohnung entledigte ich sie ihrer Jacke...

Ich wachte mit einem unglaublich trockenen Mund und höllischen Kopfschmerzen auf. Vorsichtig blinzelte ich in die Dunkelheit.Verdammt, wo war ich? Es war weder meine noch Milenas Wohnung. Ich wollte gerade nach meinem Handy suchen, als ich bemerkte, dass ich nichts an hatte. Mein eh schon schmerzender Kopf begann zu arbeiten.Wo war ich und was war hier passiert? Als sich im Bett neben mir jemand bewegte, fiel es mir wieder ein. Nancy, der Schnaps, unser Kuss. Doch was danach passiert war, weg. Vorsichtig, um sie nicht zuwecken, stand ich auf und suchte meine Klamotten zusammen, die im Zimmer verteilt lagen. Ich zog mich an, schnappte mir meine Jacke und verließ fluchtartig die Wohnung. Schließlich fand ich auch mein Handy – Akku leer. „Klasse", dachte ich, „Filmriss und mein Handy lässt mich auch im Stich!" Ich zündete mir eine Zigarette an und machte mich auf den Weg zur nächsten U-Bahnstation.

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