31. Nur dieses eine Mal

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Harry

Er wachte am nächsten Morgen - wobei es eigentlich schon früher Nachmittag war - mit dröhnendem Kopf und kaltem Schweiß auf der Stirn auf. Arme und Beine schmerzten, ähnlich wie bei einer Grippe, und er zitterte am ganzen Körper.

Langsam rappelte er sich auf und sah sich um. Erst dann setzte die Erinnerung wieder ein, wenn auch nur bruchstückhaft. Richie hatte ihn bei sich auf dieser - mit allen möglichen Dingen befleckten - Matratze schlafen lassen, nachdem Louis und er sich im U-Bahnhof gestritten hatten und er eigentlich schon fest davon ausgegangen war, die Nacht auf irgendeiner harten Parkbank verbringen zu müssen.

Unter mehr oder weniger großen Schmerzen stand er von der ekelhaften Matratze auf und wagte gar nicht, einen Blick auf die ganzen Flecken zu werfen, auf denen er die ganze Nacht lang gelegen hatte.

Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass es draußen regnete. Ohne sich weiter darum zu kümmern, schleppte er sich zur Tür hinaus, um nach Richie zu suchen. Dieser saß in der Küche und rauchte eine Zigarette.

„Harry", grinste er und zeigte die schlechten Zähne. „Mann, du siehst echt scheiße aus."

Harry rollte nur beide Augen und kämpfte gegen den Impuls an, wütend auf den Tisch zu schlagen, an dem Richie wohl schon seit einer Weile saß, da die ganze Küche verqualmt war. Auf dem Boden lagen leere Pizzaschachteln und aufgerauchte Zigarettenschachteln, eine Lampe gab es keine; die Glühbirne hing einfach so von der Decke.

„Ich sehe scheiße aus, weil ich affig bin", gab Harry schließlich zur Antwort und schüttelte sich unwillentlich. „Kann ich mir dein Spritzbesteck ausleihen?"

„Hast du überhaupt Stoff?", wollte Richie schließlich mit einem dreckigen Grinsen von ihm wissen. Harry seufzte und schüttelte seinen Kopf.

„Nein", antwortete er schließlich, „Du musst mir aushelfen. Bitte."

Richie schnaubte verächtlich auf. „Sehe ich aus wie Mutter Theresa?"

„Nur das eine Mal", bettelte Harry weiter, „Ich verspreche dir, ich zahle dir das Geld so schnell wie möglich zurück."

„Und woher willst du auf die Schnelle fünfzig Pfund bekommen?"

„Ich bekomme das irgendwie hin", versicherte Harry ihm und setzte sich zu ihm an den Tisch. „Ich mache alles, was du willst."

„Wirklich alles?"

„Ja."

„Gut", willigte Richie schließlich ein, „Dann besorgst du mir anstatt der fünfzig Pfund, die du normalerweise für ein Gramm bezahlen würdest, das doppelte."

Harry blickte ihn fassungslos an. „Willst du mich auf den Arm nehmen?"

„Entweder du besorgst mir hundert Pfund, oder du kannst dir jemand anderen suchen, der so zuvorkommend ist, wie ich, und dir das Heroin vorstreckt. Ich garantiere dir, da wirst du sonst niemanden finden."

Obwohl Harry keine Ahnung hatte, wo er innerhalb eines Tages so viel Geld hernehmen sollte, willigte er schließlich ein und seufzte. „Gib mir bitte dein Spritzbesteck."

Richie deutete mit der Zigarette im Mund hinter sich auf die alte Kommode, die aussah, als würde sie bald zusammenbrechen. Harry griff nach der Plastiktüte, die auf ihr lag, und zog Spritze, Löffel, Feuerzeug, einen Gurt und die Ascorbinsäure heraus, während Richie ihm ein kleines Plastiktütchen mit weißem Pulverinhalt daneben legte. Schließlich band er sich seinen linken Arm mit dem Gurt ab.

Harry zitterte am ganzen, nach Heroin schreienden Körper. „Es wird schwierig sein, so eine Vene zu treffen", kommentierte Richie, während Harry einen kleinen Anteil des weißen Pulvers mit einem ebenfalls kleinen Anteil der Ascorbinsäure auf dem Löffel vermischte und in Wasser löste. „Soll ich dir helfen?"

Sempiternal (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt