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Ich hatte den schönsten Schlaf meines Lebens. Als wäre ich einmal tot umgefallen und mit voller Batterie wider aufgestanden.
Es fühlte sich einfach nur alles super weich an in meinem Kopf und solch eine Leichtigkeit habe ich schon lange nicht mehr versprüht. Vielleicht zuletzt im Kindergarten.
Ich wollte gar nicht die Augen öffnen, aber nach einigen Momenten und nicht identifizierbaren Geräuschen tat ich's dann doch und das erste was ich sah war ein Fenster das auf meiner Seite ein halb offenes Raffrollo hatte und auf der anderen Seite ein Flur war.
Das nächste was meinen Blick auf sich zog war die Tür daneben und meine Jacke die an einem Haken daneben hing.

Alles war so weich in meinem Kopf. Wolkig und angenehm.
Meine Stille wurde unterbrochen, als ich meine Mutter, meinen Vater und Sam am Fenster vorbei laufen sah.
Sie waren tief in ein Gespräch verwickelt, als mein Vater plötzlich zu mir sah, meine Mutter an der Schulter antippte und auf mich zeigte.
Ruckartig richtete sie ihren Blick auf mich und stürmte nur wenige Sekunden später in mein Zimmer.
"Nathe! Nathe... Oh mein Gott mein Baby ist wieder wach."
Ich war wach, aber noch gar nicht so richtig da um mit ihren schnellen Bewegungen in meine Richtung und an mein Bett klar zu kommen.
"Hi."
Ich spürte wie meine Mutter meine Hand feste drückte und sah herüber zu meinem Vater und Onkel Sam, als sie mir anschließend um den Hals fiel. Sie bleiben am Bettende stehen blieben.
"Hi? Mehr hast du nicht zu sagen? Wo zum Teufel hast du gesteckt! Und wie ist das hier passiert? Weißt du was für Sorgen wie uns gemacht haben? Wir wären fast gestorben vor Angst."
Aus dem Nichts heraus brüllte mich meine Mutter fast schon an und krallte sich fester in meine Hand.
"Beruhigt dich doch. Der Einzige der fast gestorben wäre ist Nathe. Lass ihn erst einmal wach werden."
Mein Onkel versuchte eigentlich nur meine Mutter zu beruhigen, aber nun ging sie auf ihn los.
"Beruhigen? Das ist doch alles deine Schuld. Du hast nicht genug aufgepasst. Du solltest auf ihn aufpassen. Wie konnte das passieren."
Langsam wurde ich klarer und auch Kraft war genügend in meinem Armen vorhanden um meine Mutter am Arm zu packen, bevor sie sich noch auf Sam stürzte.
"Warte.". Vorsichtig versuchte ich mich auf zu richten, doch mein Bein stellte sich etwas quer und machte mir mehr Mühe in eine halb sitzende Position zu kommen als erwartet.
"Mama warte. Das ist nicht seine Schuld. Nur die von John.... Und mir. Ich hab keinen was erzählt. Es ist allein meine Schuld. Es tut mir leid."

Meine weiche Wolke im Kopf verschwand und die Realität über meine Situation schlug gnadenlos zu.
"Tut mir leid das ihr euch seit gestern Sorgen machen musstet. Das wollte ich alles nicht. John hat mich einfach irgendwo außerhalb hin verschleppt. Wo ist er eigentlich?"
Unter der Decke spürte ich nicht nur einen dicken Verband, sondern auch eine Art Schiene an der Innen- und Außenseite meiner Oberschenkel.
"John? Den haben wir hier nicht gesehen und nicht seit gestern. Vorgestern. Du hast einen ganzen Tag verschlafen."
"Und die Kühe? Die Hühner? Ist er zurück?"

Ich sorgte für äußerst fragende Gesichter und wusste das ich erst einmal ausholen musste.
Es fiel mir mehr als schwer von ganz Vorne an zu fangen.
Im Grunde fing ich ab dem Punkt an, nachdem ich diesen Fehltritt hatte und meine eigene Beziehung zu Ace mit John zerstörte.
Ab da an setzte sich meine Mutter abwechselnd auf mein Bett nur um beim nächsten Schock wieder auf zu stehen.
Johns Art und Weise mit mir zu schlafen brachte alle dazu tief Luft zu holen und jedes Wort erst einmal zu verdauen.
Mein Vater musste sich an der Metallstange meines Bettes festhalten, während Onkel Sam sich gegen die Wand zu meiner rechten gelehnt hatte und lediglich die Arme vor der Brust gekreuzt hielt.
Irgendwann kurz nach meiner Erzählung kam auch André herein. Er hatte eigentlich Onkel Sam etwas sagen wollen, hielt aber inne, als er meine Erzählung hörte.

"So war's. Ja und die Wunde war halt... Ich wusste nicht was ich machen sollte und irgendwie ging das ganz automatisch."
Alle vier mussten die ganzen Infos erst einmal sacken lassen und ich konnte sehen, dass sie nach den passenden
Worten suchten.
"Also... Gut, wenn du fertig bist. Hab ich was." André fummelte etwas aus seiner Tasche und ich erblickte mein Handy.
"Das wurde von Wanderern gefunden und bei der Fundstelle abgegeben."
Ich war überaus glücklich, als ich das Foto in der Hülle auf der Rückseite sah.
Das der Bildschirm vollkommen kaputt war und einige Stücke am Glas fehlten war egal. Die Hauptsache war das ich mein Foto und Sim-Karte zurück hatte.

Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt