Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereicht

31

"Du solltest feinfühliger sein." Stimmen aus dem Zimmer meines Onkels drängen mitten in der Nacht in den Flur und wie ferngesteuert folgte ich ihnen.
"Wieso sollte ich? Er hat Mist gebaut und muss nun damit leben."
Hinter verschlossener Tür unterhielten sich Onkel Sam mit André und das scheinbar über mich. "Aber...ahh...aber...ahl!" Sobald André zu einem Widerwort ansetzen wollte gab es ein klatschendes Geräusch und er jaulte laut auf.
"Jede Entscheidung hat halt ihre Konsequenz. Nicht war?"
An Stelle einer Antwort kam nur ein dumpfes Nuscheln.
Aus dem eigentlichen Grund, mir ein Glas Wasser zu holen wurde nichts und ich blieb wie angewurzelt stehen. "So wie meine Ex Frau. Sie wollte Geld und nun? Hängt sie in so einer mittelmäßigen Firma herum, während du mir die Eier lutscht."
Es war kurz still bis ein lautes Stöhnen gefolgt von einem nach Luft ringenden Japsen folgte. "huuuu. Ich bekomme so keine Luft!" Auf die Beschwerde folgte lediglich ein Lachen. "Willst du dich etwa über die Konsequenz deiner Entscheidung beschweren? Du hast doch gewusst worauf du dich einlässt und genießt es doch. Schätz dich glücklich. Mit meiner Ex hab ich das nie gemacht."
"Das heißt ich bin der Einzige?" Andrés Stimme überschlug sich vor Freude mindestens so sehr wie auch das Lachen von meinem Onkel durchs Zimmer schallte. "Ja und jetzt beug dich vor."
Ab dem Moment schaltete ich ab und ließ das Lauschen bleiben.
Durst hatte ich keinen mehr, wanderte aber zum Kühlschrank um hinein zu schauen und hoffte irgendwas würde sich mir schon anbieten. Aber nichts Essbares reizte mich und mit genauso leeren Händen wie ich runter ging lief ich auch wieder hoch und zügig zurück in mein Zimmer.

"Was ist?" Die Nacht war erschöpfend und wenig erholsam und genau das sah man mir auch an.
Adam und Lisa konnten es nicht sein lassen mich an zu starren. "Ich kenne keinen der es schafft in der australischen Sonne blasser zu werden." Adam deutete auf mich und kniff mir in die Wange. "Aus, lass das." Wild fuchtelnd schlug ich seine Hand weg und rieb mir anschließend die schmerzhafte Wange. "Magieeeeeee!" Er scherzte weiter bis auch Linda ihn versuchte aus der euphorischen guten Laune herunter zu holen.
"Ist schon wieder was mit Ace? So eine Fernbeziehung ist nicht für jeden was." Ich sah sie mir genau an, wie sie während des Essens das Haar auf einer Seite hinters Ohr klemmte und es aus der anderen Seite sicher nach hinten warf. "Eine Beziehung an sich meinst du wohl? Sprechen wir lieber von dir. Ich wüsste da was. Also da gäbe es wen der Interesse an dir hat." Um ab zu lenken entschloss ich mich lieber dem Liebesleben von Yuta zu wittmen. Immerhin hatte er noch immer Interesse an Linda.
"Hu? Na aber hoffentlich nicht der da!" Erschrocken zeigte sie quer über den Tisch Richtung Adam der genauso empört reagierte. "Als ob! Niemals du Hexe. Eklig!"
"Eklig? So jemanden wie mich bekommst du eh nicht."
"Zum Glück."

Ein Wort folgte aufs nächste und sie stichelten immer weiter bis sie mich endgültig zum lachen brachten.
"Nein, nicht Adam. Aber zugegeben keiner von denen die hier wegen dem akademischen Wert da sind."
Ich wollte nicht ins Haus fallen und direkt sagen wer, Adam sah das aber anders und schaltete blitzschnell. "Ha! Ich weiß es! Es ist euer Teamleader vom Schwimmen oder?"
Adam freute sich seines Lebens die Antwort aus meinem Gesicht bereits ablesen zu können, während Linda noch mit sich haderte. "Der? Ein Sportlertyp? Ach ich weiß nicht. Er ist auch nicht mein Typ und ich bin größer, als er. Das sieht doch komisch aus."
Tatsächlich war sie größer, als ich oder Yuta, aber wenn es um Ungleichheit ginge war ich Experte.
"Na und? Guck mich an. Schmall und einfach nur lang. Wie ein Stock. Und Ace? Seine Bauchmuskeln sind die pure Definition von Waschbrett und auf seinen Kreuz kann er mich locker tragen. Also Ungleichheit ist doch echt kein Hindernis. Komm schon. Er ist zwar laut und irgendwie aufgedreht, aber auch nett und diszipliniert."
"Und ein Sportler. Ich wette beim lernen ist er ihr keine große Hilfe." Ich wollte ja kontern auf Adams Einwand, aber wusste nicht wie. "Ich muss zugeben ich weiß nicht wie er in den anderen Fächern ist, aber beim Schwimmen und als Teamleader ist er toll. Er hat Führungsqualitäten."
Linda haderte noch immer, während Adam mit vollem Mund anfing zu sprechen. "Toll dann kann er dich in Zukunft, als Kellner, perfekt zum Tisch führen!"
Er versuchte nicht zu spucken beim Sprechen, aber das scheiterte sobald Linda ihm unterm Tisch vors Schienbein trat. "Erstens das ist widerlich. Zweitens kannst du manchmal echt gemein sein und drittens weil du so fies bist geb ich ihm erst Recht eine Chance."