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Nach endlosen Minuten hatte ich endlich mein Rad zwischen denen der anderen heraus gefummelt und war im Begriff los zu fahren, als ich aufstieg und nur wenige Meter wieder zum stehen kam. Meine Kette war abgesprungen, ratterte und riss schlussendlich. Sie zwang mich dazu in der immer wärmer werdenden Sonne zu brüten und mein Rad mühselig zurück zu schieben. Irgendwann konnte ich nicht mehr und schob die Ärmel nach oben. Trotz dessen war es noch immer anstrengend und mein Nacken fing an zu brennen. Es war noch ein gutes Stück zurück nach Hause und als nächstes musste ich über einen dünnen Feldweg, ohne Schatten werfende Bäume, an dem rechts Felder waren und links die ersten Blöcke den Beginn der Stadt markierten. Früher wohnten dort Arbeiter der alten Kettenfabrik und dementsprechend waren die Wohnungen schon alt und es hieß das sie auch nicht besonders groß waren, ausschließlich für je eine Person gedacht. Ich konzentriere mich auf die braun-grauen Blöcke und sah mir jeden Balkon genau an. Einige waren Recht hübsch gemacht, andere vollkommen ignoriert worden. Die Dächer waren alle mit Zäunen umbaut. Entweder zum Schutz oder damit keiner von Dach zu Dach sprang, so eng wie die Blöcke waren. Ich dachte darüber nach wer dort wohl wohnte und lenkte mich so eine Weile von der Hitze ab. Solange bis meine Augen anfingen zu brennen und auch mein Gesicht bei jeder Berührung spürbar brannte. Das Atmen wurde schwerer und ich fühlte mich vollständig durchnässt vom Schweiß. "Ah mein Kopf..." Am Rand zum Feld hockte ich mich hin und versuchte das Schlagen und Pochen in meinem Kopf zu ignorieren.

Komplett erschöpft zwang ich mich meine Augen zu öffnen und starrte an eine Decke. Mein Kopf dröhnte so sehr, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl hatte absolut keinen einzigen Gedanken zu haben. Pure Leere herrschte hinter meinen Augen die mehrfach blinzelten um zu begreifen das ich nicht mehr draußen war und ohne nur die kleinste Bewegung zu machen wanderten meine Augen durch den Raum. Sofatisch, Fernseher vor meinen Füßen ... Daneben eine Küchenzeile mit Waschmaschine integriert direkt neben der Haustür. Auf der anderen Seite Balkontür, Ace draußen am rauchen. Neben der Balkontür die Badezimmertür. Ganz rechts von mir ein Einbau Schrank.
Mit meinen Augen vom Balkon links nach Rechts zur Küche und Tür wandernd war ich auch schon durch eine gesamte Wohnung zu betrachten. Das reinste Loch könnte man meinen und gerade mal so groß wie unser gesamtes Wohnzimmer.
Ich hatte keine Ahnung wo ich war und starrte einfach auf Ace der noch immer draußen saß, rauchte und auf dem Handy tippte. Mein Körper war noch immer heiß und mein Hals trocken wie die Wüste Gobi. Nicht die trockenste Wüste, aber durchaus unangenehm. Zum ersten Mal war mein Gehirn still und ohne Gedanken daran was ich wie als nächstes machen musste, so dass es auch so endete wie ich es mir vorstellte. Erst als Ace sich umdrehte und unsere Augen sich trafen drückte er die Zigarette aus und kam zurück in die Wohnung. "Gott, ich dachte schon du würdest nie mehr Aufwachen!" Noch immer mit dunstloser Leere im Kopf sah ich ihm zu wie er sich direkt neben mich auf die Bettkante setzte. "Ace?" Fast unhörbar fing mein Gehirn endlich wieder an zu arbeiten. "Setzt dich etwas und trink das hier." Wie eine Puppe wickelte er seinen Arm um meinen Oberkörper und zog mich locker leicht nach oben nur um ein dickes Kissen hinter meinen Rücken zu legen. "Trink." Plötzlich befand sich ein Glas mit rotem Inhalt in meiner Hand doch als ich noch immer nicht trank wurde es mir schon wieder weggenommen und an den Mund gehalten. "Das ist Traubensaft kein Gift, also trink." Ich musste nur noch schlucken, alles andere wurde mir abgenommen. "Mehr?" Ich nickte und sah ihm zu wie er nur paar Schritte machen musste um in der Küche zu sein. Ein kleiner Kühlschrank war alles was platzmäßig hineinpasste, aber es war für eine Person scheinbar mehr als ausreichend. Zurück mit einem neuem Glas trank ich dieses Mal selbstständig während Ace feuchte, kalte Wickel aus dem Kühlschrank holte und auf meinen Armen, Nacken und Brust verteilte. Die kühlen Wickel taten unheimlich gut und langsam kamen meine Lebenskräfte zurück.
"Wo bin ich hier?" Das Glas verschwand aus meinen Händen und ich folgte seinen Bewegungen zum Sofatisch. Erst Rückblickend fiel meine Aufmerksamkeit auf meinen entkleideten Oberkörper und das Reiben meiner Beine unter der Decke verriet das auch meine Hose nicht mehr an meinem Körper war. "Was hast du getan?" Panisch rückte ich von Ace weg und hielt die Decke schützend vor meine nackte Brust. "Schrei nicht so! Die Wände sind dünn und ich brauche die Bullen hier nicht! Daran bist du selbst Schuld. Wärst du vorhin direkt mitgekommen hättest du dir keinen Hitzschlag eingefangen. Du solltest lieber danke sagen daß ich Kippen holen wollte." Ich versuchte im Kopf nach zu vollziehen was passiert war. Zuletzt war ich auf dem Feldweg und mir ging es furchtbar schlecht. Bruchstücke davon wie man mich trug kamen plötzlich hoch und dann war alles weg. "Du hast Recht entschuldige. Ich hab mich nur erschrocken. Danke schön das du mich mitgenommen hast." Verstimmt wurde ich von diesen braun-grünen Augen gemustert bevor ich mich richtig aufsetzte. "Wovor hast du dich denn bitte erschrocken? Hast du gedacht ich zog dich aus und hab was angestellt? Deine Klamotten waren klatschnass vor schweiß."
"Nein das nicht! Nur wegen..." Ich hob den Arm und wollte eigentlich darauf hinaus ihm lediglich zu zeigen daß es an meiner unmännlichen Gestalt lag die ich nicht zeigen wollte. Doch Ace tat auf doof. "Hä bitte? Weiß nicht was du meinst." Ich sah genau was er meinte doch er ließ mich zappeln. "Mhm? Was?" Er beugte sich vor und ärgerte mich mit seiner aufdringlichen Art. "Wegen meinem dünnen Körper! Deshalb. Zufrieden? Ich mag nicht wenn jemand mich ohne Kleidung sieht, weil an mir nichts dran ist. Bist du jetzt zufrieden?"
Da er anfing laut aus zu prusten und in eine Art unterdrückten Lachen verfiel erübrigte sich die Antwort für uns beide und er lief zum Schrank. "Hier zieh das an, dir scheint es ja wieder etwas besser zugehen, wenn du so energisch antworten kannst." Er warf mir ein großes Shirt mit einem Aufdruck von Metallica zu und gleich darauf eine Boxershorts. Letztere zog ich unterhalb und achtsam versteckt unter der Decke an und zog meine alte Shorts hoch. Er hatte Recht mit meiner Kleidung, denn auch meine eigene Shorts war noch immer leicht schwitzig.

Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt