Auf diesen Besuch folgten noch viele weitere, bis Harry sich endlich besser fühlte.
Es war schwierig, sich auf die vielen verschiedenen Therapieangebote einzulassen, aufzuarbeiten, was in seiner Vergangenheit geschehen war. Offenbar gab es viele Dinge in ihm, die er noch nicht verarbeitet hatte.
Am schlimmsten allerdings war es für ihn, Tag für Tag gegen den Suchtdruck anzukämpfen, der sich in ihm festgesetzt hatte wie eine Zecke in der Haut eines Tieres.
Er konnte nichts dagegen tun, es war, als hätte man ihn vergiftet - und es gab kein Gegengift.
Trotz all der Bemühungen und seinem unermüdlichen Willen, gegen die Sucht anzukämpfen, gab es Tage, an denen er sich fühlte, als stünde er noch ganz am Anfang.
Dann, wenn das Verlangen am größten war, wenn es wieder anfing in ihm zu brennen, dann würde er am liebsten aufstehen und die Klinik verlassen, zum Hauptbahnhof laufen und sich etwas besorgen. Etwas, das all die düsteren Gedanken aus ihm vertrieb, die sich ihm unaufgefordert aufdrängten wie ungebetene Gäste, die nicht mehr gehen wollten.
Es war ermüdend.
Wirklich ermüdend.
Und Harry wusste, dass es noch lange dauern würde, bis er endlich in der Lage sein würde, wieder ein normales Leben zu führen.
Dazu gehörte auch, sich wieder in die Gesellschaft zu etablieren und sich Arbeit zu suchen.
Doch welcher halbwegs vernünftige Chef stellte einen Drogenabhängigen ein, der sich gerade noch in einer Entzugsklinik befand?
Richtig, vermutlich die wenigsten.Allerdings verfügte die Klinik über ein Wiedereingliederungsprogramm, das es ihm ermöglichte, von dort aus eine Ausbildung zu beginnen.
Harry hatte seinem Therapeuten erzählt, dass er ursprünglich in der Altenpflege gearbeitet hatte und das auch gerne wieder tun würde. Allerdings wusste er auch, dass es verdammt schwierig für ihn sein würde, den ganzen Tag lang von schweren Medikamenten umgeben zu sein.
Und er wusste auch, wozu das beim letzten Mal geführt hatte.
Sein Therapeut hatte lange und breit mit ihm darüber gesprochen, wie es zu all den Dingen hatte kommen können, die damals nun einmal passiert waren. Und sie hatten sich auch dazu entschieden, es noch einmal zu versuchen.
Wenn Harry sich parallel helfen ließ.
Und das tat er. Genau dafür war er hier.
Er wollte sich helfen lassen. Er wollte wieder gesund werden. Und er wollte sein Leben in den Griff bekommen, genauso, wie er es schon einmal geschafft hatte. Nur dieses Mal, ohne wieder rückfällig zu werden.
Und so bewarb er sich um einen Platz in der Wiedereingliederung, er schilderte seine Situation und hatte eigentlich keine großen Hoffnungen, angenommen zu werden.
Obwohl es sich um ein Programm der Klinik handelte, hatten sich die Vorurteile gegenüber seiner Person tief in ihm festgesetzt, und er wusste ganz genau, dass er nicht gerade zu den Top-Kandidaten gehörte, die man bei einer Bewerbung bevorzugte.
Doch das Programm war dazu da, Menschen wie ihm eine neue Chance zu geben. Den Start in ein neues Leben zu erleichtern.
Und so hatte er Glück und wurde angenommen - er hätte erleichterter kaum sein können.
Endlich schien alles seine geregelten Bahnen zu gehen, nach Plan zu laufen - zum ersten Mal in seinem Leben schien es, als würde alles ins Lot kommen.
Als würde er endlich beginnen, sein Leben in den Griff zu bekommen.
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Sempiternal (Larry Stylinson)
Fanfiction»Sie erleben den Himmel. Sie erleben die Hölle. Sie sind noch Kinder, und haben ihre Zukunft schon verspielt.« Listen, Pläne, Termine - Louis Tomlinson hat alles im Griff. Das gilt zumindest für sein Berufsleben - er hat gute Aussichten auf eine Bef...