3. Kapitel: German

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"Na mein Schatz? Wie war dein Tag?" Lächelnd kam Esmeralda auf mich zu. "Anstrengend, gut, dass du wieder da bist", antwortete ich ihr. "Ich habe einen Termin gefunden, du weißt schon, die Italiener waren so begeistert von deiner tollen Arbeit, dass sie dich gleich engagiert haben. Sie haben mir einige Termine zur Auswahl geschickt, am besten wir suchen gleich einen aus", sagte sie voller Tatendrang und lief in Richtung meines Büros. Lächelnd folgte ich ihr. Sie war so ein toller Mensch, so unternehmungslustig, freundlich und höflich. Als ich eintrat hielt sie den Bilderrahmen mit dem Bild von uns in der Hand. "Was ist denn mit dem Bild passiert, Liebling? Es ist verrutscht und das Glas hat einen kleinen Sprung", fragte sie stirnrunzelnd. Ah, mist, da musste Angie wohl ziemlich sauer gewesen sein. Was war nur in sie gefahren? Es war doch nur ein einfaches Bild! Hatte ich sie etwa damit so schwer getroffen? Aber war es denn so wichtig, ob das Bild auf meinem Schreibtisch stand oder in der Schreibtischschublade lag? Oder lag es wieder an Esmeralda? Sie wollte sich doch sicherlich nur mit ihm vertragen um sich an Esmeralda zu rächen. "German? Jemand zuhause?", fragte eine ungeduldige Stimme. Erst da realisierte ich die Hand, die vor meinem Gesicht herumfuchtelte und zuckte zusammen. Es war eine ungeduldige Esmeralda. "Wie ist denn das Bild dem Bilderrahmen passiert? Ich habe dich dreimal gefragt, doch du warst mit den Gedanken irgendwo. Über was hast du denn nachgedacht? Ich mag es nicht, wenn deine Sorgen dich überlasten", fragte sie anscheinend schon zum wiederholten Male. "Der Rahmen, der Rahmen ist mir heruntergefallen. Ich wollte ihn nicht weg tun, das Bild passt einfach perfekt dort hinein", antwortete ich nervös. Warum hatte ich sie nur angelogen? Ich hatte schließlich keinen Grund um Angie in Schutz zu nehmen. "Was hältst du von Mittwoch in drei Wochen? Die Italiener wären dann hier. Einverstanden?", fragte mich Esmeralda geschäftlich. "Klingt gut, sagst du ihnen Bescheid?", antwortete ich. "Gerne Schatz", sagte sie und gab mir einen kurzen Kuss. "Ich geh schon einmal schlafen, es ist schon sehr spät und ich muss morgen früh raus", verabschiedete ich mich und legte mich schlafen.

Ich wachte früh auf und quälte mich aus dem Bett. Esmeralda schlief noch, die Glückliche, sie musste heute nicht aufstehen. Ich zog mir schnell ein Hemd und eine Hose an und ging hinunter. Olga, Ramallo und Violetta saßen schon am Frühstückstisch und aßen. "Guten Morgen", begrüßte ich sie. "Guten Morgen", kam von allen Seiten zurück. "Papa, weißt du wo Angie ist? Sie ist doch sonst immer vor mir hier unten?", fragte mich Violetta. Natürlich, den Streit mit ihr hatte ich ja fast vergessen. Sie war bestimmt stocksauer auf mich und wollte mir aus dem Weg gehen. War ich etwa so viel zu weit gegangen? Sonst war sie doch nicht so. "Ich gehe sie holen", verkündete Violetta und stand auf. Ich trank gerade meinen Kaffee, als Violetta mit Angie im Schlepptau die Treppe hinunter kam. Sie hatte anscheinend die ganze Nacht nicht geschlafen, sie hatte dunkle Augenringe, ihre Augen waren leicht geschwollen und glänzten verdächtig. Auch ihre Haare waren sehr zerzaust. Als sie merkte, wie ich sie anschaute, wandte sie sich hastig von mir ab und setzte sich neben Violetta. Olga brachte ihr einen Toast mit ihrer Lieblingsmarmelade, den sie jedoch nicht anrührte. "Schmeckt es dir nicht?", fragte Olga verwundert. Normalerweise verschlang Angie diese Art von Toast regelrecht. "Ich bekomm momentan einfach nichts runter, entschuldigt mich", sagte Angie mit rauer Stimme, die so gar nicht nach ihr klang. Sie stand auf und ging schließlich mit Angie aus dem Haus.

Kaum waren sie verschwunden, kam Ramallo auf mich zu. "Was haben sie denn der armen Angeles angetan?", fragte er vorwurfsvoll. Moment mal, ich? "Ich habe überhaupt nichts getan, Ramallo!", sagte ich empört. "Gestern, kam Angie aus ihrem Büro gestürmt, mit Tränen in den Augen, so enttäuscht habe ich noch nie jemanden gesehen. Und mir wollen Sie erzählen, dass sie nichts damit zu tun haben?", fuhr Ramallo aufgebracht fort. "Sie hatte ein kleines Problem mit dem Bilderrahmen", erzählte ich zögerlich. Ramallo verließ kopfschüttelnd den Raum und ich ließ mich mit einem Seufzen auf die Couch fallen. Hatte tatsächlich ich Angie den Appetit verdorben? Ich stürzte mich in meine Arbeit um die Fragen zu verdrängen, ich sollte mich nicht zu sehr um Angie sorgen, eher um Esmeralda.

Mittags kamen eine fröhliche Violetta und eine sehr blasse Angie nach Hause. "Essen ist fertig!", rief Olga aus der Küche. Violetta setzte sich sofort an den Tisch, doch Angie machte Anstalten, die Treppe hinaufzugehen. "Angie?", rief ich. Sie hörte nicht und lief die Treppe hinauf. Ich folgte ihr in ihr Zimmer. Sie hatte mich vermutlich nicht bermerkt, sie legte ihre Tasche auf den Boden, setzte sich auf das Bett und fing an zu schluchzen. Etwas machte sie fertig, und auch wenn es mir egal sein sollte, brannte ich darauf es zu erfahren. "Angie?", fragte ich vorsichtig. Diese fuhr zusammen, drahte sich um und stand auf. Sie zitterte stark und immer wieder liefen ihr Tränen über ihr Gesicht. "Was willst du German?", fragte sie hart, doch auch Schmerz spiegelte sich in ihrer Stimme. "Reden, Angie. Wir müssen reden", sagte ich.

Germangie-DownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt