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Marlene

Die Nacht war eindeutig zur kurz. Passend zu meiner Stimmung regnet es draußen in Strömen. Harry liegt in der gleichen Position, wie ich ihn heute Nacht positioniert habe, neben mir. Mein Magen verkrampft sich und die Übelkeit ist wieder da. Ich eile ins Bad und beuge mich über die Schüssel. 

Nach dem Zähneputzen mache ich mich frisch, steige in Hoodie und Jogginghose und gehe runter in die Küche. Anne ist bereits wach und sitzt mit einem Kaffee und einer Zeitschrift am Küchentisch. "Guten Morgen." murmel ich. "Guten Morgen. Du siehst ja fürchterlich aus. Ist dir schlecht?" "Ja ich musste mich gerade übergeben." "Stell dir Abends Ingwerkekse ans Bett. Das hat mir immer geholfen. Vorm Aufstehen ein paar Essen und einen ordentlichen Schluck Wasser und schon ist die Übelkeit verschwunden. Das hört aber bald auf." "Danke für den Tipp. Werde ich versuchen. Darf ich mir einen Tee machen?" "Du brauchst nicht fragen. Fühl dich bitte wie zu Hause." Anne steht auf und zeigt mir wo alles ist. Ich entscheide mich für eine große Tasse mit Kräutertee. Der warme Tee fühlt sich gut in meinem verkrampften Magen an. Ich wärme meine kalten Hände an der Tasse. 

"Schläft er noch?" "Ja, er hat sich die ganze Nacht nicht einmal bewegt. Ich wollte ihn eigentlich noch ausziehen, habe es aber nicht geschafft und ihn nur auf die Seite gerollt." "Er hat dich nicht verdient. Ich weiß, eigentlich sollte ich so etwas nicht sagen, weil er ja mein Sohn ist. Aber du bist so eine gute Seele und er gibt sich nicht einmal Mühe." "Mom, dass weißt du doch gar nicht." Seine Stimme ist so tief, so tief habe ich sie noch nie gehört. Die feinen Härchen in meinem Nacken stellen sich auf. "Doch das weiß ich. Das weiß ich ganz genau, weil ich dich kenne. Das kleinste Problem und du rennst weg. Zu einem Kind gehören immer zwei Menschen. Lern endlich Verantwortung für dein Handeln zu übernehmen." "Mom, bitte nicht so laut. Mein Schädel platzt gleich und hör bitte auf dich einzumischen. Ich bin alt genug meine Probleme alleine zu klären." "Anscheinend ja nicht, sonst würdest du hier nicht völlig verkatert stehen."

Harry steht im Türrahmen und reibt sich die Schläfen. Es scheint ihm wirklich schlecht zu gehen und irgendwie freue ich mich darüber. Er geht, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, rüber zum Kühlschrank und holt sich Milch, sowie eine Tasse und Kakaopulver aus dem Schrank. Anne steht auf und verlässt den Raum mit "Ich lass euch beide mal alleine."  Harry setzt sich zu mir an den Tisch. "Können wir reden?" Seine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern. Er greift nach meiner Hand. Ich kann seine Berührung nicht zulassen, zu sehr hat mich sein Verhalten verletzt. Ich ziehe meine Hand unter seiner weg. Ich nicke nur und schaffe es nicht ihn anzusehen. "Können wir draußen eine Runde drehen? Ich brauche Luft." Seine Stimme klingt brüchig. Ich stehe auf und gehe in den Flur, um meine Schuhe anzuziehen, schnappe mir meine Jacke und warte draußen auf ihn. 

Mit einer großen weißen Sonnenbrille, ähnlich wie Kurt Cobain sie getragen hat, einer pinken Beanie und einer Kapuze über seinem Kopf, kommt er vor die Tür. Seine Schultern hängen und sein Blick ist gesenkt. Zusammen biegen wir nach rechts und laufen den Weg entlang. Holmes Chapel ist wirklich eine schöne kleine Stadt. Es war bestimmt toll hier aufzuwachsen. "Marlene ich bin ein Idiot. Es tut mir Leid, dass ich mich so verhalten habe. Meine Mom hat Recht. Ich laufe immer vor meinen Problemen weg. Ich hätte dich nicht alleine lassen dürfen. Ich habe dir versprochen, immer für dich da zu sein und bei der ersten kleinen Schwierigkeit, breche ich mein Versprechen. Ich bin noch immer nicht bereit für ein Kind, aber egal wie du dich entscheidest, ich bin für dich da. Diesmal wirklich. Ich möchte an mir arbeiten, um für dich ein besserer Mensch zu sein." "Danke für deine Ehrlichkeit Harry, dass hätte ich gestern gebraucht. Ich habe mich so alleine gefühlt. Wenn es immer so ist, dann will ich das nicht." "Du meinst dann willst du mich nicht." Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihm. Ich sehe wie eine Träne über seine Wange kullert. "So meinte ich es nicht." "Ich hab das schon verstanden. Ich hab dich im Stich gelassen und ich kann dich verstehen. Du warst immer für mich da und hast mir geholfen. Ich hab es verbockt. Wie immer. Am Ende bin ich wieder alleine, weil ich es einfach nicht hin bekomme." Seine Stimme bricht und mehr Tränen laufen über seine Wangen. Dieser Anblick schmerzt, mein Harry. Meine Seele, mein Herz. "Harry ich lass dich nicht alleine, aber mach das bitte nie wieder. Ich brauche dich genauso, wie du mich. Ich liebe dich." Jetzt kann ich meine Tränen nicht mehr zurück halten. Ich mache einen Schritt auf ihn zu. Er legt seine Stirn auf meine. "Ich liebe dich. Es tut mir so Leid. Danke das du mir noch eine Chance gibst. Ich werde es nicht verbocken. Ich werde alles dafür tun, dass du glücklich bist."

Flos || Harry Styles (h.s. Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt