71. Ich kann es ja auch irgendwie verstehen

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Harry

Er hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt.

Wie konnte man nur so leichtsinnig sein?
Er kannte sich so gar nicht.

Zumindest nicht mehr.

Und dann hatte er sämtlichen Beteiligten, Louis inbegriffen, auch noch dreist ins Gesicht gelogen.

Natürlich konnte er verstehen, dass sie misstrauisch waren und natürlich war ihm klar, weshalb das so war.

Aber er brachte es einfach nicht übers Herz, ehrlich zu ihnen zu sein.

Jack würde ihn in hohem Bogen rauswerfen und Louis würde ihm mindestens drohen, ihn zu verlassen. Viel wahrscheinlicher war, dass er es direkt in die Tat umsetzte.

Immerhin hatten sie ihre Beziehung gerade erst wieder aufgebaut, das Vertrauen zwischen ihnen war noch zart, und Harry hatte es – schon wieder – mit Füßen getreten.

Aber er konnte nicht anders, und das machte ihn verrückt.

Eine Welle des Selbsthasses breitete sich in seiner Brust aus, und während Louis unter der Dusche stand, ging er zur Garderobe und nahm den Blister Oxycodon aus seiner Jackentasche.

Es war falsch, so verdammt falsch, aber er konnte nicht anders.

Es ging einfach nicht.

Das Verlangen war zu stark, und sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

Er spürte das Kribbeln in seinen Fingern, das sie zittern ließ, als er eine Tablette aus dem Blister löste.

Schließlich nahm er sie mit einem großen Schluck Wasser ein und wartete auf ihre Wirkung.

Und sie kam.

Louis

Als er aus der Dusche kam, lag Harry auf dem Sofa, dicht in eine Decke eingekuschelt vor dem Fernseher.

Er hatte die Augen geschlossen, doch er öffnete sie, als Louis sich neben ihn setzte und ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. „Es tut mir leid", sagte der Ältere und kraulte seinen Freund einen Moment lang am Hinterkopf. „Ich wollte dich nicht beschuldigen oder dir das Gefühl geben, dass ich dir nicht glaube."

Einen Moment lang huschte ein Schatten über Harry's Gesicht. „Schon okay", murmelte er. „Ich kann es ja auch irgendwie verstehen."

Ein tiefes Seufzen drängte sich aus Louis' Brust. Schuldgefühle machten sich in ihm breit. Er hatte ihm das Gefühl gegeben, nicht an ihn zu glauben, und dass das seine Schuld war.

„Nein, das war nicht in Ordnung", beharrte Louis und beobachtete, wie Harry die Augen immer wieder zufielen. „Hat dein Vorgesetzter dir wenigstens geglaubt?"

Ein langsames Nicken. „Ja", antwortete Harry, „Zumindest, nachdem der Drogentest negativ war."

„Ich bin so stolz auf dich", lächelte Louis und gab seinen Freund einen Kuss auf die Stirn. „Du bist trotz den starken Medikamenten nach deinem Beinbruch nicht rückfällig geworden."

Harry hätte am liebsten laut losgeschrien.

Sehr witzig.

Stattdessen nickte er, und bemühte sich, sich seine verwaschene Sprache nicht zu sehr anmerken zu lassen.

In seinem Inneren spürte er ganz tief hinein in den tiefen Entspannungszustand und den absolut berauschenden Euphorieschub, der durch seinen Körper jagte. „Ich liebe dich, Louis."

Ein Lächeln schlich sich auf Louis' Gesicht. „Ich liebe dich auch", erwiderte er und deckte Harry ein Stück weiter zu.

Er konnte sehen, dass er kurz davor war, einzuschlafen.

Louis überlegte sich, Harry am Wochenende mit einem Ausflug ins Schwimmbad zu überraschen.

Das würde ihrer Beziehung gut tun und sie könnten mal wieder einen Tag zu zweit verbringen, ohne irgendwelchen Stress oder Druck von außen.

Sie konnten sich ganz auf sich selbst konzentrieren, und er wusste, dass Harry gern baden ging.

Eine sanfte Welle der Zuneigung rollte über den jungen Geschäftsmann hinweg, und am liebsten hätte er Harry aufgeweckt, um ihn mit Liebe zu überschütten und ihm immer wieder zu sagen, wie stolz er eigentlich auf ihn war.

Aber er wusste selbst gut genug, wie müde er nach einem langen Arbeitstag sein musste.

Also ließ er ihn schlafen und legte eine weitere Decke über ihn.

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Hallo meine Lieben!

Einen schönen Mittwoch wünsche ich euch :)
Na, was sagt ihr zu dem Kapitel?

Könnt ihr Harry's Handlungen nachvollziehen?


All the love,
Helena xx

Sempiternal (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt