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>>Aber ich liebe dich doch!<<
>>Wir sind zu unterschiedlich. Ich könnte niemit dir zusammen sein.<<

Noch eine Woche dann sind meine Ferien vorbei und ich würde es schaffen diese Liebesdramaserie auch noch zu beenden. Ich hatte meine Sommerferien damit verbracht mir anzusehen wie perfekt durchdachte Szenarien dazu führten zwei Menschen zueinander zu führen. Wahlweise lass ich auch Bücher über die im Internet hoch lobend gesprochen wurden. Von alle dem war die aktuelle Serie vielleicht die eine die meinem Leben am nächsten käme. Eine Frau Mitte 20, klein pummelig und eine Hornbrille auf derbreiten Nase verliebte sich in einen erfolgreichen Mann mit perfektsitzenden Haaren und einen genauso gut liegenden Anzug. Nur war ich nicht klein und pummelig und auch nicht hinter einem Mann her. Eher im Gegenteil, aber das machte es nicht viel anders. Nerd bleibt Nerd.

Man konnte sich ja nun ausmalen wie diese Geschichte verlief und auch wenn ich noch nicht fertig war wusste ich das diese beiden Figuren am Ende doch zusammen kämmen. Dennoch guckte ich weiter. Ich interessierte mich viel mehr für die möglichen Reaktionen von Menschen auf gewisse Handlungen, merkte sie mir und wollte sie für mein eigenes Leben übernehmen und der heutige Tag war perfekt um eine Situation zu testen bevor ich nach den Sommerferien wieder in die Schule musste und mich den Haien zum Fraß vorwarf. Ich schaltete den Fernseher aus und wusste ja eh schon das entweder er unbeeindruckt gehen würde oder sie weinend fortlaufen. Beides wollte ich für mich selbst vermeiden und somit startete ich meinen ersten Testlauf. Ich zog mir meine hellgraue Chinohose an, das grau-schwarz marmorierte Shirt und darüber eine beigefarbene Strickjacke mit einem großen Zopfmuster. Da ich ohne meine Brille leider fast blind war, war sie das einzige Accessoires das ich niemals vergaß und mir für mein Empfinden sogar schmeichelte. Vor ein paar Monaten waren Brillen mit schwarzen Rand noch total Out und nun waren sie mega IN. Endlich hatte ich mal etwas mit dem ich total im Trend lag. Ansonsten war ich und mein komplettes Wesen total im Abseits. Ich gehörte nicht zu den coolen Typen die jedes Game kannten oder jeden Trend, auch nicht zu denen die als Sportler richtig mit ihrem Körper flexen konnten und schon gar nicht gehörte ich zu denen die Worte wie Flexen benutzten. Ich war die Kalkleiste die in der Mitte der Klasse saß und ausschließlich dann zum Partner von beliebten Typen gewählt wurde wenn ein Projekt oder Vortrag anstand. Und das auch nur um 90% der Arbeit zu leisten.

Ich nutzte den Vorwand ein Buch aus der Bücherei holen zu wollen und so stellte auch meine Mutter keine Fragen wieso ich plötzlich zu einer für mich ungewöhnlichen Zeit das Haus verließe. Wäre ich einfach gegangen hätte sie sich Sorgen gemacht, hätte ich keinen Grund hätte ich mir Sorgen gemacht und angefangen mich nervös an der Innenseite meines Handgelenks zukratzen. "Ich bin bald wieder da!", rief ich meiner Mutter aus dem Flur ins Wohnzimmer zu und verließ zielstrebig das Haus. Ich hatte nicht nur den Plan in die Bücherei zu gehen, sondern auch einige meiner Mitschüler zu treffen. Also ich hatte letzteres als Plan. Meine Mitschüler wussten noch nicht das sie heute auf mich trafen. Im Klassenchat laß ich wie Keith, Paul und die Zwillinge Laura und Lisa sich in der Stadt treffen wollten. Erst Kaffee trinken und Abends dann irgendwie abhängen an der alten Skaterbahn hinterm Kinokomplex. Ich sprang in den Bus und fuhr den Berg herunter zur Stadt, sprang in der Stadtmitte raus und steuerte das von ihnen erwähnte Kaffee Melangé an. Ich atmete tief durch und ging meinen Plan noch einmal durch. In der letzten Serie >Barista Love< ging die Hauptdarstellerin ins Kaffee, kaufte sich einen Coffee to go und blieb mit ihrer Tasche am Stuhl eines gut aussehenden Herren hängen. Ich würde das so ähnlich machen und deshalb ging ich zügig an der vierer Gruppe vorbei, ignorierte sie genauso wie sie mich naturgemäß eh schon immer taten und holte mir meinen Kaffee. Erst beim hinausgehen stieß ich absichtlich unabsichtlich mit dem Fuß gehen ein Stuhlbein und sorgte damit das Laura ihre Aufmerksamkeit definitiv auf mich richten musste. "Kannst du nicht aufpassen?",schnippisch pampte sie mich an und zog den Stuhl auf dem sie saß wieder gerade. Mit der Reaktion war zu rechnen und deshalb hatte ich die passende dazu schon bereit. "Tut mir leid. Entschuldige ich hoffe du hast dich nicht bekleckert." Ich deutete auf ihr weißes Shirt mit dem Aufdruck einer rauchenden Frau. Es war nichts besonderes, aber die Jeansjacke im Used Look machte es richtig cool. "Nein, alles gut und jetzt hau ab Nerd!" Sie war genervt, schwang die blonden Haare im Pferdezopf zurück und ihre Freunde die ebenso genervt waren starrten nur rüber. Die zusätzlichen Augen die auf mich trafen machten mich nervös und bombardierten meinen Plan. "Hörst schlecht? Junge zieh Leine." Keith stand auf, griff seitlich am Tisch vorbei an meinen Ärmel und zog mich beiseite. Er ruinierte meinen weiteren Plan in ein Gespräch zu kommen und so entschied ich mich für meinen Plan B. Eilig machte ich mich davon und hörte sie lachen. "Spinner echt." War das letzte was ich hörte, denn Pauls Stimme war schon sehr markant.

Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt