79. Du bist echt durch, mann

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Harry

Die ersten Entzugserscheinungen ließen nicht lange auf sich warten.

Es war mitten in der Nacht, als Harry's Arme und Beine begannen, zu schmerzen. Als seine Nase begann, zu laufen und seine Augen begannen, zu tränen. Er zitterte, und der Schüttelfrost fühlte sich an, als hätte er sich eine starke Grippe eingefangen.

<ihm wurde übel, und er hatte das Gefühl, sich jeden Moment übergeben zu müssen.

Louis hingegen schien friedlich im Bett zu schlafen, machte sich am nächsten Morgen fertig und fuhr zur Arbeit, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.

Harry zitterte am ganzen Körper, Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und feuchteten seine Haare an.

Er fröstelte, und lag mittlerweile unter einer Schicht von drei Decken begraben.

Sobald Louis das Haus verlassen hatte, griff er zu seinem Telefon.

Er hielt es einfach nicht länger aus.

Richie hob nach dem ersten Klingeln ab.

„Harry", flötete er, „Lass mich raten... Du brauchst-"

„Wo bist du?", wollte Harry atemlos von ihm wissen.

„Ich bin gerade in Greenwich unterwegs", antwortete er.

„Perfekt. Kannst du bei mir vorbeikommen?"

Richie kicherte. „Klar. Wenn du mir sagst, wo du wohnst."

Harry gab ihm seine Adresse durch und wartete ungeduldig darauf, dass es endlich an der Tür klingelte.

Richie stieg grinsend das Treppenhaus nach oben und sah ihn an. „Meine Güte", sagte er, „Du siehst ja echt scheiße aus."

Harry verdrehte die Augen und ließ ihn rein.

Während er zurück in das Wohnzimmer ging, zog Richie sich die Schuhe aus.

So viel Anstand hätte ihm Harry gar nicht zugetraut.

Zitternd ließ er sich auf dem Sofa nieder, und Richie blickte sich neugierig um.

„Nicht schlecht", kommentierte er, „Da hast du es echt gut erwischt."

Harry seufzte.

Als wäre er bloß mit Louis zusammen, um dessen finanzielle Situation auszunutzen.

Er spürte, wie ihm kotzübel wurde.

Der Brechreiz setzte ein, bevor er reagieren konnte, und so erbrach er sich sofort in die Spüle, neben der er gestanden hatte.

Angewidert verzog Richie das Gesicht. „Es wird echt Zeit für deinen nächsten Druck."

Harry nickte und wischte sich mit dem Handrücken über den trockenen Mund.

Er fühlte sich schrecklich, und er wusste ganz genau, dass er so schnell wie möglich einen Schuss brauchte.

„Hast du Bargeld da?", wollte Richie wissen, und Harry's Gesichtszüge entglitten ihm einen Moment.

Natürlich nicht.

Daran hatte er gar nicht gedacht.

Das ließ er sich aber nicht anmerken und nickte stattdessen, während er langsam zu der Kommode ging, in der Louis das Haushaltsgeld aufbewahrte.

Immerhin hatte er ihm sein Heroin abgeknöpft. Dadurch war er doch überhaupt erst in dieser misslichen Lage.

Also musste Louis es auch wieder gut machen.

Er nahm sich hundert Pfund aus dem Umschlag und hielt sie Richie entgegen.

Im Austausch dafür bekam er eine kleine Plastiktüte mit dem heiß begehrten weißen Pulver.

Wie ein Ertrinkender schnappte Harry sich sein Spritzbesteck und kochte das Heroin auf.

Während er es in die Spritze zog, hämmerte sein Herz aufgeregt in seiner Brust.

Gleich würde es ihm besser gehen.

Und dann, als er sich den Schuss setzte, entspannten sich seine Muskeln innerhalb weniger Sekunden.

Ihm wurde etwas wärmer, der kalte Schweiß auf seiner Stirn verschwand.

Richie grinste und musterte ihn aufmerksam. „Du bist echt durch, mann."

Harry reagierte gar nicht auf das, was Richie ihm erzählte.

Er fühlte sich viel zu entspannt, als dass er die Energie für eine Antwort hätte aufbringen können.

Die Augen halb geschlossen, ließ er den Kopf gegen die Lehne des Sofas sinken und spürte, wie es ihm schwer fiel, sie offen zu halten.

„Willst du noch eine rauchen?", fragte Richie und stupste ihn unsanft an.

Harry nickte, auch wenn es ihm sehr missfiel, jetzt aufstehen zu müssen.

Der Rauch der Zigarette brannte nicht mehr in seinen Atemwegen, oder zumindest nahm er es nicht mehr wahr.

Stattdessen spürte er, wie überfordert sein Kreislauf war.

Ihm wurde übel, so übel, dass er sich sofort hinlegen musste, wenn er sich nicht übergeben wollte.

Der Tabak hatte seinen Teil dazu beigetragen, dass es ihm plötzlich gar nicht mehr gut ging.

„Oh mann", seufzte Richie und klopfte ihm auf die Schulter. „Viel Spaß. Ich hau ab."

Harry nickte und schloss die Augen, während er tief in das Sofakissen sank und spürte, wie die Übelkeit langsam nachließ.
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Meine Lieben,
Danke für's Lesen!🤍
Was sagt ihr zu dem Kapitel? Sieht ganz schön düster aus im Moment. Was denkt ihr, wird es weitergehen?
Ich freue mich auf eure Ideen und Kommentare!🤍

All the love,
Helena xx

Sempiternal (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt