53

123 9 3
                                    

Harry

Ich sitze auf dem Boden meiner Terrasse und genieße die letzten warmen Sonnenstrahlen. Meine nackten Füße gekitzelt vom grünen Gras. Der Sommer neigt sich dem Ende und die Tage werden kürzer. Ich weiß nicht, wann ich mich das letzte mal so gut gefühlt habe. Noch immer habe ich Angst alles kaputt zu machen. Ich darf sie nicht verlieren. Wir sind jetzt schon eine Weile zusammen in meinem Haus in London. Das Zusammenleben mit Marlene ist wirklich einfach. Sie macht es mir einfach. Sie erkennt meine Stimmung mit einem Blick. Ein Blick genügt und sie weiß, wie ich mich fühle. Sie liest mich wie ein offenes Buch. Nicht nur mich, sondern auch andere Menschen. Sie hat eine gute Menschenkenntnis und liest perfekt Körpersprache.

Ich habe ihr ein paar meiner engsten Freunde vorgestellt. Ich hatte Angst, dass sie meine Freunde nicht mag. Meine Freunde sind wie meine Familie. Es wäre also wirklich schwierig gewesen. Ich habe mir aber umsonst Sorgen gemacht. Marlene passt perfekt in meinen Freundeskreis. Sie hat sofort Anschluss gefunden und hatte mit jedem gleich ein Thema über das sie sprechen konnten. Zu meiner Mom haben wir es leider noch nicht geschafft, was aber auf unserem Plan steht. Marlene und meine Schwester Gemma haben sich sofort gut verstanden. Wenn die beiden zusammen sind, habe ich nichts zu melden. Gerade sind die beiden gemeinsam in der Stadt unterwegs, um ein paar Sachen zu erledigen. Was, weiß ich nicht genau. Sie haben es mir bestimmt erzählt. So wie 100 andere Dinge dazu. Ich weiß nicht, wie man so schnell, so viele Worte sprechen kann.  Ich freue mich, dass die beiden sich so gut verstehen. Gemma hilft Marlene im Umgang mit der Presse und den negativen Kommentaren. Ich denke für sie ist es einfacher, wenn sie mit einer anderen Person als mit mir darüber reden kann. Marlene kommt damit aber gut zurecht. Sie ist schlau genug, die negativen Kommentare meiner Fans, nicht zu nah an sich ran zu lassen. 

Was ich an ihr bewundere, ist wie sie sich mit den Kommentaren auseinander setzt. Sie analysiert die Kommentare und hinterfragt sie. Nicht weil es um ihre Person geht, sonders was mit dem Verfasser ist. Sie betrachtet die Person hinter dem Kommentar. Was muss in dem Verfasser ausgelöst worden sein, um so einen Kommentar zu schreiben. Ich kenne niemanden, der so mit negativen Sachen umgeht. Andere zerfließen in Selbstmitleid. Nicht Marlene. Marlene ist in jeder Hinsicht anders und das gefällt mir an ihr. Die letzten Wochen hier in London haben sich, trotz Arbeit, wie Urlaub angefühlt. Wir waren viel unterwegs. Ich habe Marlene meine liebsten Orte hier in London gezeigt. Wie waren in verschiedenen Galerien und Ausstellungen. Haben traditionell, wie versprochen, die besten Fish&Chips der Stadt gegessen und waren im Kino sowie im Theater. Ein Ausflug hat sich in mein Gedächtnis gebrannt. Das werde ich so schnell nicht vergessen. 

Nach unserem Clubbesuch in Berlin habe ich gesehen, wie sie traurig in den Himmel gestarrt hat. In großen Städten sieht man einfach keine Sterne. Das wird mir jedes mal bewusst, wenn ich im Dunklen, hier auf meiner Terrasse stehe und in den Nachthimmel gucke. Außer den hellen Schein der Stadt sieht man nichts. Keinen Stern nur den Mond. An besagtem Tag habe ich einen Korb mit Köstlichkeiten gepackt und bin mit Marlene in die Stadt gefahren. Mein Ziel war das Royal Museum Greenwich. Wir standen vor dem großen roten Backsteingebäude und Marlene machte große Augen. Sie liebt Kultur und Geschichte genauso wie ich. Sie freute sich auf einen normalen Besuch in einem Museum. Ich hatte aber andere Dinge geplant. Ein paar Tage zuvor habe ich mit dem Leiter der Planetariumsshow gesprochen und eine persönliche Vorstellung für uns vereinbart. Ich führte Marlene also in den dunklen Raum. Normalerweise würde man sich die Vorstellung in einem Kinosessel ansehen. Ich habe aber meine "Harry Styles Karte" ausgespielt und eine große Decke mit einem riesen Berg Kissen richten lassen. Im Dunklen konnte ich erkenne wie Marlenes Augen vor Freude funkelten und sie ein breites Grinsen auf ihren Lippen hatte. Dieser Anblick von ihrem glücklichen, strahlendem Gesicht verschafft mir einen inneren Frieden.

Ich nahm sie bei der Hand und brachte sie zur Decke, stellte den Korb ab und begrüßte mit einem Händedruck den Professor der die Vorstellung begleitet.  Marlene und ich streckten uns auf der Decke aus und machten es uns bequem. Den Blick auf die große Kuppel gerichtet, begann die Vorführung. Es war wirklich schön. Der Professor gab alles um uns von den Sternen zu überzeugen. Ich konnte ihm nicht lange zuhören, denn das was neben mir auf der Decke geschah, war um einiges interessanter. Sie lag regungslos und mit beiden Händen an ihrem Herzen neben mir. Ihren Mund leicht geöffnet, die Augen weit und rastlos. Als sie zwinkerte, sah ich wie eine Träne aus ihren blauen Augen trat. Mein Herz setzte gefühlt ein paar Schläge aus. Ich drehte mich zu ihr, legte meine Hand auf ihre und küsste ihr sanft die Träne weg.  Sie drehte ihren Kopf und unsere Blicke trafen sich. Blaue Augen, so blau wie das Meer an stürmischen Tagen. Tief blau, ohne jeden Zweifel, ehrlich. Der Professor schaltete wie vereinbart den Sternenhimmel ein und lies uns alleine. Wir richteten uns beide auf, ohne nur einmal den Blick von einander abzuwenden. 

"Danke" flüsterte Marlene. "So etwas schönes hat noch nie jemand für mich gemacht. Harry ich bereue nicht eine Sekunde alles hinter mir gelassen zu haben. Ich fühle mich wohl bei dir. Und das hier" Sie schwenkte einmal mit ihrem Arm durchs Planetarium "Das hier, ist unbeschreiblich. Ich finde dafür keine Worte. Harry ich..." Verlegen senkt sie den Kopf und schaut auf ihre Hände. "Marlene, mir fehlen die Sterne genauso wie dir. Dich so glücklich zu sehen, ist alles was ich will. Marlene ich..." Jetzt war ich es, dem die Worte fehlen. Mir fehlen sie nicht, ich weiß genau was ich sagen will, nur traue ich mich nicht. Ich bin zu feige. Komm schon. Sei nicht feige und sag es einfach. 

Ich traute es mich an dem Tag nicht zu sagen, obwohl ich es schon lange fühle. Es wäre der richtige Zeitpunkt gewesen. Ich greife nach einem Gänseblümchen und mir fällt ein alter französischer Abzählreim ein "je t'aime un peu, beaucoup passionnément ,pas du tout"  Immer weiter zupfe ich ein Blütenblatt nach dem anderen ab und zähle laut mit. Im Augenwinkel nehme ich einen Schatten wahr. Marlene ist zurück und lehnt am offenen Terassenfenster. "Das hört sich schön an." sagt sie und kommt auf mich zu, um neben mir Platz zu nehmen. Ich halte die Blume hoch. Ein Blütenblatt ist noch übrig. "Magst du mir sagen was der Spruch bedeutet?" "Ich liebe dich ein bisschen, sehr leidenschaftlich, überhaupt nicht. Ein französischer Abzählreim." "Und was sagt dir das letzte Blatt?" "Beaucoup passionnément!" Ich drehe mich zu ihr und greife nach ihren Händen. "Dafür brauche ich aber keinen Kinderreim, der mir mit meinen Gefühlen hilft."

"Marlene" Mein Mund ist staubtrocken und meine Hände zittern.

"Ich liebe dich."

Flos || Harry Styles (h.s. Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt