42. Ich kann nicht glauben, dass Manchester schon wieder verloren hat

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Tag 7

Das Antibiotikum schlägt langsam an. Dein Arzt hat gesagt, du bist sehr tapfer. Ich finde, dass er recht hat.

Er hat außerdem gesagt, dass deine Werte sich - langsam, aber sicher - bessern, auch wenn dein Zustand nach wie vor kritisch ist. Er kann uns noch immer nicht sagen, ob du es schaffen wirst, oder nicht - das macht uns allen sehr zu schaffen.

Es tut nur einfach unwahrscheinlich weh, dich so zu sehen. Du fehlst mir, und zu Hause ist es schon seit Wochen so grau und leer, ohne dich.

Ich sage dir jeden Tag, dass ich an dich glaube, und dass du das schaffst - ich versuche, dich zu ermutigen, und dir gut zu zu reden. Ich kann nur hoffen, dass es irgendwie zu dir durchdringt.

Dein Arzt hat mir erklärt, dass nicht überprüft werden kann, wie viel du mitbekommst, allerdings in jeder Phase des künstlichen Komas das Unterbewusstsein aktiv ist. Er hat mir deshalb dazu geraten, weiterhin mit dir zu sprechen, dich zu berühren, dir etwas vorzulesen, dich mit bekannten Gerüchen zu konfrontieren. Das habe höchstwahrscheinlich einen sehr positiven Einfluss auf deinen Gesundheitszustand und die gesundheitliche Entwicklung.

All diese Sachen tue ich gern für dich. Genau wie Niall und Liam.

Tag 8

Heute ist ein sehr guter Tag, Harry, denn dein Arzt hat uns offiziell bestätigt, dass keine akute Lebensgefahr mehr besteht. Dein Zustand hat sich im Vergleich zum ersten Tag bereits sehr verbessert, und auch, wenn es dir noch immer sehr schlecht geht, ist das doch ein wirklich großartiger Erfolg.

Niall und Liam haben sich so sehr über die Nachricht gefreut, dass sie sofort ins Krankenhaus gekommen sind. Niall hat dir einen neuen Lavendelstrauß mitgebracht.

In diesem Moment, während ich hier sitze und schreibe, sitzen sie an deinem Bett und lesen dir die Sportergebnisse aus der Zeitung vor. Meine Güte, ich kann nicht glauben, dass Manchester schon wieder verloren hat.

Ich muss lächeln. Es macht mich so froh, dass es dir langsam wieder besser geht.

Der Arzt meinte zwar, er kann bleibende Schäden nicht ausschließen, und es wird mit Sicherheit einige Zeit in Anspruch nehmen, bis du die Dinge wieder selbstständig regeln kannst - aber er ist auch froh zu sehen, dass du dabei nicht allein bist.

Er hat uns außerdem erzählt, dass er selten eine so große Unterstützung durch den Freundeskreis erfahren hat, wie bei uns.

Und das hat mich sehr glücklich gemacht.

Tag 9

Heute hat der Arzt in aller Deutlichkeit mit uns über dein Heroinproblem gesprochen. Ich weiß, du willst davon eigentlich nichts hören - beziehungsweise lesen -, aber er hält es für sinnvoll, nach deiner körperlichen Genesung auch den Aufenthalt in einer Entzugsklinik anzuordnen, wo man dir helfen kann, ohne die Droge zu leben.

Auch hat er deinen Körper auf mögliche Infektionen untersucht, die beim Teilen des Spritzbestecks auftreten können, hat aber noch kein eindeutiges Ergebnis, weil viele Infektionen erst nach einer gewissen Zeit ausbrechen. Im Moment sieht es allerdings ganz gut aus.

Trotz allem hat er uns deutlich davor gewarnt, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen. Ich musste lachen - nicht, weil ich das besonders lustig fand, sondern weil ich nie auch nur auf die Idee gekommen wäre, die Ernsthaftigkeit dieser Situation abzustreiten.

Er hat uns daraufhin erklärt, dass es viele Leute gäbe, die das Problem ihrer Angehörigen nicht wahrhaben wollen und es deshalb so lange abstreiten, bis sie selbst glauben, dass alles in Ordnung ist.

Sempiternal (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt