63. ... eigentlich für eilige Geburten gedacht

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Louis

Als er seinen Freund zwei Stunden später aus dem Krankenhaus abholte, bedachte er ihn mit einem mitleidigen Blick. „Was machst du denn für Sachen?", fragte er, als er ihn auf Krücken aus dem Eingang humpeln sah.

„Ich brauche dringend einen besseren Schutzengel", witzelte Harry und lächelte, als Louis ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte.

„Das kannst du laut sagen", antwortete dieser und deutete auf den Parkplatz hinter sich. „Na los, ich hab extra auf dem Parkplatz für werdende Väter geparkt, der eigentlich für eilige Geburten gedacht ist."

Harry verdrehte die Augen. „So weit sind wir Gott sei Dank noch nicht", antwortete er mit einem belustigten Unterton.

Louis lächelte und half dem Jüngeren, sich auf den Beifahrersitz zu setzen. Harry verzog wegen des stechenden Schmerzes in seinem Bein das Gesicht.

„Das sieht aber gar nicht gut aus", kommentierte Louis und warf ihm einen besorgten Blick zu. „Hast du denn keine Schmerzmittel bekommen?"

„Doch", antwortete Harry, „Aber die muss ich erst aus der Apotheke holen. Die, die sie mir gegeben haben wirken nicht mehr..."

Louis seufzte. „Alles klar, dann machen wir eben noch einen Zwischenstop in der Apotheke."

Harry lächelte. „Alles klar."

Louis setzte sich auf den Fahrersitz und startete den Motor. Durch den Verkehr in London würden sie eine halbe Ewigkeit nach Hause brauchen.

„Jetzt erzähl mal", wollte er von seinem Freund wissen. „Wie ist das denn passiert?"

Harry seufzte. „Ach, ich wollte nach der Arbeit die Treppe nach unten laufen, hab kurz auf mein Handy geschaut und wollte eine Nachricht eintippen und bin irgendwie über meine eigenen Beine gestolpert", erzählte er, und bei der Erinnerung daran schmerzte sein Bein noch mehr.

„Du solltest während dem Treppensteigen auch nicht auf dein Handy schauen", mahnte Louis und schüttelte den Kopf. „Das ist verdammt gefährlich, Harry."

„Ja, Mama", verdrehte der junge Krankenpfleger die Augen und stützte den müden Kopf mit einer Hand. „Das weiß ich selbst. Kann ich doch nicht wissen, dass ich gleich die Treppe runterfliege."

Nun war Louis derjenige, der seufzte. „Naja, das hätte ich dir gleich sagen können."
Einen Moment lang war es still zwischen den beiden Männern.

An einer roten Ampel sah Louis seinen Freund besorgt an. „Dann wirst du jetzt wohl eine Weile zu Hause bleiben müssen, oder?"

Harry nickte. „Ja. Leider."

„Mach dir darüber keine Gedanken", sagte Louis und legte schließlich den Gang wieder ein. „Das kriegen wir schon irgendwie hin."

Harry nickte und betete zu Gott, dass sie die Apotheke bald erreichen würden.

Die Schmerzen in seinem Bein schienen minütlich schlimmer zu werden.

Als Louis kurze Zeit später in der Apotheke stand, um Harry's Medikament abzuholen, staunte er nicht schlecht.

Morphin?

War das wirklich eine gute Idee?

Als er zurück ins Auto stieg und Harry die Tablettenschachtel überreichte, sah er einen gefährlichen Funken über sein Gesicht huschen.

Etwas war da in seinen Augen, das ihm gar nicht gefiel.

„Meinst du nicht, du solltest fragen, ob du ein anderes Medikament bekommen kannst?", wollte Louis schließlich von ihm wissen. „Ich weiß nicht, ob Opiate in deinem Fall die beste Lösung sind..."

Harry schüttelte den Kopf. „Du weißt doch, dass mir leichte Schmerzmittel nicht mehr helfen", sagte er und blickte den Älteren enttäuscht an. „Außerdem hab ich mein Problem im Griff und ich gehe regelmäßig zur Psychotherapie."

Louis seufzte. „Ich weiß", antwortete er. „Aber du weißt doch, wie das ist. Wenn du einmal wieder auf den Geschmack kommst..."

Harry zog verletzt die Augenbrauen zusammen. „Wow, es ist ja wirklich rührend, wie sehr du an mich glaubst."

Louis hätte sich am liebsten selbst eine Ohrfeige verpasst. Harry hatte Recht.

Aber seine Angst war nicht unbegründet. Immerhin wären das nicht Harry's erster Rückfall.

„Es tut mir leid", sagte Louis und griff nach der Hand seines Freundes. „Weißt du, ich mache mir doch einfach nur Sorgen..."

Harry lächelte seinen Freund an. „Ich weiß. Aber das musst du nicht."

Louis nickte und beobachtete Harry's Blick, als er die Tablettenschachtel musterte. Aber er konnte ihn nicht interpretieren.

Harry

Um ehrlich zu sein, verletzte ihn Louis' Reaktion etwas.

Natürlich konnte er den Gedankengang dahinter verstehen und war sich sicher, dass er nichts davon böse meinte.

Doch trotz allem hätte er sich etwas mehr Unterstützung von ihm gewünscht. Etwas mehr Glauben an seine Fähigkeit, der Versuchung zu widerstehen und nicht rückfällig zu werden, sobald er auch nur die erstbeste Gelegenheit dazu hatte.

Andererseits wusste er, dass er Louis nicht wirklich einen Vorwurf machen konnte.

Immerhin war er derjenige gewesen, der ihn diesbezüglich bereits mehrfach belogen und hintergangen hatte, nur um im Nachhinein jedes Mal wieder Heroin zu konsumieren, bis er daran fast gestorben wäre.

Damals.

In Richie's Wohnung.

Louis sah Harry einen Moment lang an.

Er sah verletzt aus, weil er ihm nicht glaubte. Und irgendwie, als würde er sich selbst die Schuld dafür geben. Louis konnte sehen, dass er an sich zweifelte.

„Hey", sagte er in einem ruhigeren Ton und griff nach seiner Hand. „Ich bin wirklich stolz auf dich. Du machst das alles toll. Und das schaffen wir auch."
Harry nickte und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass er eigentlich alles andere als zuversichtlich war.

Denn insgeheim spürte er ein vorfreudiges Kribbeln bei dem Gedanken daran, das Morphin einzunehmen.

Es war kein Heroin, aber es war etwas ähnliches, und er musste sich für den Konsum noch nicht einmal schlecht fühlen.

Immerhin war es ihm ärztlich verordnet worden.

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