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Harry

Ihre Worte bringen mich wie immer zum Nachdenken. Bisher war mein Erfolg immer fremd bestimmt. Wir waren Marionetten und mussten ihr Spiel spielen, hatten eine Rolle die wir gespielt haben. Unsere eigene Meinung durften wir zwar einbringen, doch spielte sie nie eine Rolle. Mein Ding durchziehen. Das machen, was mich Glücklich macht. Bringt das den Erfolg? Wenn ich genauer darüber nachdenke, hat sie wohl Recht. Wenn man Dinge mit Freude macht, transportiert man eine ganz andere Botschaft. Musik macht mir Spaß, sie füllt mich aus und das möchte ich mit anderen Menschen teilen. So wie sie mir gefällt. "Wir sind da!" Unterbricht sie meine Gedanken. Marlene parkt den Wagen an der gleichen Stelle, an der sie mich heute morgen eingesammelt hat. "Sehen wir uns morgen?" fragt sie. Wir haben uns gar nicht weiter darüber unterhalten, wie unser Tag endet. Anscheinend möchte sie alleine zu sich. "Kannst du heute Nacht bleiben?" Ich will sie nicht gehen lassen. "Fahr bitte nicht. Bleib!" Sie nickt und ich rufe den Portier, der dafür sorgt, dass Marlenes Wagen geparkt wird. Ich steige aus, schüttel ihm die Hand und erkläre ihm kurz mein Anliegen. 

"Es ist also wirklich wie in den Filmen, ja?" scherzt sie. Manchmal fühle ich mich wirklich wie in einem Film. Alles wird hinterher getragen und man braucht sich um nichts kümmern, doch die Menschen gehen verloren. Viele behandeln die Angestellten wie Menschen zweiter Klasse. Ich nicht. Ich schüttel am liebsten jedem die Hand und frage wie es ihnen geht. Sie sind Menschen wie du und ich. Jeder übt nur einen anderen Job aus. Am Ende sind es aber alles Mütter, Väter, Söhne und Töchter. Wir leben alle auf dem selben Planeten und sollten gut zu einander sein. Jeder Mensch sollte mit Freundlichkeit behandelt werden. Egal aus welchem Umfeld er kommt oder welche Hautfarbe er hat. Unkommentiert und nur mit einem leichten Nicken, lass ich ihren Kommentar in mir nachhallen. Ihre Art ist so einfach, dass es mir nicht schwer fällt, mich bei ihr wohl zu fühlen. Sie ist nicht dem Ruhm oder Geld hinterher, ihr genügen auch labbrige Pommes an der Raststätte. Das Bild wie zufrieden sie mit ihren Pommes und ihrem Shake war, war ein echter Genuss. 

Hände haltend, stehen wir im Fahrstuhl auf den Weg in mein Zimmer. Ich streiche mit meinem Daumen über ihren Handrücken. Ich höre wie ihr Atem schneller wird. Ihre Wangen sind rot. Schwere liegt in der Luft. "An was denkst du?" "Nichts." antwortet sie etwas zu schnell und schüttelt den Kopf. Ich drehe mich zu ihr und drücke mich gegen sie. Sie hat keine Möglichkeit zu entkommen. Sie steht mit dem Rücken gegen den Spiegel gelehnt. "Sag schon." flüstere ich ihr ins Ohr. Verlegen schaut sie nach unten und schüttelt noch einmal den Kopf. Verschieden Bilder rauschen mir durch den Kopf und ich merke wie meine Lust entfacht. Ich nehme ihr Kinn in die Hand und sorge dafür, dass sie mir in die Augen guckt. "Dir braucht bei mir nichts unangenehm sein, Engel. Also erzähl, woran denkst du?" In ihren brennenden Augen sehe ich bereits die Antwort, aber ich will das sie es ausspricht. Ich will das sie mir sagt, was sie möchte und braucht. "An dich." nicht mehr als ein Flüstern kommt aus ihrem Mund. Ich drücke mich noch etwas fester an sie. "Ich denke auch an dich. Aber in meinen Gedanken hast du viel weniger an." Sie stöhnt leise auf. "Schhhh, still. Oder willst du das uns jemand hört?" Mit einem *Ping* signalisiert uns der Fahrstuhl, dass wir unser Ziel erreicht haben. Schade, es wurde gerade interessant. 

Ich drücke ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, schaue ihr noch einmal tief in ihre blauen Augen, greife nach ihrer Hand und führe sie aus dem Fahrstuhl zu meinem Zimmer. Der Flur ist so lang, dass ich jedes mal gucken muss das ich das richtige Zimmer finde. Angekommen an der richtigen Tür, entriegle ich mit der Schlüsselkarte die Tür und stecke die Karte in den Slot für Strom und Licht. "Fühl dich wie zu Hause." Mit einladender Geste, bitte ich Marlene einzutreten. "Das Zimmer ist fast größer als meine Bude. Wahrscheinlich zahlst du für eine Nacht mehr als ich im ganzen Monat an Miete. Nicht schlecht." Ich hatte kurz etwas Bedenken, dass es vielleicht etwas zu viel für sie ist, aber da sie Scherze macht, scheint es okay zu sein. "Das ist noch eine der Unterkünfte aus der unteren Klasse. Du solltest erst die anderen Hotels sehen. Da wird mehr geboten." steige ich mit ein. Lachend ziehen wir Schuhe, Mütze und die dicken Pullis aus. "Willst du dich umsehen?" frage ich etwas verlegen. Sie nickt und macht sich auf einen Rundgang. "Möchtest du einen Wein." rufe ich fragend hinterher, aber sie winkt nur ab, als sie den Ausblick entdeckt hat. Wir sind so weit oben, dass man gut über die Stadt sehen kann. "Nachts sieht Berlin friedlich aus. Unbekümmert. Ab und zu ein Auto welches vorbei fährt. Ein paar Menschentrauben die von Kneipe zu Kneipe tingeln. Irgendwie schön dieses Treiben von so weit oben und aus der Ferne zu betrachten." Sie sieht zufrieden aus, wie sie da am Fenster steht und über die Stadt blickt. 

"Du starrst!" sie blickt mich grinsend an. "Sorry, es ist schön dich zu beobachten. Du strahlst so eine Ruhe und einen inneren Frieden aus." "Das ist kein Grund mich anzustarren." Grinsend kommt sie auf mich zu, ich zucke nur unschuldig mit den Schultern. "Meinst du man bekommt in dieser Unterkunft der untern Klasse noch etwas zu essen?" "Das sollten die hier wohl hinbekommen. Auf was hast du Lust? Pommes?" "Ich hätte Lust auf Frühstück. Meinst du das geht? Brötchen, Eier, etwas Käse und sowas?" Ich kann mein lautes Lachen nicht zurück halten. "Frühstück? Um die Uhrzeit?" Ich halte mir den Bauch. Sowas habe ich ja noch nie gehört. "Sorry, hab vergessen das du ein verklemmter Brite bist. Such du was aus. Kann ich kurz duschen gehen?" Grinsend macht sie kehrt in Richtung Badezimmer. Ich bin gar nicht verklemmt. "Wie war das vorhin mit den Schubladen? Wir "Briten" sind gar nicht verklemmt. Es ist nun einfach untypisch Abends nach Frühstück zu verlangen." "Alleine dieser Satz trieft vor Verklemmtheit." Sie zwinkert mir zu und verschwindet hinter der Tür. Ich schüttel kurz den Kopf und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. 

Ich greife nach dem Höhrer für den Zimmerservice und bestelle. Sie sollen sich noch etwas Zeit lassen mit der Bestellung. 

Vorm Essen, habe ich noch etwas anderes vor. 



Flos || Harry Styles (h.s. Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt