Harry
Er hatte es also geschafft.
Er hatte die einzige Person vergrault, auf die er sich immer hatte verlassen können.
Draußen regnete es in Strömen, als Harry ziellos durch die Straßen irrte.
Fieberhaft versuchte er, eine Lösung für sein Problem zu finden, doch ihm war verdammt klar, dass Louis ihm nie wieder auch nur ein Wort glauben würde. Verständlicherweise.
Es dauerte nicht lange, bis der Regen ihn vor Richie's Wohnungstür schleppte.
Dieser war – wie fast immer – natürlich zu Hause und öffnete bereits nach wenigen Sekunden die Tür.
Als er Harry völlig durchnässt im Treppenhaus stehen sah, zog er verwirrt die Augenbrauen nach oben. „Was ist denn mit dir passiert?"
Harry seufzte. „Lange Geschichte", wich er aus, „Kann ich ein paar Tage bei dir bleiben?"
Ein entnervtes Stöhnen drängte sich aus Richie's Brust. „Harry, komm schon", gab er zurück, „Du kannst doch nicht alle zwei Wochen für lau bei mir einziehen."
„Aber ich weiß nicht, wo ich hin soll", erklärte er, während er sich nur noch nach trockener Kleidung und einem Bett zum Schlafen sehnte.
„Was ist denn mit deinem reichen Freund?", stichelte Richie, „Hat er endlich rausgefunden, dass du wieder drückst?"
Harry verdrehte die Augen. „Das geht dich gar nichts an."
Noch ehe er seine Antwort noch einmal hatte überdenken können, war sie auch schon heraus.
Richie schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Er wird dich sowieso in ein paar Tagen wieder zurücknehmen", mutmaßte er. „Solange kannst du doch wohl in einem Motel unterkommen."
Harry schüttelte den Kopf.
Dieses Mal waren die Dinge anders. Er spürte instinktiv, dass die Lage ernster war, als die Male davor.
Louis wollte wirklich nichts mehr von ihm wissen.
Dieses Mal war er einfach zu weit gegangen.
Doch er erkannte, dass auch Richie nicht bereit war, ihn bei sich wohnen zu lassen.
„Bitte", flehte er trotzdem, in der Hoffnung, ihn noch umstimmen zu können. „Ich weiß nicht, wo ich sonst hin soll."
„Das sagtest du bereits", gab Richie trocken zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum hat der Schnösel dich eigentlich rausgeschmissen?"
Harry wich dem Blick seines Dealers aus. „Ich hab ihn beklaut."
Ein lautes Lachen erfüllte das Treppenhaus. „Beklaut?", hakte er nach, „Was hast du ihm denn geklaut?"
Harry verdrehte die Augen. „Geld", antwortete er schließlich wahrheitsgemäß. „Geld und den Schmuck seiner toten Großmutter."
Richie pfiff durch die Zähne. „Böses Foul."
„Was du nicht sagst", keifte Harry zurück, und er konnte sehen, wie Richie einen Schritt zur Seite machte.
„Okay", gab er schließlich nach, „Aber nur für drei Tage."
Ein tiefes Seufzen drängte sich aus Harry's Brust, als er erleichtert aufatmete.
Louis
Es wäre gelogen, hätte er behauptet, es wäre ihm egal, was von nun an mit Harry passierte.
Es war Ende November, die Tage wurden kurz, und vor allem wurden sie nass und kalt.
Natürlich fragte er sich, wo Harry war und was er trieb, wo er untergekommen war und wie er von nun an sein Heroin bezahlen wollte.
Eigentlich war er sich auch sicher, dass er die Antwort eigentlich gar nicht kennen wollte.
Am liebsten hätte er ihn angerufen, sich entschuldigt und ihn wieder bei sich einziehen lassen, um noch einmal von vorne zu beginnen.
Und das hätte er auch getan, wäre da auch nur die leiseste Hoffnung in ihm, dass Harry sich ändern konnte.
Aber er wusste, dass das mehr Wunschdenken war und mit der Realität nicht viel zu tun hatte.
Vermutlich hatte er viel zu lange an dieser Wunschvorstellung festgehalten und sich eingeredet, dass ihre Liebe stark genug war, um diese Sucht zu überwinden.
Schmerzlich musste er nun erkennen, dass Heroin stärker war, als ihre Bindung zueinander.
Und obwohl er wusste, dass Harry krank war und nicht in böser Absicht handelte, war er wütend.
Verständlicherweise, wie er fand, und vermutlich würde ihm in diesem Punkt jeder zustimmen.
Doch auf der anderen Seite wartete auch das schlechte Gewissen in ihm, das ihm nächtelang den Schlaf raubte.
Weil er ganz genau wusste, dass Harry allein nicht klarkommen konnte.
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Hallo meine Lieben,
Bergfest! Heute ist Mittwoch, und die Hälfte der Woche ist damit geschafft. :)
Wie hat euch das Kapitel gefallen?
Was glaubt ihr, wie es weitergehen wird?
Ich freu mich auf eure Rückmeldungen :)
All the love,
Helena xx
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Sempiternal (Larry Stylinson)
Fanfiction»Sie erleben den Himmel. Sie erleben die Hölle. Sie sind noch Kinder, und haben ihre Zukunft schon verspielt.« Listen, Pläne, Termine - Louis Tomlinson hat alles im Griff. Das gilt zumindest für sein Berufsleben - er hat gute Aussichten auf eine Bef...