72. Hinweise

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Harry

Nach einem ausgedehnten Tag im Schwimmbad ließ Harry sich erschöpft auf das Sofa fallen.

Es fühlte sich gut an, endlich liegen zu können – sein Kreislauf hatte in den letzten Stunden sehr zu kämpfen gehabt.

Es war wohl nicht unbedingt die schlauste Idee gewesen, vor einem Schwimmbadbesuch hohe Dosen Oxycodon zu schlucken.

Ihm war kotzübel gewesen, und das warme Wasser trug seinen Teil dazu bei, dass er sich hundeelend fühlte.

Louis erzählte er natürlich, er hätte sich lediglich etwas eingefangen und natürlich betonte er mehrmals, dass es so schlimm ja gar nicht sei, als Louis ihm anbot, mit ihm zurück nach Hause zu fahren.

Gegen Mittag hatte Harry sich nach stundenlanger Quälerei übergeben, danach hatte es ihm kurze Zeit besser ergangen. Aber sobald er aufstand, kehrte die Übelkeit wie ein Schlag in seine Magengegend zurück, und sein Gesicht wurde leichenblass, während er mit allen Mitteln versuchte, sich nicht zu übergeben.

Auf der anderen Seite war da dieses schöne, geborgene, beinahe euphorische Stimmung. Das Gefühl, Louis so sehr zu lieben, dass er auf eine ganz eigene Art und Weise mit ihm verbunden war.

Das warme Gefühl in seinem Inneren, das ihn entspannen und für einen Moment lang seine Sorgen vergessen ließ.

Er fühlte sich so sehr zu Louis hingezogen, dass er kaum seine Finger von ihm lassen konnte.

Am liebsten hätte er ihn unaufhörlich gestreichelt, an sich gedrückt und ihn nie wieder losgelassen.

Die Mauern in seinem Inneren, die ihn ansonsten oft daran hinderten, die Nähe seines Freundes zu genießen, schienen unter dem Einfluss von Oxycodon einzubrechen und ihm für ein paar Stunden Zugang zu seinen eigentlichen Gefühlen zu geben.

Louis

Louis hingegen spürte, wie sich langsam Sorge in ihm breit machte.

Er war schließlich nicht auf den Kopf gefallen, und er war durchaus in der Lage, Eins und Eins zusammenzuzählen.

Harry benahm sich seltsam.

Er war nicht er selbst, zumindest nicht so, wie Louis ihn kannte.

Und es war leicht, zu einer düsteren Schlussfolgerung zu gelangen, wenn man Harry's Vorgeschichte kannte – doch Louis wollte ihn nicht darauf ansprechen.

Vielleicht hatte sein seltsames Verhalten auch andere Gründe, und er würde ihn mit einer solchen Anschuldigung nur unnötig verletzen.

Aber die Hinweise verdichteten sich. Und dann auch noch das geklaute Oxycodon aus der Arbeit ...

Louis hatte sich nie sonderlich viel mit Drogen beschäftigt, doch er verfügte über ein Smartphone und er konnte das Internet bedienen. Er war nur einen Klick entfernt von unzähligen Informationen über jegliche Art von Drogen und deren Wirkung.

Selbstverständlich hatte er sich dort erkundigt, was Oxycodon war und wofür es verwendet wurde.

In ihm hatte sich augenblicklich eine dunkle Vermutung ausgebreitet, die er einfach nicht mehr abschütteln konnte, so sehr er es auch versuchte.

Kombiniert mit Harry's abwesender Art und dem seltsamen Benehmen konnte er sich kaum vorstellen, dass es dafür eine andere Erklärung gab.

Er fuhr sich mit beiden Händen über das erschöpfte Gesicht, ehe er gedankenverloren die nassen Handtücher in die Waschmaschine stopfte.

Er wusste, dass Oxycodon ein wahnsinnig potentes Schmerzmittel war, das zwei Mal so stark wirkte wie Morphin – normalerweise wurden Krebskranke oder solche mit Nervenschmerzen mit dem Medikament behandelt.

Es wies eine große Ähnlichkeit zu Heroin auf, was Louis erneut stutzig werden ließ.

Harry würde doch nicht einfach all den hart erkämpften Fortschritt der letzten Jahre einfach wegwerfen – oder?

Er wusste, dass es sinnlos war, ihn darauf anzusprechen. Harry würde vermutlich lieber sterben, als ihm die Wahrheit zu sagen und einen Rückfall niemals zugeben.

Dafür hatte er viel zu viel Angst vor den Konsequenzen.

Er wusste, dass es vor seinem Krankenhausaufenthalt fast zu Ende gewesen war zwischen ihnen – und das wollte er unter allen Umständen vermeiden.

Und Louis wusste das.

Nur hatte Harry keine Ahnung, dass auch Louis irgendwann hinter sein Geheimnis kommen würde.

Er konnte es nicht ewig für sich behalten.
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Ohje, da scheint sich die Lage ziemlich zu zu spitzen....
Was sagt ihr? Was sind eure Vermutungen für die nächsten Kapitel?🥰

All the love,
Helena xx

Sempiternal (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt