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Es wurde später und noch später, dennoch schienen die Meisten erst jetzt so langsam müde zu werden.
Ich hingegen verspürte alles außer Lebensgeister in mir.
Vielleicht noch das satte Essen den ganzen restlichen Abend und in der Nacht, aber mehr war nicht mehr mit mir an zu fangen.
"Ich bin müde."
Ganz im Gegenteil zeigten sich meine Eltern und Onkel Sam, als ich sie in einer fröhlichen Runde mit anderen endlich fand.
"Dann lass dich von John heim fahren. Schon okay. Der Store ist eh schon zu und du musst nicht bleiben bis alle weg sind."
Es war beruhigend, dass ich wirklich nicht länger bleiben müsste. Weniger aber das John mich fahren sollte.
"Ich nehme lieber einen Uber."
Noch bevor Onkel Sam überhaupt reagieren konnte drehte ich mich schon auf dem Absatz um und suchte mir tatsächlich eine Alternative heraus.

Es dauerte auch nicht lange als ein Auto mit einer Frau mittleren Alters vor mir stand und gerade beim Einsteigen das Abholen bestätigen wollte.
Ich sag ihr zu wie sie kurz davor weiter zu klicken, als ein Klopfen an der Scheibe sie erschrack und meine Tür kurz darauf aufgerissen wurde.
"Wo willst du denn hin?"
Nur wenige Sekunden hätten gefehlt dann wäre ich John aus den Fingern geglitten und so sah auch sein überraschtes Gesicht aus.
"Sorry stornieren Sie bitte die Fahrt."
Die Dame war ziemlich irritiert, ich hingegen aber überhaupt nicht. Dafür John wiederrum, als ich einfach kommentarlos ausstieg und die Autotür wieder schloss.

"Wozu brauchst du eine Mitfahrgelegenheit, wenn ich dich fahre?"
"Ich wollte dich nicht stören."
Ich versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben und tatsächlich sah es so aus, dass ich endlich Mal glaubhaft lügen konnte.
"Ach. Tust du doch nie. Komm ich fahre."
Wieder ohne Protest lief ich einfach mit ihm mit zum Parkplatz und setzte mich genauso stumm auf den Beifahrersitz.
"Mhm? Kein 'lass mich.' oder 'hör auf mich zu verfolgen?'"
Kaum losgefahren wurde er skeptisch und versuchte meine ausdruckslose Miene zu entziffern.
"Nein. Kein Einwand. Ich will einfach nur nach Hause."

Die darauf folgende Stille bis nach Hause war angenehm. Zumindest für mich. John hingegen wirkte sichtlich nervös.
"Hey hör zu. Das wegen heute Abend. Das nimmst du mir doch nicht etwa übel oder? Komm schon. Du weißt wie viel du mir bedeutest."
Innerlich hätte ich kotzen können. Der Würgereiz war kaum zu unterdrücken.
"Ja klar. Chan und die Anderen waren sehr unhöflich dir gegenüber."
Es irritierte ihn zwar, dass ich so leicht zustimmte, aber sorgte dennoch für ein Lächeln auf seinen Lippen.
"Gut. Dann sind wir uns ja einig."
Mit der Hand an meinem Kinn drehte er mein Gesicht vollständig zu sich und verabschiedete mich mit einem sehr intensiven Zungenkuss.
Es war schwer das Gefühl in meinem Magen zu kontrollieren doch diese Sekunden würde ich noch aushalten können.
"Dann schlaf gut."
"Du auch."
Es kostete mich wirklich viel Kraft und dementsprechend war ich auch erleichtert, als ich heim kam und wie immer von Lady begrüßt wurde.
"Hey Lady. Kommst du mit?"
Mit Schwung sprang sie mir auf den Arm und war bereit mir wieder Gesellschaft zu leisten während ich mich kurz darauf im Bett hin und her wälzte nur um nach einer gefühlten Ewigkeit doch ein zu schlafen.
Es war vielleicht erst eine Stunde vergangen, als mich das laute Klingeln und vibrieren, gepaart mit plötzlichem Licht meines Handys aus dem Schlaf riss.

Eine unbekannte Nummer rief mitten in der Nacht an. Kurz zögerte ich bis es mir schlagartig zurück ins Gedächtnis kam.
So schnell wie möglich oder eher so schnell wie nie zu vor wischte ich über den grünen Hörer und drückte mir das Handy direkt gegens Ohr.
"Ace?"
Kein Hallo, kein Wort der Beschwerde über diese späte Stunde. Nur meine hoffnungsvolle Erwartung und eine Katze die mich böse vom Bettende an sah bevor sie wieder hoch auf meinen Schoß schlich.
"Ja tatsächlich ich bin's."
Seine Stimme zu hören ließ mein Herz dreimal so heftig schlagen wie sonst.
"Ich hab dich wahrscheinlich geweckt oder?"
Hatte er, aber jetzt fühlte ich mich überhaupt nicht müde.
"Ja schon, aber ich hab nur kurz geschlafen. Bin vor kurzem erst heim."
"Mhm so spät?"
"Ja, ich hatte meine Store Eröffnung. Und Onkel Sam schmiss danach eine Party."

Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt