56. Schön, dass ihr da seid

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Harry

Die folgenden Wochen, die bis zu Harry's erstem Arbeitstag vergingen, hatte Louis sich Urlaub genommen, um die Zeit mit Harry verbringen und ihm bei der Wiedereingliederung in den Alltag helfen zu können.

Die beiden Männer fühlten sich wohl miteinander, und langsam kehrte auch diese innige Vertrautheit wieder in ihre Beziehung zurück, die nach Harry's Rückfall verloren gegangen war.

Lange hatten sich beide Sorgen gemacht, ihre Beziehung könne daran zerbrechen. Sie hatten nichts beschönigt, sich nicht eingeredet, es müsse alles gut werden - sie hatten ganz genau gewusst, dass die nicht gerade kleine Wahrscheinlichkeit bestand, dass sie nach Harry's Entlassung in ihren Alltag zurückkehren und feststellen würden, dass das zwischen ihnen einfach nicht mehr funktionierte.

Und Louis hatte sich fest vorgenommen, nicht aus Angst vor einem erneuten Absturz oder gar aus Mitleid and er Beziehung festzuhalten, sondern lediglich aus Liebe.

Doch es war gut gegangen.

Die beiden waren glücklich miteinander, sie schienen sich besser denn je miteinander zu verstehen, und Harry war erfüllt mit unglaublicher Dankbarkeit für all die Dinge, die Louis in den vergangenen Monaten für ihn getan hatte.

Er musste ihn wirklich lieben - denn im Grunde genommen war nichts von all dem, was Louis geleistet hatte, selbstverständlich. Nichts von all dem hätte er tun müssen.

Vermutlich hätten die meisten Menschen verstanden, wenn er sich nicht um Harry gekümmert hätte, als dieser im Koma lag und niemand wusste, ob er es schaffen würde oder nicht - immerhin hatte er sein Vertrauen missbraucht, ihn bestohlen, belogen und manipuliert.

Harry war klar, was er Louis angetan hatte und er wusste auch, dass Louis das nicht vergessen hatte, und dass er das so schnell auch nicht vergessen würde. Die Gesamtsituation war schwierig, und beide wussten das.

Doch sie spürten, dass sich langsam - ganz langsam - wieder etwas wie Vertrauen zwischen ihnen aufbaute. Vertrauen und die Gewissheit, dass sie sich aufeinander verlassen konnten.

Und so entschloss Louis sich eines Abends, einen zweiten Versuch zu starten und Harry seinen Eltern vorzustellen. Jetzt, da er gesund und glücklich aussah und mit Drogen nichts mehr zu tun hatte, konnte Louis sich in der Tat vorstellen, dass er gute Chancen hatte, mit seinen Eltern auszukommen - wäre da nicht die Tatsache, dass Harry ein Mann war.

Und seine Eltern ihn doch immer an der Seite einer hübschen Frau gesehen hatten ...

Doch Louis hatte sie gebeten, sich Harry gegenüber höflich zu verhalten. Und sie hatten ihm versprochen, sich zu bemühen. Natürlich hatte er die Drogen mit keiner Silbe erwähnt, er war ja schließlich nicht lebensmüde.

Als sie dann also an einem Freitagabend zu Louis' Eltern fuhren, klopfte Harry das Herz bis zum Hals. Er war nervös, und das nicht nur ein bisschen.

Er wusste nicht, wie man sich in so einer Situation verhielt, und vor allem wusste er nicht, was er bitte mit reichen Geschäftsleuten besprechen sollte - der Kreis der gemeinsamen Gesprächsthemen war also sehr eingeschränkt und Harry musste sich etwas einfallen lassen, wie er möglichst souverän durch diesen Abend kommen würde.

Und zwar ohne wieder ein Fettnäpfchen nach dem nächsten mitzunehmen.

Louis legte eine Hand auf die seine, als er bemerkte, wie Harry am ganzen Körper zitterte, als er auf die Türklingel am Haus seiner Eltern drückte. „Sie werden dich mögen, Harry."

Da war sein Gegenüber sich aber gar nicht so sicher.

Welchen Grund würden diese Menschen bitte haben, ihn zu mögen?

Sempiternal (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt