Louis
Die nächsten Tage waren mühsam - durchzogen von Trauer und der ihn ständig quälenden Frage, was - um alles in der Welt - er jetzt Bitteschön tun sollte.
Es fiel ihm nicht leicht, den Kontakt zu Harry bis auf weiteres auf Eis zu legen. Er fehlte ihm - mehr, als er das eigentlich hätte zugeben wollen. Er machte sich große Sorgen, malte sich die schrecklichsten Szenarien aus und wusste doch eigentlich gar nicht, was er tat.
Und das war das schlimmste - diese Ungewissheit.
Er fühlte sich wie ein schlechter Mensch, und ein noch viel schlechterer Freund, weil er sich nicht nach ihm erkundigte, nichts unternahm, um herauszufinden, wo er schlief und ob sich jemand um ihn kümmerte. Ob er zu Essen hatte, ein warmes Bett und ein Dach über dem Kopf.
Oder ob er sich wieder am Bahnhof umhertrieb und vor Schmerzen halb besinnungslos in einer Ecke lag, weil das Geld nicht mehr für den nächsten Schuss reichte.
Oder ob er einen Weg gefunden hatte, an Heroin zu kommen - einen Weg, von dem Louis wusste, dass er ihm - ganz gleich, wie er auch immer aussehen mochte - nicht gefallen würde.
Oder ob er überhaupt noch am Leben war.
Bei diesem Gedanken schnürte sich seine Kehle zu.
Was, wenn er sich einen Schuss gesetzt und versehentlich zu viel erwischt hatte und niemand bei ihm gewesen war, um ihm zu helfen?
Oder noch schlimmer: Was, wenn er das Heroin absichtlich zu hoch dosiert hatte, weil seine Verzweiflung zu groß gewesen war?
Louis wäre nie wieder froh geworden.
Er hätte sich sein Leben lang die Schuld dafür gegeben.
Getrieben von seinen Gedanken und dem schlechten Gewissen, griff er also am Sonntagabend nach seinem Telefon und versuchte, Harry's Nummer zu wählen.
Obwohl er noch immer wütend war, musste er wissen, wie es ihm ging. Obwohl er sich nicht sicher war, ob er Harry weiterhin an seiner Seite haben wollte, musste er sichergehen, dass es ihm gut ging - oder zumindest den Umständen entsprechend.
Harry
Er hörte das Klingeln des Telefons in seiner Hosentasche. Seine Glieder fühlten sich allerdings viel zu schwer an, um in die Tasche zu greifen und es herauszuziehen. Ganz abgesehen davon war ihm auch ganz egal, wer versuchte, ihn zu erreichen. Wer immer es war - er hatte keine Lust, mit ihm zu sprechen.
Während er also auf einer mit seinen eigenen Blutflecken besprenkelten Matratze in Richie's Wohnung saß, das Schulterlange Haar tief im Gesicht, die Augen zu zwei kleinen Schlitzen verengt, lauschte er Richie's Stimme und der seines Freundes. Sie unterhielten sich seit gut zwei Stunden, aber Harry hatte ihnen nicht folgen können.
Er konnte sich nicht daran erinnern, was sie besprochen hatten.
Hustend beugte er sich nach vorne und griff nach seinen Zigaretten. Zitternd steckte er sich einen Glimmstängel zwischen die Lippen und suchte mit den Fingern in seiner Schachtel nach dem Feuerzeug.
Noch ehe er es finden konnte, fielen ihm vor Schläfrigkeit die Augen zu. Er nickte ein, noch bevor er überhaupt angefangen hatte, seine Zigarette zu rauchen.
Es dauerte nicht lange, da hielt Richie einen Moment lang inne und stand auf, um Harry die Zigarette aus dem Mund zu nehmen und ihm eine schallende Ohrfeige zu verpassen. „Harry?"
Benebelt flatterten seine Lieder auf; Richie klang, als wäre er ganz weit weg. „Harry?"
„Was willst du?", zischte er mit verwaschener Stimme zurück.
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Sempiternal (Larry Stylinson)
Fanfiction»Sie erleben den Himmel. Sie erleben die Hölle. Sie sind noch Kinder, und haben ihre Zukunft schon verspielt.« Listen, Pläne, Termine - Louis Tomlinson hat alles im Griff. Das gilt zumindest für sein Berufsleben - er hat gute Aussichten auf eine Bef...