Harry
Inden folgenden Wochen wurde Harry wieder etwas kräftiger. Sein Körperstabilisierte sich, sein Gewicht stieg wieder auf ein normales Levelan und die Physiotherapie half ihm, seine Muskeln wieder aufzubauen.
Sein Gesicht hatte sich verändert; wo unter der Haut vorher deutlich die hohen Wangenknochen hervorgetreten waren, fand sich nun ein deutlich volleres Erscheinungsbild.
Die braunen Locken glänzten, während sie ihm locker über die Schultern fielen.
Und auch psychisch ging es ihm mittlerweile weitaus besser. Obwohl er die traumatischen Geschehnisse der letzten Wochen noch nicht vollends aufgearbeitet hatte, war er doch auf einem guten Weg.
Trotzall den positiven Veränderungen in seinem Leben, ließ der Gedanke an das Heroin nicht vollständig von ihm ab.
Erhatte die Hoffnung gehegt, es würde mit der Zeit von selbstverschwinden, leichter werden, ihn ein für alle Mal in Frieden lassen.
Aber die Sehnsucht nach dem flüssigen Gift in seinen Venen war täglich spürbar.
Tag ein, Tag aus.
Immer.
Ständig.
Zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Er verzehrte sich nach dem Heroin, während er sich sehr wohl im Klaren darüber war, wozu das in der Vergangenheit geführt hatte – was es ihn schon alles gekostet hatte.
Er wäre beinahe daran gestorben.
Und trotz allem ließ ihn der Gedanke daran noch immer nicht los.
Harry war wütend auf sich selbst. Wütend, weil er selbst noch immer nicht stark genug war, weil er sich noch immer zurück in eine Zeit wünschte, die ihn nicht nur beinahe, sondern vollends zerstört hatte.
Er war wütend, weil er sich selbst nicht helfen konnte und sich stattdessen benahm, als hätte er noch keine Folgen des Stoffes gespürt.
Er hatte Freunde sterben sehen, die sich nicht aus dem Strudel befreien hatten können – sein bester Freund war in seinen eigenen Armen gestorben.
Und trotz allem hatte er nicht einen einzigen Funken Verstand gewonnen.
Diese Tatsache frustrierte ihn nicht nur, sie machte ihn regelrecht rasend.
Was stimmt nicht mit mir?
Wie kann ich es noch immer nicht begriffen haben?
Was er allerdings begriffen hatte war, dass er Hilfe brauchte.
Hilfe, die weder Louis noch er selbst ihm geben konnten.
Und so war er auch nicht verwundert, als sein Arzt in den letzten Wochen seines Krankenhausaufenthaltes vor seinem Krankenbett stand und ihn bittend ansah: „Körperlich haben Sie gute Fortschritte gemacht, Harry, aber Sie wissen genauso gut wie ich, dass Sie Hilfe in Anspruch nehmen müssen, wenn Sie wollen, dass das auch so bleibt."
Harry musste nicht lange nachdenken, um zu begreifen, wovon der Mann sprach.
In den letzten Monaten hatten sie genug Zeit gehabt, um über derartige Dinge zu sprechen; Harry hatte alle Fragen stets ehrlich beantwortet– immerhin hatte ihm wirklich etwas daran gelegen, wieder gesund zu werden, auch wenn der Mut daran ihn zeitweise verlassen hatte.
Harry nickte und sah dem Mediziner zweifelnd entgegen. „Ich weiß nicht, wie ich das tun soll."
Für einen Moment ließ der Oberarzt sich auf Harry's Bettkante nieder und sah ihn aufbauend an. „Sie sollten sich dringend in einer auf Suchterkrankungen spezialisierten Klinik behandeln lassen", erklärte er das Offensichtliche und musterte Harry mit einem Blick, der ihn zuversichtlich stimmte. „Ein Freund von mir ist Chefarzt ineiner solchen Klinik. Ich werde ihn heute Nachmittag anrufen und Ihnen anschließend eine Überweisung ausstellen. Mit etwas Glück können Sie direkt im Anschluss an Ihren Aufenthalt hier dorthin wechseln."
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Sempiternal (Larry Stylinson)
Fanfiction»Sie erleben den Himmel. Sie erleben die Hölle. Sie sind noch Kinder, und haben ihre Zukunft schon verspielt.« Listen, Pläne, Termine - Louis Tomlinson hat alles im Griff. Das gilt zumindest für sein Berufsleben - er hat gute Aussichten auf eine Bef...