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Die zweite Wohnung war nicht so weit weg von der ersten und lag in einem Haus mit insgesamt sechs Parteien. Direkt im Erdgeschoss und mit einer kleinen Außenterrasse. Dafür leider nur mit 60qm² auf einen Raum aufgeteilt. Die Fotos verrieten das es relativ beengt war und dennoch schien der vorherigen Bewohner kreative Lösungen gefunden zuhaben. Um es sich genauer vorstellen zu können waren es aber zu wenige Bilder und auch nicht aus den besten Winkeln geschossen.
Dafür war die Gegend einfacher, schöner und sogar relativ ruhig.
"Gefällt es dir hier?" Linda gab Ace sein Handy zurück. "Ja schon. Es ist nett."
Nett war es wirklich. Das Haus war weiß gestrichen, das Dach rot gedeckt, die Haustür aus Glas, die Mülltonnen vor dem Haus in einem Holzverschlag versteckt und auch je ein Parkplatz zu jeder Wohnung stand bereit. "Wenn alles gut aussieht nehm ich sie." Ich verstand wirklich nicht wieso Ace es vermiet Englisch zu sprechen. Er klang süß und je länger seine Sätze wurden desto sexier klang sein britisch-Englisch. "Gut dann klingel ich Mal." Yuta zwängte sich zwischen Linda und Ace, streckte den Arm aus und drückte auf die Klingel die auch im der Anzeige stand. Es dauerte eine Weile, als die Tür geöffnet wurde und auch gleichzeitig ein rothaariger Lockenkopf aus der passenden Wohnungstür gestreckt wurde. Der Kopf gehörte zu einem Typen der vielleicht Mitte 20 war, Skater Klamotten trug und die gesamten Arme, sowie den Hals mit Tattoos bedeckt hatte.
"Ah! Kommt ihr wegen der Wohnung? Glück gehabt. Ich dachte heute kommt keiner mehr, die Letzte habe ich eben erst weggeschickt. Richtige Ökotante. Fragte ob die Räume gute Flüsse hat! Haha höchstens böse Geister! Kommt rein, ist klein trampelt euch nicht auf die Füße."
Er sprach schnell, im Slang und selbst ich brauchte einen Moment um die ganzen Informationen zusammen zu bekommen. "Was? Was hat der Spinner gesagt?" Ich war froh das dieser Kerl kein Deutsch konnte. Denn die Bezeichnung Spinner würde ihm sicherlich nicht zu einer Wohnung verhelfen. "Ah! Ausländer? Wo kommst du her?" Wieder raspelte er alles herunter und war überschwänglicher als nötig.
"Ähm ja, aus Deutschland. Mein Freund hier interessiert sich für die Wohnung."

Endlich konnten wir uns der Wohnung selbst widmen. Nach einem kleinen Flur von dem es aus in ein Bad direkt neben der Haustür ging gab es dann nur noch einen großen Raum. Eine offene Wohnküche mit kleinem Tresen, da der Platz für einen Esstisch fehlte direkt zur rechten. Neben der Küche selbst hatte er einen Tisch zum Arbeiten mit einem PC stehen. Links ein Zweisitzer - Sofa, TV an der Wand und ein Sideboard darunter, viele Regale an der Wand boten mehr Stauraum, aber eine mitten in den Raum ragende Holzleiter riss die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Eine Galerie über unseren Köpfen beherbergte das Bett von dem Typen. Sie war exakt so breit wie das Bett selbst und bot keinen Spielraum nach rechts oder links. Auf der einem Seite war die Wand, auf der anderen das Geländer. Dafür gab es unterhalb der Galerie Platz für einen Kleiderschranks und viele Haken die Platz für Jacken hatten, darunter ein Schuhregal.

"Das war's schon. Drehen, drehen, drehen und ihr habt alles gesehen. Draußen ist eine Terrasse. Kannst du Blumen pflanzen oder grillen." Er deutete auf eine Balkontüre hinter sich und neben dem Sofa. Die Terrasse war so groß daß ein kleiner Tisch und zwei Stühle auf der einen Seite Platz hätten, zwei Meter breit vielleicht, aber ausreichend.
"Der Preis war mit allem?" Ace schien tatsächlich interessiert zu sein und sah sich alles genauer an. "Ja. Und willst du die Küche dazu? Dann kann ich dir einen Preis sagen. Hast du einen Job?" Auch wenn er noch immer schnell sprach, Ace schien es dieses Mal doch verstanden zu haben. "Ja mach mal und ja bei Holay."
Der merkwürdig Typ war beeindruckt und holte ein paar Zettel heraus. "Ach das ist meine Wohnung, ich bin dann der Vermieter. Cool oder? Nicht so ein alter Gauner! Und du? Bist du sauber?"

Das verstand Ace nicht und wartete darauf das ich es ihm übersetzte. Letztere Frage stellte sich allerdings als Hürde heraus.
"Sag's ihm einfach." Ace drängte mich dazu ihm zu erzählen das er eben nicht so sauber war und Vorstrafen besaß. Doch die anfänglichen Sorgenfalten lösten sich, als ich ihm versicherte das er als Mieter keine Probleme macht. "Okay. Füll das aus und ich melde mich dann bei dir."
Er reichte zwei Blätter rüber und wollte tatsächlich alle Daten von Ace haben.
"Oben drüber wohnt ein altes Ehepaar, die sind leise, darüber eine Familie mit Kind, auf der anderen Seite oben und Mitte zwei Seniorendamen und direkt nebenan eine Frau. Ruhiges Haus."
"Okay. Ich mag die Wohnung und reicht mir auch locker aus. Küche kann auch bleiben."

Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt