7. Kapitel: German

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Den ganzen Tag drehten sich meine Gedanken um eine einzige Person. Es war Angie. Hatte sie mich tatsächlich angerufen? Die Nummer war eindeutig die von Pablo, die Laute die jedoch durch das Mikrofon gekommen waren, klangen nach einer Frau, und die klang eindeutig nach Angie. Dazu hätte Pablo jedoch wissen müssen, wo Angie wohnt und dass wusste nicht einmal Violetta. Aber was könnte mit Angie passiert sein, weshalb sie so herzzerreißend geschluchzt hatte? Daran konnte nur einer Schuld gehabt haben, Pablo. Ich merkte, wie Wut in mir aufstieg und rang mit mir, ihn einfach anzurufen und zur Rede zu stellen. Aber wie Angie zu mir gesagt hätte, in diesem Zustand der Wut anzurufen, würde niemanden weiterbringen. Völlig am Ende mit meinen Nerven, ließ ich mich mit einem Seufzer auf die Couch sinken. Leider wohnte ich nicht alleine, was ich mir in dieser Situation sehr gewünscht hätte, sodass sogleich Ramallo aus dem Büro gesprintet kam. "German, was für Gedanken quälen Sie", fragte er neugierig. Wenn ich ihm das jetzt erzählen würde, wüsste Olga sofort Bescheid. "Mir machen die Geschäfte Sorgen. Die Russen haben noch nicht geantwortet und davon hängt ziemlich viel ab", antwortete ich ihm stattdessen. "Ich kümmere mich sofort darum", erklärte Ramallo und verschwand erneut im Büro. Ich konnte nicht mehr klar denken und beschloss ein bisschen durch den Park zu laufen. Es wurde schon dunkel, die Sonne stand kurz vor ihrem täglichen Untergang.

Ich machte mich auf den Weg. Nach wenigen Minuten stand ich bereits alleine zwischen grünen Bäumen. Langsam durchquerte ich den Park, nur um mich dann an den Brief von Angie zu erinnern. Wenn du einmal alleine im Park bist, dann warte auf den Sonnenuntergang, kauf dir einen Karamellapfel und denk an mich. Und genau das hatte ich jetzt vor. Der Verkäufer war sichtlich über die späte Kundschaft erfreut und versuchte mich in ein Gespräch zu verwickeln, doch ich lehnte ab. Ich hatte etwas Wichtigeres zu erledigen. Ich setzte mich inmitten einer großen Blumenwiesen, deren Duft mich an Angie denken ließen und biss in den Karamellapfel. Ich verstand wieso sowohl Angie als auch Maria diese Art von Äpfeln über alles geliebt hatten. In Gedanken beobachtete ich den Sonnenuntergang und das Spiel der Farben.

Meine Wut war gänzlich verflogen und so beschloss ich, auf der Stelle Pablo anzurufen und ihn zur Rede zu stellen. Bereits nach dem zweiten Klingeln nahm er ab. "Pablo Galindo", meldete er sich. "Hier spricht German, Pablo, wo befinden Sie sich?", fragte ich ihn ziemlich unhöflich, doch darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. "Am Flughafen in Paris. Wieso?", fragte er, hörbar durcheinander. "Angie hat mich von ihrem Handy angerufen, dann hat sie aufgelegt. Was war da los?", fragte ich ihn scharf. "Ich dachte, dass Angie sich dringend mit Ihnen aussprechen müsste. Also hab ich ihr mein Handy da gelassen. Nach einer halben Stunde beschloss ich, mein Handy wiederzuholen, doch Angie machte die Tür nicht auf. Ich klingelte bei einer Nachbarin, die einen Ersatzschlüssel hatte und da fanden wir Angie bewusstlos vor ihrer Küche. Sie hatte einen Nervenzusammenbruch, was vermutlich mit Ihrem Anruf zusammenhing. Eine Ärztin kam, hat sie untersucht und ihr absolute Ruhe verordnet. Anschließend habe ich mein Handy genommen und steige jetzt in mein Flugzeug zurück nach Buenos Aires ein", erzählte er mir."Danke für die Informationen, Pablo. Guten Flug", verabschiedete ich mich und legte auf. Angie hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten und das wegen mir? Warum war ich so dumm und bin nicht selbst einmal hingeflogen? Einwohnermeldeamt oder Musikschulen in Paris abklappern und schon hätte ich ihre Adresse gehabt. Verdammter Stolz. Jedoch, hätte Angie mich überhaupt sehen wollen?

Nachdenklich betrat ich das Haus und ließ mich an den schon gedeckten Esstisch gleiten. Violetta kam fröhlich die Treppe hinunter. "Hallo Papa, wie war dein Tag?", fragte sie gut gelaunt. Bloß nichts anmerken lassen, German. "Super mein Schatz, ich muss nur noch die Russen rumkriegen, dass sie endlich unterschreiben. Wie war dein Tag?", fragte ich. Immer schön von sich ablenken. "Auch toll, ich darf ein Duett mit Leon singen", verkündete sie lächelnd. "Das klingt ausgezeichnet Vilu", antwortete ich ihr. Wenigstens eine, bei der das Liebesleben funktioniert. Da kam auch schon Olga mit dem Essen. Das Essen verlief schweigend, Violetta verschwand in ihrem Zimmer und Olga und Ramallo gingen auf eine Feier, zu der Olga eingeladen hatte.

Mein Handy lag verlockend auf meinem Schreibtisch und so griff ich danach. Zweifel stiegen in mir auf, doch ich verdrängte sie in die hinterste Ecke meines Verstandes und wählte Angie's Nummer. Zu meiner eigenen Verwunderung hob sie nach dem dritten Klingeln ab. Das war das erste Mal, seit sie in Frankreich war. "Angie?", meldete ich mich. "Hallo German", sagte sie. Die Wärme in ihrer Stimme fehlte, jedoch klang es immer noch herzlich. " Wie geht es dir?", fragte ich sie. " Mir geht es wieder gut, German. Es war alles ein bisschen viel, aber ich habe mich erholt. Morgen werde ich schon wieder meine Freunde treffen", antwortete sie mir. Zum Glück hatte sie in Paris Freunde gefunden, ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass sie nur in ihrer Wohnung saß. Aber Freunde klang gut. "German, ich muss langsam Schluss machen", murmelte Angie leise, ich konnte sie kaum noch hören. " Gute Besserung Angie. Ach ja, und bevor ich es vergesse, Grüße von Violetta, Ramallo und Olga. Du fehlst uns. Besonders, da Esmeralda nicht mehr bei uns wohnt. Ja, du hast richtig gehört, ich habe mich von ihr getrennt", erzählte ich ihr begeistert. Doch von der anderen Ende der Leitung kam kein Kommentar. So leise, wie sie vorher klang, war sie eingeschlafen. Zum Glück geht es ihr wieder gut. Ihre Freunde sind bestimmt nett und ihre komponierte Musik bestimmt super und froh. In dieser Nacht konnte ich wunderbar schlafen.


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Erstmal, vielen Dank fürs Voten und Kommentare schreiben, eure Kommentare muntern mich dazu auf, immer weiter zu schreiben und nicht aufzuhören. Dankeschön :)

!! Jetzt sind wir beim Prolog angelangt, er würde jetzt spielen. Ich bin nächste Woche von Freitag bis Montag nicht da und weiß nicht ob ich es bis dahin schaffe, ein Kapitel fertig zu schreiben. Lest bitte den Prolog noch einmal, ich werde das Ende mit in das nächste Kapitel einarbeiten, jedoch wäre es vermutlich besser, noch einmal alles im Kopf zu haben!!

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