Kapitel 1

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Serafina by LuanaWhite

Wie viele Tränen hatte ich in meinen Leben bereits geweint? Viel zu viele. Mein Leben als Vampir war von Unglück geprägt und ich hatte bereits jegliche Hoffnung auf Glück verloren. Ich war verzweifelt und wollte mein unsterbliches Leben schon viele Male beenden. Doch dann hatte ich Lucas Turner kennen gelernt. Dieser Mann war das Unglaublichste was mir jemals widerfahren war. Er hatte es nicht nur geschafft mich aus meiner persönlichen Hölle zu befreien, sondern er schenkte mir neuen Lebensmut. Er schenkte mir Glück. So viel unfassbares Glück. Und Liebe. Verdammt, ich liebte Lucas so unglaublich. Aber das war nicht alles.

Lucas Turner erweckte mich wieder zum Leben, und das wortwörtlich. Als Vampir war ich eine lebendige Leiche gewesen, aber durch seine Liebe begann mein Herz wieder zu schlagen. Er entfesselte in mir etwas, dass an ein Wunder grenzte.

Im Laufe der Zeit, in der wir zusammen waren, schwächten meine Vampirkräfte ab. Keine übernatürliche Stärke mehr, keine Supergeschwindigkeit. Sogar mein Blutdurst, der immer eine reine Qual für mich gewesen war, war beinahe verschwunden. Ich begann menschliche Speisen zu essen und zu trinken und schlief wieder. Ich war beinahe zu einem Mensch geworden. Das einzige was übrig geblieben war, war dass ich Blut zum Überleben brauchte und mein Vampirgesicht.

Diese Veränderungen hatten mir immer Angst gemacht. Ich verstand einfach nicht was mit mir passierte oder ob es schlimme Konsequenzen für mich gab, da ich inzwischen so menschlich war. Aber dann, eines Abends änderte sich diese Einstellung komplett.

Plötzlich war es mir egal, dass ich ein schwacher Vampir war. Es war mir egal was diese Veränderungen in mir ausgelöst hatte oder warum. Denn durch diese Veränderung wurde mir etwas unfassbar kostbares ermöglicht. Ich wurde schwanger!

Ja, es war wirklich wahr, ich erwartete ein Kind. Nein. Wir, erwarteten ein Kind. Lucas, der unglaubliche Mann, ein Hybrid und mein persönlicher Held war der Vater dieses Wunderbabys. Ich durfte ihm tatsächlich das schenken, was wir beide uns so sehr ersehnten. Ein Baby.

Es war nun ungefähr drei Wochen her, seit Ruby, meine beste Freundin und Hexe, uns diese freudige Nachricht übermittelt hatte. Sie und ihr Freund Noah, ebenfalls ein Hybrid und seit Kindertagen der beste Freund von Lucas, schöpften Hoffnung auch vielleicht irgendwann Nachwuchs zu bekommen. Aber sie wollten sich damit noch lange Zeit lassen.

Wir behielten diese freudige Nachricht erstmal für einige Tage für uns, ehe wir unseren Freunden und Familie von unserem Nachwuchs berichteten. Dazu gehörte Lucas Schwester und Vampir, Clary. Mein Bruder Dominic, ebenfalls ein Vampir genauso wie Sean. Der Höllenhund Liam und die beiden Werwölfe Seth und Ryder.

Natürlich fragten auch sie sich, wie so etwas nur möglich sein konnte, dass ein Vampir und ein Hybrid ein Kind zeugen konnten. Aber darauf hatten wir ja auch keine Antwort parat. Ruby wollte uns deswegen zu ihrer Tante Aria bringen, die ebenfalls eine Hexe war und schon sehr viel mehr Erfahrung als Ruby hatte. Ruby allerdings war durch eine neue Kraft in ihr viel mächtiger als ihre Tante. Und das war nicht ungefährlich und Noah sorgte sich jedesmal um seine Freundin wenn sie Magie anwandte. Denn manchmal ging es dabei wirklich um Leben und Tod.

Nicht desto trotz hatten sich unsere Freunde sehr für uns gefreut und uns beglückwünscht. Die einen mehr wie die anderen.

Heute war es soweit, und Rubys Tante würde uns erwarten. Unsere Freundin musste sehr viel auf sie einreden da sie nicht viel von Vampiren und Werwölfen hielt. Wir hofften wirklich dass diese erfahrene Hexe ein paar Antworten für uns hatte, aber vorher wollten Lucas und ich noch etwas anderes erledigen.

Es war relativ früh als Lucas, Clary und ich unser Schloss, dass wir seit ein paar Monaten bewohnten und führten, verließen. Vor einer Woche bekam Lucas Schwester einen Tageslichtring gemacht von Ruby, damit sie am Tage raus konnte. Sean, Dominic und ich hatten schon immer einen besessen. Und Lucas als Hybrid, brauchte keinen. Er konnte so oder so in das Tageslicht durch seine Wolfseite.

Wir stiegen am Friedhof aus dem Auto aus und gingen langsam zu den Gräbern wo Lucas und Clarys Eltern begraben waren.

Lucas hatte mir anvertraut, dass er seinen Eltern am Grab heute erzählen wollte dass er Vater wurde. Ich fand das eine tolle Idee und er wollte mich unbedingt dabei an seiner Seite haben. Aber für Clary würde es heute das erste Mal sein, dass sie hier war, deshalb fühlte ich mich etwas unwohl dabei zu sein.

Lucas hielt meine Hand, als wir am Grab ankamen. Wir konnten seiner kleinen Schwester ansehen, wie sie dabei um Fassung kämpfte. Wir wussten, dass sie noch nicht um ihre Eltern hatte trauern können. Lucas ließ meine Hand los und legte Blumen auf das Grab genau wie Clary. Er legte seine Hand auf den kalten Stein und atmete tief ein und aus, während Clary neben mir stehen blieb.

"Hey Mum, hey Dad", sagte Lucas leise.
"Ihr werdet es nicht glauben, aber ich werde Vater. Ich wärt so tolle Großeltern geworden und ich werde meinem Kind von euch erzählen."
Er lächelte traurig und eine Träne rann über sein Gesicht.
"Ich hoffe, ich werde ein guter Vater sein. Ich wünschte, ihr könntet das alles miterleben. Ich liebe euch." hauchte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

Dann wandte er sich wieder Clary und mir zu. Plötzlich konnte Clary nicht mehr und brach aufgelöst in Tränen aus, woraufhin Lucas sie in seine Arme zog. Traurig blickte Lucas hilfesuchend zu mir.

Obwohl Clary eine Seele hatte, hatten wir nicht gerade das beste Verhältnis zueinander. Ich brauchte immer noch Zeit um ihr neues Ich zu akzeptieren. Aber jetzt gerade tat sie mir unfassbar leid. Ich konnte ihren Schmerz sehr gut nachvollziehen. Immerhin hatte ich auch meine Eltern verloren.

Als Lucas mir einen hilfesuchenden Blick zuwarf, atmete ich einmal tief durch und legte meine Hand auf Clarys Rücken.
"Es ist in Ordnung zu weinen. Weinen befreit die Seele. Eure Eltern lächeln jetzt bestimmt vom Himmel herab, wenn sie sehen dass du und Lucas wieder vereint seit. Ihre beiden geliebten Kinder. Und sie werden immer in euren Herzen weiter leben."

Mit ganz nassen Augen löste sich Clary etwas von Lucas und sah zu mir.
"Danke, Serafina. Das ist lieb von dir." sagte sie ganz schüchtern und machte kurz Anstalten mich zu umarmen, doch dann hielt sie inne.
"Ich gehe dann mal zurück ins Schloss. Viel Erfolg bei Rubys Tante." schniefte Clary und dann war sie mit ihrer Vampirgeschwindigkeit auch schon weg, ehe ich reagieren konnte.

Lucas seufzte.
"Ich hoffe euer Verhältnis wird sich noch bessern. Sie hat so Angst, dass du sie für immer als ein Monster sehen wirst. Ich weiß langsam schon nicht mehr, wie ich sie aus ihrem Zimmer locken soll." gestand er mir, während wir zurück zum Auto gingen.

Sofort fühlte ich mich schlecht. Ich wünschte doch auch dass ich Clary sofort ins Herz schließen hätte können, aber ich wartete manchmal immer noch darauf dass sie etwas tut dass gegen mich war. Dass sie mich nicht an der Seite ihres Bruders wollte oder dass sie mich immer noch hasste.

"Ich sehe sie nicht als Monster. Wirklich nicht. Ich habe ihr schon vergeben, aber bloß weil sie jetzt eine Seele hat muss sie mich ja nicht mögen. Ich weiß auch nicht." seufzte ich und hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen. Ich wusste einfach nicht wie ich mich bei Clary verhalten sollte. Noch dazu kam, dass mein eigener Bruder seit dem Ritual, wo die beiden ihre Seele zurück bekommen hatte, sich auch immer nur zurück zog und ich ihm kaum zu Gesicht bekam. Es war fast so, als wäre er gar nicht da.

"Wenn du willst rede ich nachher mit ihr." schlug ich vor als wir in das Auto einstiegen.

Cursed Beings - Bloody RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt