Harry
Die Weihnachtsfeiertage vergingen.
Für die einen schneller, für die anderen langsamer.
Harry hatte in diesem Jahr das Gefühl, als würden diese Tage nie vorübergehen.
Er stand hinter dem Hauptbahnhof und wartete auf einen Freier, während er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
Sein Körper schmerzte von den Schlägen, die er hatte einstecken müssen, und er war ganz einfach erschöpft.
Er konnte nicht mehr.
Und man sah es ihm an.
Die Augen wirkten eingefallen, die Wangenknochen standen weit hervor.
Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr waren eigentlich immer ziemlich ruhig.
Die meisten Freier, die sonst zum Bahnhof kamen, um für Geld mit den jungen Männern dort zu schlafen, waren bei ihren Familien.
Harry fror also fast ganz umsonst, während er dringend Geld für seinen nächsten Schuss brauchte.
Noch nicht einmal Richie fand seinen Zustand noch zum Lachen.
„Du siehst echt nicht gut aus, mann", hatte er vor ein paar Tagen zu ihm gesagt. „Vielleicht solltest du mal was essen, bevor du noch auseinanderbrichst."
Harry zog seine Weste weiter zu, während er in dem nassen Nieselwetter fröstelte.
London war die schönste Stadt der Welt, doch es regnete jeden Tag.
Und dann sah er das schwarze Auto vorfahren, das er so gut kannte.
So selbstverständlich, als wäre es schon immer hier entlanggefahren. Es fühlte sich ein bisschen an, wie in einem Traum.
Louis öffnete das Fenster auf der Beifahrerseite und sah ihn einen Moment lang an. Harry konnte seinen Blick nicht deuten.
„Jetzt spring schon rein", sagte Louis und nickte ihm zu.
Ehe er es sich anders überlegen konnte, tat Harry, was ihm gesagt wurde.
Es war angenehm warm in Louis' Wagen, und die Sitzheizung lief bereits.
Harry wusste nicht, was er sagen sollte.
Eigentlich wusste er gar nichts mehr.
„Du siehst müde aus", bemerkte Louis und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie erschrocken er über Harry's Erscheinungsbild war.
Er sah wirklich gar nicht mehr gesund aus.
Die Augen blau unterlaufen, zuckte er beide Schultern. „Ich bin müde."
Harry sah aus dem Fenster und beobachtete die Regentropfen, die am Fenster nach unten liefen, während Louis sich einen Weg durch den dichten Verkehr in London's Innenstadt bahnte.
„Ich kann das nicht so stehen lassen", sagte er da plötzlich, und Harry konnte sich ein spottisches Schnauben nicht verkneifen.
„Was?", fragte er bissig nach, während seine Augen sich mit Tränen füllten. „Dass du mich eigentlich gar nicht kennst?"
Louis senkte seinen Blick und atmete seufzend aus. „Es tut mir leid", gab er ehrlich zur Antwort. „Das hätte ich nicht sagen sollen."
Harry zuckte gleichgültig beide Schultern, während er noch immer aus dem Fenster sah. „Schon okay", antwortete er, „Ich würde mich auch nicht kennen wollen."
Louis schüttelte den Kopf, und als er antworten wollte, fiel sein Blick auf Harry's Ärmel, der ein Stück hochgerutscht war.
Sein ganzes Handgelenk war übersät mit blauen Flecken.
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Sempiternal (Larry Stylinson)
Fanfiction»Sie erleben den Himmel. Sie erleben die Hölle. Sie sind noch Kinder, und haben ihre Zukunft schon verspielt.« Listen, Pläne, Termine - Louis Tomlinson hat alles im Griff. Das gilt zumindest für sein Berufsleben - er hat gute Aussichten auf eine Bef...