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Marlene

Ich öffne die Tür vom "Flos" und Jule steht grinsend hinterm Tresen. "Na mein Kind, da biste ja endlich." "Hi, Jule." Ich bin müde. Nach diesem Abend konnte ich schlecht in den Schlaf finden. Zu sehr beschäftigten mich meine Gefühle. Es ist einfach so schnell intensiv geworden. Durch die Gespräche mit Harry weiß ich, dass er auch durcheinander ist. 

"Erzähl, wie war es mit Mr. Styles?" Sie zwinkert mir zu. Ich brauche aber erst einen Tee und mache mich auf den Weg in die Küche. Meine Sachen schubse ich in die Ecke. "Man, du siehst fertig aus. Hat er dich so lange wach gehalten?" Ich denke sie erwartet schmutzige Geschichten. Ich nehme einen Unterton war. 

"Nein, das ist es nicht. Es war ein schöner Abend und wir haben uns geküsst." Das klingt nach einem großen ABER, was Jule natürlich nicht überhört hat. "Das hört sich nicht gut an. Was ist los?" Ihr Unterton war verschwunden. Vor mir steht eine fragende, aufrichtige und ehrliche Jule. Fast mütterlich schaut sie mich an. "Du wirkst unglücklich."

"Ach, dass ist es auch nicht. Die Stunden mit Harry sind toll. Wir verstehen uns super. Unsere Gespräche sind alles andere als oberflächig. Ganz im Gegenteil, sie sind so tief und emotional. Er ist witzig, rücksichtsvoll und immer darauf bedacht, dass es mir gut geht. Aber er trägt so viel Schmerz in sich und hat Angst. Ich will ihm helfen und ich denke wir sind auf einem guten Weg.  Er meinte, dass er seine Gedanken das erste Mal laut ausspricht. Harry hat sich gestern geöffnet. Jule, ich habe noch nie so einen Sturm in einem Menschen gesehen. Harry kämpft mit alten Geistern. Je mehr er sich öffnet, um so mehr schließe ich ihn in mein Herz. In ihm schlummert ein offener, fröhlicher Mensch. Er muss nur aus sich heraus kommen. Jule ich habe Angst."

"Wieso hast du Angst?" Jule kommt ein Stück dichter und greift nach meiner Hand. Sie streicht mit ihrem Daumen über meinen Handrücken. Ich bin froh das sie da ist und ich nun meinen Kummer los werden kann. Ich weiß, dass ich mit ihr über alles reden kann. 

"Ich habe Angst vor meinen Gefühlen. Ich kenne Harry erst so kurz und...Ach ich weiß es auch nicht." Meine Augen füllen sich und eine stille Träne kullert über meine Wange. 

"Kind, du bist dabei dich zu verlieben, wa?" Jule wischt meine Träne weg.

"Ich denke schon." Jetzt ist es raus. "Aber wie kann ich denn mit ihm mithalten? Er ist Harry Styles und ich verkaufe Blumen. Er will als Solo-Künstler durchstarten. Wie lange Zeit werden wir denn schon zusammen haben. Sobald er Berlin verlassen hat, bin ich Geschichte." Ich kann meine Tränen nicht mehr zurück halten. Sie laufen über meine Wangen und ich schluchze laut. Mein Körper zittert. Ich bin das erste mal dabei mich zu verlieben und dann ist es so aussichtslos. 

"Nu hör mal auf dich so klein zu machen. Du bist eine intelligente, warmherzige, tiefgründige, feinfühlige junge Frau. Du verzauberst mit deinem Wesen so viele Menschen. Was will er mit einer anderen Frau, wenn er dich haben kann? Hast du mit ihm über deine Ängste gesprochen oder lädt er nur seinen Kummer bei dir ab?" Jule nimmt mich in den Arm und drückt mich fest. 

Ich verteidige ihn sofort. "Er lädt seinen Kummer nicht bei mir ab. Es ist schon okay. Ich habe ihn ja fast dazu gedrängt, mir zu sagen was los ist. Nein, bisher habe ich ihm nichts davon erzählt. Ich wollte das erstmal mit mir ausmachen. Ich weiß doch selbst nicht, was ich denken soll. Diese neuen Gefühle machen mich fertig." So durcheinander war ich in meinem ganzen Leben noch nicht. Ich denke, ich muss mit Harry sprechen, um Klarheit zu bekommen. Wenn Liebe sich so anfühlt, dann will ich das nicht.

"Schon okay. So war es nicht gemeint. Wann seht ihr euch wieder?" Jule streicht mir immer wieder über den Kopf. Das fühlt sich gut an und langsam beruhige ich mich auch wieder. 

"Ich will am Freitag mit ihm wegfahren." Ich freue mich schon auf den Ausflug. Die Zeit zusammen mit Harry ist kostbar. 

"Dann guck doch einfach, wie es sich entwickelt. Du wirst bestimmt die Gelegenheit haben, ihn zu fragen wie es weiter geht." Ich nicke in ihre Schulter, sammel mich und löse mich aus der Umarmung. Mir ist etwas schwindelig. Ich brauche erstmal einen Tee und einen Spiegel. 

Vorne im Laden bewegt sich etwas. Jule macht sich auf den Weg und ich bin froh kurz alleine zu sein. Ich hole mir ein Taschentuch und mein Handy aus meinem Rucksack. Erst putze ich mir die Nase, wische die letzten Tränen weg und schaue aufs Handy. Harry hat geschrieben, dass er mit Niall telefoniert hat. Ich antworte kurz.

Das freut mich!

x

Ich gehe kurz ins Bad um mich frisch zu machen. Am liebsten würde ich nach Hause fahren und mich unter meiner Decke verkriechen. Heute ist irgendwie nicht mein Tag. Wenn ich nicht geschlafen habe, bin ich ein unausstehlicher Mensch. Ein kurzer Blick in den Spiegel reicht. Ich sehe dazu auch noch aus wie ein unausstehlicher Mensch. Ich muss lachen. "Marlene, du bist so blöd." entgegne ich meinem Spiegelbild. Ich muss grinsen. 

Ich wasche mir das Gesicht und wische mit einem Tuch den verschmierten Mascara weg. >Heulst hier rum wie ein Teenager. Warte doch erstmal ab wie es sich entwickelt.< Rede ich in Gedanken zu mir selbst. 

Ich stehe wieder in der Küche und genieße meinen Tee. Kräutertee mit einem Hauch Zitrone. Leicht fruchtig, aber nicht zu sehr. Wärme verteilt sich in meinem Magen. Jule gesellt sich wieder zu mir. Der Kunde muss eben den Laden wieder verlassen haben. Sie hat einen Brief in der Hand. Er sieht aus wie der von gestern. "Hier für dich. Wurde gerade abgegeben." 

Ich weiß natürlich genau von wem der ist. Ich erkenne den Briefumschlag sofort. Er ist von ihm. Jule schnappt sich ihre Sachen, gibt mir einen Kuss auf die Wange und verabschiedet sich in den Feierabend. 


Flos || Harry Styles (h.s. Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt