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Marlene

Mein Wecker klingelt und müde blinzle ich dem Tag entgegen. Harry liegt noch schlafend neben mir. Er liegt auf dem Bauch und hat den Kopf zur anderen Seite gedreht. Seine Haare verteilen sich wie ein Fächer auf dem weißen Hotelzimmerkissen. Seine Arme hat er unters Kissen geschoben, sein nackter Oberkörper ist nicht bedeckt. Die Decke liegt locker auf seinen Hüften und ein Bein hat er zur Seite raus gestreckt. Die Decke liegt so verboten tief, dass sie den Ansatz seines Hinterteils freigibt. Der Anblick gefällt mir so sehr, dass es mir schwer fällt aufzustehen.Ich genehmige mir noch ein paar Minuten und genieße den Anblick. Er sieht so friedlich aus. Ich denke an das vergangene Wochenende. Es war toll. Außer  um Sachen aus meiner Wohnung zu holen, haben wir dieses Zimmer nicht verlassen. Wir haben kitschige Filme gesehen, uns super unterhalten und sind uns noch näher gekommen. Die Gespräche mit Harry sind anders. Er ist so weise, mitfühlend und hat eine tolle Einstellung. Er hat mir erzählt, dass er sich für verschiedene soziale Projekte engagiert. Nicht nur für die PR, sondern es liegt ihm wirklich am Herzen. Er ist wirklich beeindruckend. Ich denke er kann so viel mehr erreichen, nicht nur mit seiner Musik, sondern mit seinem ganzen Sein. 

Geistig und körperlich sind wir auf einer Wellenlänge. Ein Blick reicht und ich weiß was er möchte und braucht. Der Sex mit ihm ist... Ich weiß gar nicht wie ich das beschreiben soll, dafür gibt es wohl keine Worte. Ich habe so etwas noch nie gefühlt und ich denke er hält sich zurück. Irgendetwas schlummert in ihm, was er noch nicht raus lassen will. Diese dominante Art, die ab und zu durch rutscht, macht mich an. Wenn ich an seine dunkle  raue Stimme denke, wird mir ganz warm. Okay, meine Gedanken driften ab. Ich schwinge mich aus dem Bett und mache mich auf Zehenspitzen auf den Weg ins Badezimmer. Ich möchte ihn nicht wecken, also versuche ich keinen Krach zu machen. Vorsichtig ziehe ich die Badezimmertür hinter mir zu und springe unter die Dusche. Ich muss an Freitag Abend denken. Unsere gemeinsame Dusche war schon sehr heiß. Ich habe so etwas wie mit ihm noch nie erlebt. Jede Faser meines Körpers sehnt sich nach seinen Berührungen, nach seiner Nähe. Mein ganzer Körper kribbelt.

Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich mich etwas beeilen sollte. Ich bin überhaupt nicht motiviert jetzt zur Arbeit zu gehen. Montags ist es eh schon immer schwer für mich, aber wenn ich an den nackten Mann in dem viel zu bequemen Bett denke, fallen mir interessantere Dinge ein als Blumen. Jule verlässt sich auf mich, also suche ich, noch immer auf Zehenspitzen und in ein Handtuch gehüllt, meine Sachen zusammen, um mich fertig zu machen. Harry scheint einen tiefen Schlaf zu haben, denn als mein Handy mit einem lauten Knall auf dem Boden landet, bewegt er sich nicht ein Stück. Ich habe alles zusammen und verschwinde wieder im Badezimmer um mich fertig zu machen. 

***

Pünktlich auf die Minute schließe ich die Tür auf. Keine fünf Minuten später, ich konnte mir noch nicht einmal einen Tee kochen, steht auch schon der große LKW mit den frischen Blumen vor der Tür. Ich mag unseren Lieferanten. Sein holländischer Akzent bringt mich immer zum lachen. "Guten Morgen meine Rose." Kommt er wie immer gut gelaunt in den Laden. "Guten Morgen Luuk, geht es dir gut? Wie war die Fahrt?" "Danke, alles bestens. Du siehst gut aus mein Kind, so anders." Ich gucke an mir herunter und frage mich, was er meint. Sehe doch aus wie immer. Ich hebe unschuldig die Hände und zucke mit den Schultern. "Du siehst glücklich aus." fügt er hinzu. "Das bin ich." Wirklich. Wir unterhalten uns noch einen Augenblick und Luuk fängt an die Blumen auszuladen, um kurz darauf auch schon wieder in seinem LKW zu sitzen. 

Der Vormittag will einfach nicht vergehen. Es ist fast Mittag und Harry hat sich bis jetzt nicht gemeldet. Ob er noch schläft? Ich sitze hinterm Tresen und scrolle durch Instagram. Wollte ich die App nicht löschen? Vielleicht später. Ich springe von dem Hocker und mache mich samt Handy mit großen Schritten auf den Weg zu den Schnittblumen. Schon lange habe ich kein Bild mehr bei Instagram hochgeladen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie habe ich Lust ein Bild von einer Sonnenblume hochzuladen. *Sunflower* mehr schreibe ich nicht dazu. Sunflower... Ein Wort, eine Blume mit so viel Bedeutung. Das vibrieren meines Handys holt mich aus meinen Gedanken. 'Harry ruft an'

"Hi, Sunflower. Ich musste gerade an dich denken. Ausgeschlafen?" "Hi. Ja schon lange. Wieso hast du mich nicht geweckt? Ich habe Neuigkeiten. Hast du schon gegessen? Ich würde was holen und bei dir im Laden vorbei kommen." Er klingt etwas außer Atem, als würde er rennen. "Neuigkeiten?" "Mittag, ja oder nein?" unterbricht er mich. "Harry, ja ich möchte gerne mit dir Mitta.." "Okay, Engel. Bis gleich." Stille. Kein Harry mehr da. Unhöflicher Brite. Erst unterbricht er mich und dann legt er auf. Ich gehe in die Küche und bereite alles für einen frischen Tee vor. Harry wird sicher auch einen trinken. Der Wasserkocher blubbert vor sich hin und ich warte auf das Klicken, um das kochende Wasser über den Tee zu kippen. Die losen Kräuter tanzen wild in ihrem Teesieb, als ich das heiße Wasser über sie kippe. Heißer, duftender Dampf steigt mir entgegen. Ich atme tief ein und schon ist der Ärger verflogen.

"Marlene?" höre ich Harry rufen. So schnell habe ich nicht mit ihm gerechnet. Mit der Kanne Tee und zwei leeren Tassen mache ich mich auf den Weg zurück in den Laden. Harry steht mit dem Rücken zu mir und betrachtet die frischen Blumen. Er trägt Boots, schwarze Jeans, ein weißes Shirt und eine Fellweste. Sieht aus wie überfahrenes Bison. Obwohl es wahrscheinlich schwer ist, ein Bison zu überfahren. Bei meinem Gedanken muss ich grinsen. "Hi!" Er dreht sich um und ich muss aufpassen, dass mir nicht die Tassen aus der Hand fallen. Seine Sonnenbrille hat er in die Haare gesteckt, zusammen mit seinem breiten Grinsen und den leuchtend grünen Augen, bringt er mich etwas aus dem Gleichgewicht. Selbst mit seiner Bisonweste sieht er gut aus. Ich denke, er kann einfach alles tragen. 

Er hält eine braune Tüte hoch "Hunger?" Ich nicke nur und hole einen zweiten Hocker aus der Küche. "Was brauchen wir an Besteck? Gabeln?" rufe ich ihm zu. "Gar nichts. Hab alles hier. Du kannst doch mit Stäbchen essen oder?" Schnell gehe ich wieder zurück zu ihm und stelle den zweiten Hocker ab. Harry hat schon angefangen auszupacken. "Ich hoffe Sushi ist in Ordnung? Ich wusste nicht ob du Fisch magst, deswegen habe ich auch welches ohne mitgenommen. Sorry das ich vorhin einfach aufgelegt habe. Ich musste mich beeilen. Ein paar Fans haben mich beim einkaufen getroffen. Ich wollte aber so schnell wie möglich zu dir und bin zum Wagen gerannt." Verlegen reibt er seinen Nasenrücken. "Ist schon okay." lüge ich. Ich mag es nicht wenn mich jemand ohne Antworten stehen lässt, aber ich bin nicht nachtragend. 

"Ohne Fisch wäre super. Möchtest du Tee?" Ich reiche ihm die Tasse und schütte ohne auf seine Antwort zu warten einfach den Tee ein. "Jetzt erzähl von deinen Neuigkeiten." "Also, ich muss in zwei Tagen nach London. Ich habe dort einen wichtigen Termin, den ich nicht am Telefon besprechen kann. Ich muss vor Ort sein und ich will das du mitkommst."

Flos || Harry Styles (h.s. Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt